Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

583
Schonburg - Schöneberg
Bischof, Denkschrift betreffend das fürstl. und gräfl.
Gesamthaus S. und dessen Anrecht auf Einräu-
mung von Sitz und Stimme im hohen Bundesrate
des Norddeutschen Bundes (Graz 1871).
Urkundlich wird zuerst ein Hermann von S. 1182
genannt. Seine Nachkommen zerfielen in mehrere
Linien, bis Ernst 1529 Erbe sämtlicher Herrschaf-
ten und der nächste Stammvater des Gesamthauses
S. wurde. Ernsts Söhne stifteten 1556 die glau-
chauische (erloschen 1620), die Waldcnburger und die
Peniger Linie. Die Waldenburger (auch obere)
Linie, gestiftet von Hugo, wurde 1790 in der Per-
son des Grafen Otto in den Reichsfürstenstand er-
hoben. Durch seine Söhne bildeten sich die Linien
Schönburg-WaldenburgundSchönburg-Hartenstein.
An der Spitze der Linie Schon bürg-Wald en-
burg steht seit 13. Dez. 1893 Fürst Otto (geb.
22. Äug. 1882), lutherisch. Die Linie Schönburg-
Harten st ein repräsentiert Fürst Alexander
(geb. 5. März 1826), katholisch. - Die Peniger (un-
tere) Linie stammt von Ernsts jüngerm Sohne, dem
Grafen Wolf (gest. 1581), dessen Enkel die beiden
Linien ".. Schönburg - Glauchau (Hinterglauchau)-
Nochsburg und d. Schönburg-Glauchau (Foroer-
alauchau)-Penig-Wechselburg stifteten. Die ältere
Linie teilte sich in zwei Uste: 1) Schönburg-
Glauchau (Hinterglauchau) und 2) Schönburg-
Rochsburg. Die letztere erlosch 1825 im Manns-
stamm, worauf ihre Besitzungen an Schönburg-
Glauchau fielen. Chef dieser 2inie ist Graf Cle-
mens (geb. 19. Nov. 1829), lutherisch. Die Linie
Penig-Fordergl au chau-Wechselburg teilte
sich mit den Söhnen des Stifters 1657 in die Aste
a. Schönburg-Wechselburg und d. Schön-
burg-Penig. Der letztere erlosch 1763; seine Be-
sitzungen erbte der ältere Ast. Jetziger Standes-
herr ist Graf Karl (geb. 13. Mai 1832), der der katb.
Konfession angehört. - Vgl. Tobias, Rcgesten des
Hauses S. (Zittau 1865); Schönburgische Geschichts-
blättcr. Vierteljahrsschrift, hg. von Küstner, Jahrg. 1
(Waldcnb. 1894-95).
Schonburg, Friedrich von, s. Sckomberg.
Schönburg, Burgruinen bei Oberwesel (s. d.)
und bei Naumburg a. d. S.
Schöndruck, in der Buchdruckerkunst das Be-
drucken der einen Seite des noch unbedruckten Bo-
gens, im Gegensatz zu Widerdruck, dem darauf-
folgenden Bedrucken der andern Seite.
Schöne, Alfred Kurt Immanuel, klassischer
Philolog und Literarhistoriker, geb. 16. Okt. 1836
zu Dresden, studierte in Leipzig und Bonn klassifche
Philologie, war zwei Jahre lang Gymnasiallehrer
in Dresden, habilitierte sich 1864 in Leipzig, wurde
1867 daselbst außcrord. und war 1869-74 ord.
Professor in Erlangen. Später war er in Paris
wissenschaftlich beschäftigt, bis er 1884 zum Biblio-
thekar an der Göttinger Universitätsbibliothek er-
nannt wurde. Im I. 1887 wurde er Professor der
klassischen Philologie in Königsberg, 1892 in Kiel.
Er veröffentlichte: " Hua^tionnm llielon^iniHna-
ruin c^ita86i6ctH)) (Berl. 1864), "Untersuchungen
über das Leben der Sappho" (1867), "^U3odii (Hi-o
nicui'nin lidi'i äno" (2 Bde., ebd. 1866-75), "Brief-
wechsel zwischen Lessing und seiner Frau" (Lpz. 1870;
2. Aufl. 1885), "M. Hauptmanns Briefe an F. Hau-
ser" (2 Bde., ebd. 1871), "^naiectN pliiloloFicn. di-
8toi'ica" (ebd. 1870), "'Ikuc^äiäiL lidi-i 16t II" (Berl.
