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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Arsēnsäuresalze; Arsēnsilberblende; Arsēnsulfide; Arsēnwasserstoff; Arsine; Arsinŏë

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Arsensäuresalze - Arsinoë.

säure in der Zeugdruckerei und besonders zur Bereitung von Anilinrot. A. ist nicht so giftig wie arsenige Säure, das Anhydrid erzeugt aber auf der Haut Blasen, und selbst sehr verdünnte Lösungen wirken bei häufigem Eintauchen der Hände höchst nachteilig. Man schützt sich durch häufiges Waschen mit Kalkwasser. Leute, welche anhaltend mit A. umgehen, beobachten an sich eine bedeutende Zunahme des Körpergewichts.

Arsēnsäuresalze (Arseniate) finden sich vielfach in der Natur und werden durch Neutralisation der Säure mit der Base oder durch Wechselzersetzung erhalten; sie haben große Ähnlichkeit mit den Salzen der Phosphorsäure, und wie diese Säure bildet auch Arsensäure drei Reihen Salze. Sie sind teils kristallisierbar, teils amorph, in hoher Temperatur sehr beständig, geben aber beim Erhitzen mit Kohle metallisches Arsen. Nur die Salze der Alkalien sind in Wasser löslich. Arsensaures Natron (Natriumarseniat) H2NaAsO4^[H_{2}NaAsO_{4}] wird durch anhaltendes Erhitzen von arsenigsaurem Natron mit Natronsalpeter gewonnen und bildet große, farblose, luftbeständige, leicht lösliche Kristalle. Als Nebenprodukt gewinnt man das Salz beim Glühen der gerösteten Nickelspeise mit Soda und Chilisalpeter behufs der Darstellung von Nickeloxyd. Die geglühte Masse wird ausgelaugt und die Lösung zur Kristallisation gebracht. Das arsensaure Natron ist sehr giftig und dient in der Färberei zur Befestigung der Beizen und als Surrogat des Kuhkotsalzes; auch wird es (als Pearsons Arsenikflüssigkeit) arzneilich benutzt. Arsensaures Kali (Kaliumarseniat) H2KAsO4^[H_{2}KAsO_{2}4] wird wie das Natronsalz erhalten, bildet weiße Kristallkrusten, ist sehr giftig und dient in der Zeugdruckerei als Beize, außerdem zur Herstellung von Fliegenpapier.

Arsēnsilberblende, s. Rotgüldigerz.

Arsēnsulfide (Schwefelarsen), Verbindungen des Arsens mit Schwefel. Zweifach-Schwefelarsen (Arsensulfid, Arsensulfür, rotes Schwefelarsen) AsS findet sich in der Natur als Realgar und wird im großen durch Zusammenschmelzen der Bestandteile in richtigem Verhältnis und Sublimation oder aus Arsenkies und Schwefel oder Schwefelkies gewonnen, wobei man das sich verflüchtigende Schwefelarsen in Eisenblechkasten verdichtet. Das erhaltene Rohglas wird geschmolzen, zur Erlangung dunklerer Sorte mit Schwefel versetzt und nach Entfernung der Unreinigkeiten in luftdicht verdeckbare Blechgefäße abgestochen. Es ist rubinrot, unlöslich in Wasser, leicht schmelzbar und verbrennt an der Luft zu arseniger Säure und schwefliger Säure. Das hüttenmännische Produkt ist nicht die reine chemische Verbindung, sondern enthält Arsen und Schwefel in solchem Verhältnis, daß ein schön rubinrotes Produkt entsteht, welches ein orangegelbes Pulver liefert. Es kommt als Realgar, roter Arsenik, rotes Arsenglas, Arsenrubin, Rubinschwefel, Rauschrot, Rotglas in den Handel und diente früher als gelbe Farbe, jetzt meist in der Zeugdruckerei als Reduktionsmittel des Indigos, in der Schrotfabrikation (der Schwefel scheidet einen Kupfergehalt des Bleis ab, und das Arsen geht ins Blei), in der Gerberei zum Enthaaren der Felle und, mit 12 Teilen Salpeter und 3½ Teilen Schwefel gemischt, als Weißfeuer zu Signallichtern. Außerdem wird es zu Anstrichen für Schiffsböden benutzt, um das Ansetzen von Seetieren zu verhindern. Das Trisulfid (Arsensupersulfür, Arsensulfid) As2S3^[As2S3] findet sich in der Natur als Auripigment, entsteht bei Sublimation von arseniger Säure mit Schwefel und wird aus der Lösung der arsenigen Säure durch Schwefelwasserstoff gefällt. Es ist zitronengelb, undurchsichtig, glänzend, unlöslich in Wasser, schmilzt zu einer gelbroten Flüssigkeit, verdampft bei 700° ohne Zersetzung und verbrennt wie das vorige. Das Hüttenprodukt, aus arseniger Säure und Schwefel zusammengeschmolzen, besteht oft wesentlich nur aus arseniger Säure mit wenig mehr als 1 Proz. Schwefel und kommt als Auripigment, Operment, Gelbglas, gelber Arsenik, gelbes Arsenglas, Rauschgelb, Königsgelb in den Handel. Es wird als gelbe Malerfarbe und, wie das vorige, im Orient, mit 9 Teilen gelöschtem Kalk und Wasser gemischt, als Enthaarungsmittel (Rhusma) benutzt. Bei der Reinigung der Schwefelsäure mit Schwefelwasserstoff wird es als Nebenprodukt erhalten.

