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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Archena; Archenholz; Archer; Archers; Archetyp; Archēus; Archi; Archiac; Archĭas; Archiāter; Archibutĕo; Archidameia

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Archena - Archidameia.

Archena (spr. artsche-), besuchter Badeort in der span. Provinz Murcia, rechts vom Segura, im Val de Ricote, an der Eisenbahn von Madrid nach Cartagena, mit schwefelhaltigen Salinen von 52° C., aber mangelhaften Badeeinrichtungen und (1878) 3533 Einw.

Archenholz, Johann Wilhelm von, deutscher Geschichtsforscher, geb. 3. Sept. 1743 in Langenfuhr, einer Vorstadt Danzigs, wurde im Kadettenhaus zu Berlin gebildet und machte die letzten Feldzüge des Siebenjährigen Kriegs mit. Im J. 1763 als Hauptmann verabschiedet, bereiste er den größten Teil Europas, lebte darauf 1769-79 fast ganz in England und ließ sich 1792 dauernd in Hamburg nieder, in dessen Nähe er den Landsitz Oyendorf ankaufte. Er starb daselbst 28. Febr. 1812. Als gewandter Schriftsteller bethätigte er sich zunächst durch die Monatsschrift "Litteratur- und Völkerkunde" (Leipz. 1782-91); glänzenden Erfolg aber hatte sein auch vielfach übersetztes Buch "England und Italien" (das. 1785, 5 Bde.), das in den "Annalen der britischen Geschichte" von 1788 an (Braunschw., Hamb. u. Tübing. 1789-98, 20 Bde.) eine Fortsetzung fand. Seine "Geschichte des Siebenjährigen Kriegs" (zuerst im "Berliner historischen Taschenbuch für 1789"; dann erweitert, Berl. 1793, 2 Bde.; 11. Aufl., Leipz. 1879) gilt noch jetzt wegen der Anschaulichkeit und Frische der Schilderung und der warmen patriotischen Begeisterung für Friedrich als die populärste Geschichte des Kriegs. Andre Schriften sind: "Geschichte der Königin Elisabeth" (Leipz. 1789); "Geschichte Gustav Wasas" (Tübing. 1801, 2 Bde.); "Kleine historische Schriften" (das. 1803), deren 2. Band die "Geschichte der Flibustier" enthält, und die Übersetzung von Ormes' "Die Engländer in Indien" (Leipz. 1786-88, 3 Bde.). Seit 1792 gab er die Zeitschrift "Minerva" heraus.

Archer (spr. artcher), ansehnlicher Fluß der Yorkhalbinsel in der britisch-austral. Kolonie Queensland, entspringt auf den gegen N. durch die genannte Halbinsel streichenden Höhenzügen und ergießt sich unter 13° 21' südl. Br. in den Golf von Carpentaria. Er wurde 1880 von Pennefather untersucht. Die Mündung ist 500 m breit und verschlammt, so daß nur Schiffe von 3 m Tiefgang passieren können, dann erweitert sich der Fluß auf 2 Seemeilen; 24 km aufwärts fand man noch eine Breite von 400 m und von Ufer zu Ufer eine Tiefe von 7 Faden. Die Landschaft zu beiden Seiten war überall mit üppiger Vegetation bedeckt.

Archer (spr. artscher), Thomas, engl. Schriftsteller, der auf dem Gebiet des Sensationsromans sich einen Namen gemacht hat. Von seinen Werken nennen wir: "Madame Prudence" (1862); "Wayfe summers" (1863); "The frog's parish clerk" (1866) und besonders "A fool's paradise" (1870, 3 Bde.). Von größerer Bedeutung ist sein Buch über die Armen und Verbrecherklassen Londons: "The pauper, the thief and the convict" (1865).

Archers (franz., spr. -scheh; lat. arciarii, v. arcus), im Mittelalter in Westeuropa s. v. w. Bogenschützen, welche schon im 11. Jahrh. im Sinn der heutigen Tirailleure verwendet wurden; sie schossen in einer Minute zwölfmal und fehlten auf 200 Schritt selten ihr Ziel. In Frankreich verloren sie im 13. Jahrh. durch die mehr in Gebrauch kommende Armbrust an Bedeutung, die sie später als Francs-archers (s. d.) wiedergewannen; letztere, auch zu Pferd, waren schwer, die A. leicht, mit Stoßdegen oder Kurzspieß bewaffnet. Die berühmtesten Bogner (A.) hatte England, wo sie noch 1627 als Truppe vorkommen. Von A. hat das Wort Hartschier seinen Ursprung.