1874), "Die Universität Göttingen im Siebenjähri-
gen Kriege", Festschrift (Lpz. 1887), "ZurThukydides-
kritik" (Berl. 1891), "Das histor. Nationaldrama der
Römer" (Kiel 1893) u. a. Auch Belletristisches (No-
vellen) hat S. geschrieben.
Schöne, Richard, Bruder des vorigen, Archäo-
log, geb. 5. Febr. 1840 in Dresden, studierte in
Leipzig Philologie, machte 1864-68 Reisen in
Italien und Griechenland, habilitierte sich 1868 in
Berlin und wurde 1869 außerord. Professor der
Archäologie an der Universität Halle. 1872 in das
Kultusministerium nach Berlin als Referent sür die
Kunstangelegenheiten berufen, wurde er 1880 zum
Generaldirektor der königl. Museen in Berlin er-
nannt. Er schrieb: "über Platons Protagoras" (LpZ.
1862), "Die antiken Bildwerke des Lateranensischen
Museums" (mit Venndorf, ebd. 1867), "HuasLtio-
nuin I'omrManüi'niil 8p6eiin6n" (ebd. 1868), "Griech.
Reliefs aus athenifchen Sammlungen" (ebd. 1872),
"1^6 anticiiitü. äel Nu860 ^occiii 6i ^äi-ia," (Rom
1878), "k'kiloinZ N6cdNiiic3,6 8Mtaxi8 lidri IV 6t
V" (Berl. 1893).
Schönebeck, Stadt im Kreis Calbe des preuß.
Reg.-Bez. Magdeburg, am linken Elbufer, an den
Linien Magdeburg-Halle-Leipzig und Magdeburg-
Staßfurt der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines
Amtsgerichts (Landgericht Magdeburg), hat (1890)
14189 l7000 männl., 7189 weibl.) E., darunter
272 Katholiken und 79 Isracliten, Postamt erster
Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, lateinlose Real-,
böhcre Mädchenschule, Bürgerschulen, Schiffer-und
Fortbildungsschule, Wasserleitung, Kanalisation,
Sparkasse und bedeutende Industrie, darunter die
chem. Fabriken Hermania (Aktiengesellschaft mit
300 Arbeitern) zur Herstellung von chem. Präpa-
raten, Soda, Chlorkalk, Glaubersalz und Säuren,
und Rob. Müller & Comp., die Zündhütchenfabrik
(Aktiengesellschaft, vormals Sellier & Vellot), fer-
ner Fabriken für Blciweiß, Sago, Knöpfe, Malz,
keckstem, Maschinen, Lack, Kokosmatten und Kokos-
decken und künstlichen Dünger sowie Brauereien.
Der Handel erstreckt sich vorzüglich auf Landespro-
dukte, Holz und Kohlen. Die königl. Saline, die
größte des europ. Festlandes, liefert jährlich etwa
75000 t Salz. Die Sole wird von Großsalze (s. d.)
hergeleitet. Im Febr. 1876 wurden von der Hochflut
der Elbe 600 Häuser fast vollständig unter Wasser
gesetzt und viele zerstört. Seit den Zeiten Friedrichs
d. Gr. ist ^. mit Großsalze und Frohse durch Kolo-
nistcnstraßen zu einem Dreieck verbunden. - Vgl.
Magnus, Chronik der Stadt S. (Berl. 1880).
Schöneberg bei Berlin, Dorf und Vorortvon
Berlin (s. d.), im Kreis Teltow des preuß. Reg.-Vez.
Potsdam, an der Berliner ^tadt- und Ringbahn und
derWannseebahn,mitVerlindurchOmnibus,Pferde-
und Dampfstraßcnbahn verbunden, hatte 1880:
11180,1885: 15872, 1890: 28721 (14026 männl.,
14695 weibl.), 1894 etwa 54000 E., drei Post-
ämter, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Rohrpost,
in Garnison die Luftschisfcrabteilung, das 1. und
2. Eisenbahnregiment und das 1. Bataillon des
3. Eiscnbahnregiments, einen Bahnhof der Militär-
eiscnbahn Verlin-Zossen-Spcrenberg, Kasernen der
Eisenbahnregimenter, Pauluskirche, Zwölfapostel-
kirche, kath. Kirche, Kaiser-Wilhelms-Denkmal, Rat-
^ haus, Prinz-Heinrich-Gymnasium, Realgymnasium,
! böhcre Privatschulen, Privatsternwarte, Heilanstalt,
l Wasserleitung, Gasanstalt; Fabriken für Sulsit-
^ Cellulofe, pbotogr. Apparate, Luxuspapier, Blitz-
ableiter, Militäreffekten, Cigarren, Seife und Pa-
pier, ein Institut für Photographie, Chromotypie,