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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lohrmann; Lohröl; Lohsteine; Loibl; Loigny; Loing; Loir

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Lohrmann - Loir.

Gips- und Schwerspatmühlen, starken Holzhandel, Schiffbau und (1885) 4316 meist kath. Einwohner. - L. erhielt 1333 vom Kaiser Ludwig Stadtrechte, gehörte ehemals zum Fürstentum Aschaffenburg des Erzstifts Mainz und that sich zu Anfang des 17. Jahrh. durch seine Hexengerichte hervor (1628 allein wurden 52 Personen als Hexen hingerichtet). Vgl. Höfling, Geschichte der Stadt L.

Lohrmann, Wilhelm Gotthelf, Selenograph, geb. 31. Jan. 1796 zu Dresden, erhielt 1815 eine Anstellung bei der sächsischen Landesvermessung, ward 1823 Vermessungsinspektor, 1827 Oberinspektor des mathematischen Salons in Dresden und im folgenden Jahr Direktor der dort neugegründeten technischen Bildungsanstalt (des spätern Polytechnikums), 1840 Direktor der Kameralvermessung, starb aber bereits 20. Febr. d. J. Schon frühzeitig dem Studium der Astronomie zugewandt, begann er 1822 nach einem mit Encke verabredeten Plan systematische Beobachtungen der Mondoberfläche, die er 1836 zu Ende führte. Von diesem großen Werk hat L. selbst nur eine Abteilung veröffentlicht: "Topographie der sichtbaren Mondoberfläche" (Leipz. 1824); das vollständige Werk ist erst 1878 von Schmidt veröffentlicht worden. Außerdem haben wir von L. noch eine Übersichtskarte: "Karte des Mondes. Mittlere Libration" (Leipz. 1839). Auch schrieb er: "Das Planetensystem der Sonne" (mit 3 Karten, Dresd. 1822).

Lohröl, s. Laurus.

Lohsteine, s. Mauersteine.

Loibl, Berggipfel und Paß der Karawanken (s. d.).

Loigny (spr. loannji), Ort im franz. Departement Eure-et-Loire, nördlich von Orléans, berühmt durch die Schlacht 2. Dez. 1870 zwischen der Armeeabteilung des Großherzogs von Mecklenburg (1. bayrisches Korps, 17. und 22. preußische Infanterie-, 2. und 4. Kavalleriedivision) und dem 16. französischen Korps unter General Chanzy. Dieselbe begann 9 Uhr früh mit dem Angriff des letztern auf die Bayern bei Goury Château, ehe noch die Armeeabteilung die Stellung Tanon-Baigneaux, von wo der Angriff auf Terminiers erfolgen sollte, erreicht hatte. Die Bayern, durch die Kämpfe der letzten Tage, namentlich des 1. Dez., erschüttert, konnten den Stoß des an Zahl überlegenen Gegners nicht aushalten, weshalb der Großherzog die 17. Division, die links von den Bayern stand, rechts schwenken und die Franzosen in der rechten Flanke angreifen ließ. Diese wurden nach L. zurückgeworfen, das nun von ihnen hartnäckig verteidigt und erst genommen wurde, als es ganz umfaßt war. Nun aber wurde es von den Deutschen behauptet trotz aller Angriffsversuche Chanzys, dem auch das 17. Korps zu Hilfe gekommen, und obwohl die zur Unterstützung beorderte 22. Division durch das Vorbrechen des 15. französischen Korps aus Artenay genötigt wurde, sich nach links gegen dieses zu wenden und um Poupry einen heißen, aber schließlich erfolgreichen Kampf zu bestehen. Der Verlust der deutschen Armeeabteilung belief sich auf 180 Offiziere und 4000 Mann, der der Franzosen außer zahlreichen Toten und Verwundeten auf 9 Geschütze und 3000 Gefangene. Vgl. Orléans.

Loing (spr. loäng), linker Nebenfluß der Seine in Frankreich, entspringt bei St.-Sauveur im Departement Yonne, fließt in nördlicher Richtung durch die Departements Loiret und Seine-et-Marne und mündet nach 160 km langem Lauf bei Moret. Von Buges an folgt dem Lauf des L. 57 km weit bis zur Mündung der schiffbare Loingkanal (Kanal von Montargis), welcher mit den Kanälen von Orléans und Briare in Verbindung steht.

