Dr. Hermann Alex. Müller,
Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig,
1882
Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke.
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Agneni - Aigner.
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Afinger'
nen und Schnitzen. Darin wurde er so geschickt, daß er zu Nürnberg in eine
Silberplattierfabrik trat, wo er Gefäßformen bildete und bereits viele
künstlerische Modelle lieferte. Diese Arbeiten und besonders eine Nachbildung
der berühmten betenden Madonna fesselten 1840 die Aufmerksamkeit Rauchs, der
nach Nürnberg gekommen war und ihm den Eintritt in sein Atelier anbot. So
kam er nach Berlin, wo er zwar anfangs infolge seiner bisherigen
mittelalterlichen Anschauungen in der Plastik große Schwierigkeiten fand,
sich aber doch das Verständnis der Körperformen und der Gewandung nach
den Grundsätzen der Antike so bald aneignete, daß er eine Kopie der Rauchschen
Statue der Königin Luise machen und sich bei der dekorativen Ausschmückung
des Museums beteiligen konnte. 1842 kehrte er auf eine Zeitlang nach Nürnberg
zurück und schuf für eine Kirche in Dinkelsbühl die kolossale Halbfigur
eines Christus in Hautrelief, die noch viel von der altdeutschen Härte der
Formen zeigte. Ganz anders eine treffliche Statuette der Schauspielerin Rachel
(1850) und mehrere dann folgende Medaillonporträte. Ebenso frei von jenem
mittelalterlichen Stil sind: die Sandsteinfiguren für die Schloßkirche in Sagan,
namentlich ein Kruzifix daselbst, eine Büste der Herzogin von Sagan, ein
herrlicher Auferstehungsengel für das Familiengrab des Grafen von Pourtalès
und eine Kolossalstatue Isaak Newtons im Nationalmuseum zu Pest. Nachdem er
dann noch die Figuren am Denkmal der Universität Greifswald und zwei
Standbilder für die Universität in Königsberg ausgeführt hatte, schuf er sein
edelstes Werk, die Erzstatue Arndts in Bonn (1865), die das Charakteristische
der biedern Persönlichkeit mit dem idealen Ausdruck meisterhaft verbindet.
Ebenso trefflich ist eine Marmorstatue der Penelope in Elberfeld und neuerdings
mehrere Grabmonumente von edler, tiefer Empfindung. Er ist Ritter des Roten
Adlerordens vierter Klasse und des österreichischen Franz-Josephsordens.
Agneni (spr. anjéni),
Eugène, ital. Historien- und Monumentalmaler,
geb. 1819 zu Sutri bei Rom, einer der besten ↔
Schüler von Fr. Coghetti (gest. 1875), hatte sich bereits in mehreren Fächern der
Malerei hervorgethan, als er infolge seiner Teilnahme an der Revolution 1848
flüchten mußte und sich in Genua, später in Paris niederließ. Von dort zog er 1869
wieder nach Florenz, wo er mehrere öffentliche und Privatgebaüde mit Malereien
schmückte. Zu seinen Hauptwerken gehören: eine Scene aus der Inquisition, Abraham
führt seinen Sohn Isaak zum Opfer, der aus dem Meer gezogene Leichnam der Sappho
(in zwei Bildern), das Freskobild des triumphierenden Italien (für den Marquis
F. Piama), seine Historienbilder im Palast Rocca, Eva, die beim Anblick der
Schlange erschrickt, die Entwickelungsstufen des menschlichen Lebens (sechs
Zeichnungen) und die Schatten der großen Florentiner.
Ahlborn (spr. óhl-),
Lea, schwed. Münz- und Medaillenstempelschneiderin,
geb. 18. Febr. 1826 zu Stockholm, Tochter des Münzgraveurs Ludwig Pettersen Lundgren,
widmete sich nach beendetem Schulkursus der Kunst, trat durch Vermittelung von
Qvarnström in die dortige Akademie, lernte unter Leitung ihres Vaters das Gravieren
und verschaffte sich durch Arbeiten die Mittel, 1851 nach Paris zu gehen, wo sie
sich in Toussaints Atelier im Modellieren und bei verschiedenen Graveuren im Gravieren
vervollkommnete. 1853 kehrte sie nach Stockholm zurück, wurde nach dem Tod ihres
Vaters Stempelschneiderin der königlichen Münze, heiratete 1854 den Ornamentbildhauer
Karl A. aus Braunschweig und schnitt alle Stempel der Kupfer- und Silbermünzen unter
Oskar I. und Karl XV., gravierte auch alle Medaillen, welche die Akademien der
Künste und der Wissenschaften sowie die verschiedenen Korporationen seit 1853 prägen
ließen.
Aigner, Joseph Matthäus,
Porträtmaler, geb. 18. Jan. 1818 zu Wien, kam als Sohn eines Goldschmieds mit seinem
zwölften Jahr bei einem Juwelier in die Lehre, ergriff aber nach Ablauf der Lehrzeit,
seinem innern Beruf folgend, die Malerei und trat in das Atelier Amerlings,
wo er bis 1838 lernte. Dann widmete er sich ausschließlich dem Porträt
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 8.