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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Astyănax; Astynomus; Asuncion; Asvatha; Aswin; Asyl; Asymmetrīe; Äsymnēt; Asymphonīe; Asymptōte; Asyndĕton

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Astyanax - Asyndeton.

Dieser reizte deshalb den Kyros zur Empörung gegen A., der überwunden und um 559 vom Thron gestoßen ward. Nach der ältern glaubhaftern Überlieferung verhielt sich aber die Sache so: A. vermählte, da er keinen Sohn hatte, seine Tochter (Amytis oder Mandane) mit dem Meder Spitames, dem er damit auch die Anwartschaft auf den Thron verlieh. Dies erregte aber den Neid andrer Großen und Anverwandten des Königs, so daß der persische Unterkönig Kyros 559 einen Aufstand wagte, die Meder erst in Persien bei Pasargadä, dann in Medien selbst besiegte und A. in seiner Hauptstadt Ekbatana gefangen nahm. A. wurde mild behandelt und später zum Statthalter von Hyrkanien ernannt; Spitames wurde getötet und A.' Tochter die Gemahlin des Kyros.

Astyănax, Beiname des Skamandrios, des Sohns des Hektor und der Andromache, der durch die Griechen von der Mauer gestürzt wurde, weil er nach dem Ausspruch des Kalchas einst den Fall Trojas rächen sollte. Nach späterer Sage wurde er König des wiederhergestellten Troja.

Astynomus, s. Bockkäfer.

Asuncion (Nuestra Señora de la A., Assumção), Hauptstadt des südamerikan. Staats Paraguay, am Rio Paraguay, auf einer wellenförmigen Uferterrasse (loma), ist Sitz eines Bischofs sowie eines deutschen Konsuls, hat eine Kathedrale, fünf andre Kirchen und einige Klöster, ein Kollegium, einen Hafen und zählt (1884) 20,000 Einw., die Handel mit Leder, Tabak, Zucker, Maniok, Erdnüssen, Rum und dem berühmten Paraguaythee (Yerba Maté) treiben. Der Handelsverkehr, welcher seit der Freigebung der Schiffahrt auf dem Rio Paraguay (1858) einen bedeutenden Aufschwung genommen hatte, wurde durch die Kriegsunruhen (1865-70) empfindlich gestört, hat sich indes in jüngster Zeit bedeutend gehoben. A. wurde 1536 gegründet und steht mit Paraguari durch Eisenbahn (72 km), mit Montevideo und Buenos Ayres durch Dampfer in Verbindung.

Asvatha, s. Ficus.

Aswin, s. Açvin.

Asyl (griech.), Freistätte, Zufluchtsort für Verfolgte. Schon Moses gewährte nach uraltem Herkommen, um die Blutrache zu beschränken, für unvorsätzliche Totschläger sechs Freistädte (4. Mos. 35). Später war auch der Tempel zu Jerusalem eine solche Freistätte. In Griechenland war zunächst jeder den Göttern geweihte Ort ein A., doch gab es auch besonders bevorrechtete und allgemein anerkannte Asyle. Zu den berühmtesten gehörten die Tempel des Apollon in Delos, des Poseidon in Tänaron, des Zeus Lykäos in Arkadien etc. In Rom errichtete angeblich Romulus ein A. zwischen dem Kapitol und der Burg, um durch Flüchtlinge aus den benachbarten Völkern die Einwohnerzahl schneller zu mehren. Wie die Tempel, so schützten auch später die Adler der römischen Legionen und die Statuen der Kaiser vor augenblicklicher Gewaltthat. Von den heidnischen Tempeln ging seit Konstantin d. Gr. das Asylrecht auf die christlichen Kirchen, später selbst auf die Wohnungen der Bischöfe und Geistlichen, auf Klöster, Hospitäler etc. über. Benedikt XIII., Gregor XIV. u. a. setzten jedoch fest, daß gewisse grobe Verbrecher, wie Straßenräuber, Mörder, Diebe von Profession, Kirchenschänder, von der Inquisition verfolgte Ketzer, Falschmünzer, grobe Betrüger etc., von der Wohlthat des Asyls ausgeschlossen sein sollten. Man verhaftete nun jeden dahin Geflohenen und untersuchte, ob er auf den kirchlichen Schutz ein Anrecht habe. In den protestantischen Ländern verloren die geistlichen Stätten sehr früh das Privilegien des Asyls. Mit der zunehmenden Befestigung der weltlichen Justiz mußte das Asylrecht ganz verschwinden. Neuerdings spricht man jedoch wieder von einem Asylrecht in dem Sinn, daß man darunter die Nichtauslieferung von Verbrechern, namentlich von politischen Verbrechern, von dem einen Staat an den andern versteht. So waren England, die Vereinigten Staaten von Nordamerika, die Schweiz und andre Staaten Freistätten für alle, welche infolge politischer Ereignisse ihr Vaterland verlassen mußten (s. Auslieferung).