Archetyp (griech.), Urbild; Muster; erster Druck. Archetypisch, als Urbild dienend.

Archēus (Archäus; griech., "Herrscher"), nach Paracelsus' und van Helmonts theosophischen Vorstellungen das geistige Urprinzip, von welchem der ganze animalische Lebensprozeß sowohl der Welt als des menschlichen Körpers, die Ernährung, Heilung in Krankheiten etc. abhängen sollen. Vgl. Lessing, Handbuch der Geschichte der Medizin (Berl. 1838).

Archi (Arci, vor Vokalen, besonders vor i und y, auch bloß Arch), eine aus dem Griechischen stammende Vorsilbe vieler Wörter, welche zunächst bei Titeln einen höhern Grad der Würde oder Gewalt bezeichnet und unserm daraus entstandenen Erz-, z. B. Archicancellarius (Erzkanzler), Archiepiscopus (Erzbischof), Archidux (Erzherzog) etc., entspricht. Außerdem hat es die Bedeutung von "ur" und "vollkommen" oder "im höchsten Grad", so z. B. in dem bekannten Worte des Generals Leboeuf 1870: "Nous sommes archiprêts" ("wir sind vollkommen kriegsbereit"). - Als Zusatz zu Namen älterer Instrumente deutet A. auf eine besondere Größe des Tonumfangs und der Bauart, z. B. Archicymbal (arcicembalo), ein von Vincentino im 16. Jahrh. konstruiertes Klavierinstrument mit sechs Klaviaturen, das für alle Töne der drei antiken Tongeschlechter (diatonisch, chromatisch und enharmonisch) besondere Tasten und Saiten hatte, u. a.

Archiac (spr. arschĭack), Etienne Jules Adolphe, Vicomte d', Geolog, geb. 24. Sept. 1802 zu Reims, diente 1821-30 in der französischen Armee, privatisierte später, war langjähriger Vizepräsident der Geologischen Gesellschaft von Frankreich und Professor der Paläontologie am Musée d'histoire naturelle in Paris, wo er 1868 starb. Er schrieb: "Historie des progrès de la géologie de 1834 à 1850" (Par. 1847-50, 8 Bde.); "Cours de paléontologie stratigraphique" (1864); "Géologie et paléontologie" (1867) und "Paléontologie de la France" (1868).

Archĭas, Aulus Licinius, griech. Dichter, geboren um 120 v. Chr. zu Antiochia, kam 102 nach Rom, wo ihm seine Kunst, besonders im Improvisieren, in den ersten Familien Zutritt verschaffte, namentlich in der der Luculler. Ihrem Einfluß verdankte er, daß er um 90 das Bürgerrecht der mit Rom verbündeten Stadt Herakleia erhielt, womit zugleich der Genuß des römischen Bürgerrechts verbunden war. Trotzdem wurde er 62 der widerrechtlichen Anmaßung desselben angeklagt, aber auf die glänzende Verteidigungsrede seines Freundes Cicero (pro Archia poeta) freigesprochen. Seinen Namen tragen 35 Epigramme in der griechischen Anthologie; ob diese aber von ihm herrühren, ist zweifelhaft. Vgl. Conz, Licinius A., ein Improvisator (Ulm 1825).

Archiāter (griech., "Oberarzt"), Titel, welcher zuerst vom Kaiser Nero seinem Leibarzt Andromachos von Kreta als Rangauszeichnung verliehen wurde, später aber eine vom Staat besoldete Klasse von Ärzten (Archiatri populares) bezeichnet, die mit der Beaufsichtigung der ärztlichen Praxis sowie mit der Unterweisung und Prüfung der angehenden Ärzte betraut waren und eine Art von Medizinalkollegium bildeten. Ein solches bestand in jeder ansehnlichern Stadt. Auch gab es neben diesen noch kaiserliche Leibärzte (Archiatri sacri palatii) mit diesem Titel.

Archibutĕo, s. Bussarde.

Archidameia, Tochter des spartan. Königs Kleonymos II., trat, als der Rat beschlossen hatte, vor der durch Pyrrhos drohenden Belagerung der Stadt alle Weiber nach Kreta zu bringen, mit dem Schwert