Arsēnwasserstoff H3As^[H_{3}As], farbloses, knoblauchartig riechendes Gas, welches stets auftritt, wenn bei der Entwickelung von Wasserstoff aus Schwefelsäure oder Salzsäure und Zink eine lösliche Arsenverbindung zugegen ist. Jede arsenhaltige Salz oder Schwefelsäure entwickelt mit Zink oder Eisenarsen wasserstoffhaltiges Wasserstoffgas. Es ist wenig löslich in Wasser und verbrennt mit bläulicher Flamme zu arseniger Säure und Wasser. Hält man einen kalten Porzellanscherben in die Flamme, so bilden sich auf dem Porzellan dunkle Flecke von metallischem Arsen (Arsenspiegel). Dieselben Flecke entstehen auch, wenn man das Gas durch ein Glasrohr leitet und dies an einer Stelle zum Glühen erhitzt. Hierauf beruht eine sehr empfindliche Methode, das Arsen nachzuweisen. Man benutzt dazu den Marshschen Apparat, in dessen Gasentwickelungsflasche die zu untersuchende Flüssigkeit mit reiner Schwefelsäure und reinem Zink gebracht wird, erzeugt dann in dem Gasleitungsrohr des Apparats durch Erhitzen den Spiegel, entzündet das an der Spitze des Rohrs ausströmende Gas, bildet auch auf Porzellan Spiegel und untersucht diese weiter, um sie von ähnlichen Antimonspiegeln, welche Antimonwasserstoff unter denselben Verhältnissen liefert, zu unterscheiden. In dieser Weise läßt sich noch 0,01 mg Arsen nachweisen. A. ist sehr giftig, und da Tapeten, welche mit Schweinfurter Grün oder arsenhaltigen Anilinfarben bedruckt sind, oder mit diesen Farben gestrichene Wände A. entwickeln können, wenn sie sich an feuchten Orten mit Schimmel bedecken, so ist diese Anwendung arsenhaltiger Farben sehr gefährlich.

Arsine, s. Basen.

Arsinŏë, im Altertum Name mehrerer Städte auf Cypern, in Ägypten, Äthiopien etc. Die bedeutendste war die am See Möris, die zur Zeit der Ptolemäer Krokodilopolis von den daselbst gehaltenen heiligen Krokodilen hieß; Ruinen bei Medinet el Fayûm. A. gegenüber am Nordostrand des Sees lag das berühmte Labyrinth (s. d.), ein Palast mit über 3000 Gemächern, wovon noch weitläufige Trümmer vorhanden sind.

Arsinŏë, 1) Gemahlin des Alkmäon (s. d. 1). -

2) Tochter des Ptolemäos I. und der Berenike, zuerst 300 v. Chr. mit König Lysimachos von Thrakien verheiratet, der ihr Herakleia nebst Gebiet zuwies, zerfiel mit ihrem Stiefsohn Agathokles und bewirkte 284 dessen Ermordung. Als in dem daraus entbrannten Krieg Lysimachos 282 gegen Seleukos gefallen war, floh sie in das feste Kassandreia in Makedonien und machte von hier aus ihre Ansprüche gegen ihren Halbbruder Ptolemäos Keraunos geltend, der nach der Ermordung des Seleukos (280) sich Thrakiens und Makedoniens bemächtigt hatte.