Völlig verschieden von dem klassisch-antiken, kirchenrechtlichen und völkerrechtlichen Begriff des Asyls ist die moderne Bedeutung des Asyls als einer durch Philanthropie geschaffenen Zufluchtsstätte für Notleidende. Die Zweckbestimmungen dieser modernen Asyle ist eine sehr mannigfaltige. Die hauptsächlichsten, am häufigsten vorkommenden Asyle, deren Bedürfnis sich vornehmlich in den großen Städten fühlbar macht, sind folgende: 1) für Trunkenbolde; 2) für Prostituierte (öfters Magdalenenstifter benannt); 3) für entlassene Strafgefangene, denen es an Beschäftigung fehlt; 4) für arme Wöchnerinnen; 5) für obdachlose Personen. Insbesondere diese letztern wirken in den großen Industriestädten mit günstigem Erfolg und beherbergen jahraus jahrein Tausende von ehrlichen Arbeitern, die durch Wohnungsnot oder augenblickliche Hilflosigkeit bedrängt werden. Zu den Musteranstalten zählen die neuen Asyleinrichtungen von Berlin. Die Einrichtungen der Asyle sind nach der Natur ihrer Zweckbestimmungen sehr verschieden. Entweder handelt es sich um Rettung moralisch gesunkener Menschen, in welchem Fall das A. notwendig eine längere Beherbergung in Verbindung mit strenger Zucht erfordert, oder um vorübergehende Aushilfe in Notfällen, wie bei Obdachlosen, denen zur Verhütung von Mißbräuchen immer nur für kurze Zeit und zwar nur für einzelne Nächte Quartier gegeben werden sollte. Wesentlich für alle Arten von Asylen bleibt es, daß die Aufnahme überall nur freiwillig Nachsuchenden zu teil wird. Die Asyle sind keine Zwangsanstalten und darum nicht zu verwechseln mit dem polizeilichen "Gewahrsam" und den Zwangsarbeitshäusern (s. Arbeitshäuser).

Asymmetrīe (griech.), Mangel an Symmetrie.

Äsymnēt (griech.), in den altgriech. Staaten ein zur Beilegung der Parteikämpfe gewählter Schiedsrichter oder Gesetzgeber, mit unbeschränkter Gewalt auf Lebenszeit oder auf bestimmte Jahre an die Spitze des Staats gestellt. Daß die Gewalt übertragen, nicht angemaßt war, unterschied die Äsymneten von den Tyrannen. Ihr Amt gleicht der römischen Diktatur. Der einzige wirklich von den Historikern Ä. genannte Herrscher ist Pittakos von Mytilene. Auch Solon nahm eine ähnliche Stellung ein.

Asymphonīe (griech.), Mißklang.

Asymptōte (griech., die "Nichtzusammenfallende"), in der Geometrie eine gerade oder auch krumme Linie von unbestimmter Länge, die neben einer krummen Linie von ebenfalls unbestimmter Länge derart hinläuft, daß sie sich derselben unbegrenzt nähert, ohne sie jedoch in irgend einer endlichen Entfernung zu berühren. Ein Beispiel bilden die Asymptoten der Hyperbel (s. d., vgl. auch Cissoide und Konchoide). Asymptotische Annäherung einer Kurve an eine andre oder an eine Gerade, s. v. w. unbegrenzte Annäherung ohne Zusammentreffen in endlicher Ferne.

Asyndĕton (griech., "unverbunden"), Ausdrucksweise, bei welcher die Wörter oder Sätze ohne Bindewörter nebeneinander gestellt werden, wie z. B. für