Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Armfüßer; Armgeige; Armīda; Armieren; Armierungsübungen; Armĭfer; Armigius; Armilla; Armillārsphäre; Armilus

846

Armfüßer - Armilus.

2) Gustav Moritz, Graf von, Günstling Gustavs III. von Schweden, geb. 1. April 1757 zu Juva im finnischen Gouvernement Abo als Sprößling einer der angesehensten Familien Finnlands, Sohn des Generalmajors und Landeshauptmanns Baron Magnus Wilhelm A., trat noch jung in das schwedische Heer und gewann bald die vertraute Freundschaft König Gustavs III., den er 1780 zu Spaa genauer kennen lernte. Liebenswürdig, geistreich und aufopferungsfähig, aber auch ränkesüchtig und ehrgeizig, ward er Gustavs erklärter Günstling und seit dem Reichstag von 1786 von herrschendem Einfluß. Zweimal rettete er während des Kriegs gegen Rußland (1788-90) dem von Verrätern umgebenen Monarchen Freiheit und Lehen. Als Gustav auf Anstiften Rußlands von seinen westlichen Nachbarn angegriffen wurde, sandte er A. zu den treuen Dalekarliern. A. bildete hier ein Korps von 18,000 Mann, schlug die Dänen und bestimmte sein ihm ganz ergebenes Heer, in die Nähe der Hauptstadt zu marschieren, um dem König während des Reichstags von 1789 zur Hand zu sein. Zum Generalmajor erhoben, unterzeichnete er 14. Aug. 1790 den Frieden von Werelä, dem 1791 die Offensivallianz mit Rußland gegen die französische Revolution folgte. Noch auf dem Sterbebett ernannte der König 1792 A. zum Gouverneur von Stockholm und zum Mitglied der Regentschaft; allein der Bruder des Königs, Herzog Karl von Södermanland, später König Karl XIII., welcher A. aus politischen und persönlichen Gründen mit unwürdigem Haß verfolgte, hob die letztere Bestimmung auf und übertrug A., um sich seiner zu entledigen, den Posten eines Gesandten zu Neapel. Bald darauf ließ er A., der sich in eine Verschwörung gegen des Herzogs Günstling Reuterholm eingelassen und sogar russische Hilfe angerufen hatte, des Hochverrats anklagen, in contumaciam zum Tod verurteilen und seine Güter konfiszieren, während A. nach Petersburg entfloh und von der russischen Regierung in Kaluga interniert wurde. Gustav IV. gab ihm 1799 Rang und Güter zurück und überhäufte ihn mit Gunstbezeigungen. A. wurde zum Gesandten in Wien, 1805 zum Generalgouverneur von Finnland ernannt und focht 1806 und 1807 mit Auszeichnung in Pommern, 1808 mit weniger Glück in Norwegen. Nach dem Sturz Gustavs IV. 1809 zum Präsidenten des Kriegskollegiums ernannt, nahm er bereits 1810 den Abschied und zog sich durch seine Verbindung mit der Gräfin Piper neue heftige Verfolgungen zu. Er ging deshalb 1811 nach Petersburg, wo man ihn wegen seines Einflusses in dem 1809 an Rußland abgetretenen Finnland freudig aufnahm. Er wurde in den Grafenstand erhoben, zum Präsidenten des Komitees für die finnischen Angelegenheiten und zum Mitglied des Senats ernannt. A. wirkte auf diesem Posten eifrig für das Beste seines Vaterlands, das ihm die Erhaltung seiner Privilegien sowie die Wiedervereinigung mit Altfinnland verdankte, dessen Bauern, widerrechtlich zu Leibeignen gemacht, auf seinen Bericht freigegeben wurden. Er folgte seinem neuen Souverän in den Feldzug von 1812, trug wesentlich zu dem wichtigen Friedensschluß mit der Türkei bei und weckte in Alexander I. zuerst die Ideen der Emanzipation Polens, der Wiedereinsetzung des Hauses Bourbon sowie der Souveränität des römischen Papstes. A. starb plötzlich zu Zarskoje Selo 19. Aug. 1814. Er sprach und schrieb mit Leichtigkeit fast alle Sprachen Europas. Eine Selbstbiographie Armfelts findet sich in "Handlingar rörande Sveriges historia" (Stockh. 1830, deutsch in den "Zeitgenossen"). - Sein Sohn Gustav Magnus, geb. 1792, trat 1812 in russische Kriegsdienste, starb 8. Juli 1856 als Generalleutnant und Inspektor der finnischen Nationaltruppen.