Loir (spr. loahr, lat. Lidericus), Fluß im nordwestlichen Frankreich, entspringt bei Illiers im Departement Eure-et-Loir, durchfließt in südwestlicher Richtung das nach ihm benannte Departement Loir-et-Cher sowie die Departements Sarthe und Maine-et-Loire, berührt die Städte Bonneval, Châteaudun, Vendôme, La Flèche, nimmt an bedeutenderen Zuflüssen die Yère und Braye auf und mündet bei Briollay in die Sarthe, welche er an Länge übertrifft. Der Fluß ist nämlich 310 km lang und von Château du Loir an 114 km weit schiffbar. Während des deutsch-französischen Kriegs ward er gelegentlich der Kämpfe zwischen Orléans und Le Mans im Dezember 1870 und Januar 1871 viel genannt.

Das Departement Loir-et-Cher, aus Teilen von Orléanais und einem kleinen Stück von Touraine gebildet, wird begrenzt von den Departements Eure-et-Loir im N., Loiret im NO., Cher im SO., Indre im S., Indre-et-Loire im SW. und Sarthe im NW. und umfaßt 6351 qkm (115,3 QM.). Es ist fast ganz flach und gehört, sich nach SW. abdachend, zum Bassin der Loire und geologisch zum Pariser Tertiärbecken. Der Hauptfluß des Departements ist die Loire, die, auf eine Strecke von 55 km das Departement durchströmend und dasselbe in zwei fast gleiche Hälften teilend, durchweg schiffbar ist. Ihre bedeutendsten Nebenflüsse sind: der Cher mit der Grande und Petite Sauldre sowie dem Feuzon, der Beuvron und Cosson. Nördlich von der Loire, fast parallel mit ihr, durchfließt der Fluß L., im S. dagegen der Canal du Berry das Departement. Das Klima ist im ganzen mild (12° C. im Mittel) und, wo keine Sumpfluft herrscht, auch der Gesundheit zuträglich. Die Bevölkerung belief sich 1886 auf 279,214 Seelen (d. h. 44 auf 1 qkm). Der Boden ist in den beiden Plateaus, welche durch das fruchtbare und liebliche Loirethal voneinander getrennt werden, von verschiedener Beschaffenheit; der nördliche, zu den Landschaften Beauce und Perche gehörige Teil ist im allgemeinen fruchtbarer als der südliche, insbesondere bietet der südöstliche Landstrich, ein Teil der durch ihre Sterilität berüchtigten Sologne (s. d.), eine unwirtliche Fläche dar, wo Moorgründe mit Teichen und sandigen Strecken auf thoniger Unterlage abwechseln. Erst in den letzten Jahren hat man angefangen, diesen Teil durch Bepflanzung, Mergeldüngung und Austrocknung vieler Sümpfe und Teiche einer rationellern Bodenkultur zuzuführen. Im ganzen kommen 405,000 Hektar auf Ackerland, 28,000 auf Wiesen, 35,000 auf Weinland, 119,000 auf Wald, 16,000 auf Heideland und 7500 auf verschiedene Kulturen. Hauptprodukte sind: Getreide (1882 über 4,5 Mill. hl, meist Weizen und Hafer), Wein (1881: 990,000 hl), Obst (auch zu Cider verarbeitet), Zuckerrüben und Bauholz. Die Pferde-, Rindvieh- und Schafzucht ist beträchtlich; 1881 wurden 34,249 Pferde (in zwei Rassen: Percherons und Solognots), 87,515 Stück Rindvieh und 322,259 Schafe gezählt; Kleinwild, Geflügel, Bienen und Fische gibt es im Überfluß. Mineralerzeugnisse sind: Feuersteine, welche noch jetzt für den Export bearbeitet werden, dann Torf und Bausteine. Die Industrie ist nicht sehr entwickelt; sie umfaßt etwas Schafwollweberei, Branntweinbrennerei (sogen. Orléans), Essigsiederei, Fabrikation von Glas und Fayence, physikalischen und chemischen Instrumenten und Papier. Ausfuhrartikel sind besonders: Wein, Branntwein, Essig, Holz, Feuersteine, Tuch und Leder; eingeführt wird hauptsächlich Kohle. Das Departement zerfällt in die drei Arrondissements: Blois, Romorantin und Vendôme. Hauptstadt ist Blois.