Armfüßer, s. Brachiopoden.

Armgeige (Viola da braccio), früher Name der kleinern, im Arm gehaltenen Geigenarten, im Gegensatz zu den größern, zwischen den Knieen gehaltenen Kniegeigen (Viola da gamba).

Armīda, eine der hervorragendsten Frauengestalten in Tassos "Befreitem Jerusalem", die Tochter des Königs Arbilan von Damaskus, welche durch ihre Schönheit und Zauberkünste Verwirrung unter den Christenhelden anrichtet und namentlich den tapfern Rinaldo in ihren Zaubergarten zu Antiochia lockt und hier in Unthätigkeit und Wollust versinken läßt, bis die Boten Gottfrieds von Bouillon ihn finden und befreien; daher A. überhaupt s. v. w. verführerisches Weib. Die herrliche Episode der Tassoschen Dichtung, welche an die von der Kirke bei Homer erinnert, ist von Gluck und Rossini als Oper behandelt worden.

Armieren (lat.), bewaffnen, in kampffähigen Stand setzen, besonders von Festungen, Verschanzungen und Batterien. Bei Festungen unterscheidet man eine artilleristische und eine fortifikatorische Armierung (vgl. Festungskrieg). - Im Seewesen heißt die Geschützausrüstung eines Kriegsschiffs seine Armierung; in der Physik, einen Magnet mit der Armatur (s. d.) versehen; von Balken, deren Tragkraft verstärken.

Armierungsübungen, s. Festungsmanöver.

Armĭfer (Armiger, lat.), Waffenträger, Knappe.

Armigius (neulat.), s. v. w. Armifer.

Armilla (lat.), Armband, Armring.

Armillārsphäre (lat.-griech., "Ringkugel"), ein aus mehreren kreisförmigen Ringen (Armillen) zusammengesetztes Instrument, welches im Altertum zur Bestimmung des Stundenwinkels und der Deklination der Sterne diente (s. Figur). Die zwei Kreise a und b sind fest miteinander verbunden und stehen aufeinander senkrecht, der Kreis c aber ist um die zur Ebene von b senkrechte Achse P P¹ als Durchmesser drehbar. Der Kreis a wird nun in die Ebene des Meridians gebracht, so daß b in die Ebene des Himmelsäquators fällt; zu dem Zweck wird im höchsten Punkt Z von a, der vom nächsten Punkt von b um die Polhöhe absteht, ein Lot angebracht. Der Kreis c stellt nun einen Deklinationskreis dar. Innerhalb dieses Kreises ist aber ein zweiter angebracht, der sich mit Reibung drehen läßt und mit zwei diametral entgegengesetzten Absehen (Dioptern) versehen ist. Beobachtet man durch diese einen Stern, so kann man auf c (vom Kreis b bis zum Diopter) die Deklination, auf dem Kreis b aber (von a bis c) den Stundenwinkel ablesen.

^[Abb.: Armillarsphäre.]

Armilus, Eigenname einer myth. Person im Mittelalter, angeblich Name des Anti- oder Pseudomessias, welcher zugleich Bekämpfer des jüdischen Volks, seines Reichs und seiner Lehre ist und der Ankunft des wahren Messias vorangehen soll. Das Wort A. stammt entweder aus dem Griechischen und bedeu-^[folgende Seite]