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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Minsk; Minstrels

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Minsk - Minstrels.

lich Theseus (s. d.) mit Hilfe der Ariadne das Ungeheuer tötete und Athen vom Tribut befreite. Nach neuern Deutungen dieses Mythus ist M. als Symbol des kretischen Zeus Asterios anzusehen, dessen Dienst (ähnlich dem des phönikischen Moloch mit Menschenopfern verbunden) der höhern hellenischen Kultur weichen mußte. Darstellungen des Kampfes des M. mit Theseus finden sich auf antiken Vasen sehr häufig, auch auf Wandgemälden, Mosaiken, Reliefs, Gemmen und Münzen, vereinzelt auch statuarisch (Villa Albani bei Rom, s. Abbildung). Vgl. Stephani, Der Kampf zwischen Theseus und M. (Leipz. 1842); Conze, Theseus und M. (Berl. 1878).

Minsk, Gouvernement im westlichen Rußland, wird von den Gouvernements Witebsk, Mohilew, Tschernigow, Kiew, Wolhynien, Grodno und Wilna umschlossen und umfaßt 91,405,7 qkm (1660 QM.). Das Land zerfällt in zwei ungleiche Teile: den nordwestlichen, ein Hochland mit dem 344 m hohen Lüssaja Gora, 1/5 des Gesamtareals umfassend und aus tertiären Bildungen mit meist lehmigem Boden bestehend, und den südöstlichen Teil, des Areals, welcher eine von großen Wäldern und Sümpfen bedeckte Tiefebene bildet, aus der stellenweise gleichsam Inseln, Sandberge, aber von nicht über 200 m Meereshöhe, emporsteigen. Diese sogen. Polesje besteht aus Diluvium, Süßwasseranschwemmungen und Torf, mit einem Boden, der nur der rationellen Bearbeitung harrt, um reiche Ernten zu spenden. An Wasser hat M. Überfluß. Von den 350 Seen sind die bedeutendsten: der 73 qkm (1,32 QM.) große fischreiche Knjäs (Shid), der Swjätizkoje, der dem Oginskischen Kanal als Reservoir dient, und der Wuljko (Woljanskoje) an demselben Kanal, als Überwinterungshafen für die Schiffe dienend. Von den vielen Flüssen sind wichtig die Essa, Jassolda, Pina, Beresina, Pripet. Die Sümpfe in verschiedenster Form, vom undurchdringbaren, mit Urwald bewachsenen bis zum Schilf- und Torfmoor herab, nehmen 11 Proz. des Areals ein, verteilen sich aber ungleich. Der bedeutendste Sumpf ist der 1600 qkm (29 QM.) große Sarotschja im Kreis Pinsk. Die sumpfige Gegend soll beitragen zu dem hier sehr häufig auftretenden Weichselzopf (Plica polonica). Die großen Waldungen, vorherrschend Nadelbäume (Kiefern), nehmen 38 Proz. des Areals ein, verteilen sich aber ebenfalls ungleich; auf Ackerland kommen 24 Proz., auf Wiesen und Weiden 15 Proz. Zur Ausfuhr kommt nur Roggen; im westlichen Teil wird auch Weizen, im S. und O. werden Kartoffeln gebaut. Die Ernte war 1884: 4,1 Mill. hl Roggen, 3,1 Mill. hl Weizen, 2 Mill. hl Hafer, 6,9 Mill. hl Kartoffeln; außerdem Gerste, Erbsen, Hirse und Buchweizen in geringerer Menge. Das Klima ist gemäßigt, die mittlere Jahrestemperatur beträgt 5,6-6,2° C. (Januar -6,27°, Juli +18,17°). Die Einwohner (1883: 1,591,767; 17 auf das QKilometer), teilweise durch die vollständige Unzugänglichkeit ihrer Wohnorte ein halbwildes Volk, sind meist Weißrussen; weniger stark sind die Polen, Litauer, Großrussen und Juden vertreten, und Kleinrussen, Tataren und Deutsche zählen nur nach einigen Tausenden. Der Adel, meist von russischen Familien, die seit 1569, der Zeit der politischen Union, hier einwanderten, abstammend, ist durch den Einfluß der Polen und besonders der Jesuiten römisch-katholisch und allmählich auch polnisch geworden. Die griechisch-katholische Konfession ist am stärksten vertreten (gegen 90 Proz.), außerdem Juden, Römisch-Katholische, Mohammedaner und Lutheraner in geringer Zahl. Außer dem Ackerbau beschäftigen sich die Einwohner viel mit verschiedenen Holzarbeiten (vom Schiffbau bis zur Gewinnung von Teer, Terpentin und Kohlen); auch die Jagd sowie Bienenzucht und Fischerei bieten lohnenden Erwerb. Die Viehzucht steht auf einer sehr niedrigen Stufe, ebenso die Pferdezucht. Es wurden 1882 gezählt 528,800 Stück Hornvieh, 468,000 gewöhnliche, 64,000 feinwollige Schafe, 401,500 Schweine, 289,000 Pferde. Die Industrie besteht namentlich in Branntweinbrennerei (für 5,5 Mill. Rubel), Müllerei, Tabaksfabrikation und Ölschlägerei. Der Handel ist in den Händen der Juden und wird durch die bequemen Wasserverbindungen sowie durch die beiden in der Hauptstadt M. sich kreuzenden Eisenbahnen Moskau-Brest und Landwarowo-Romny gefördert. Die Zahl der Lehranstalten war 1883: 511 mit 21,572 Schülern, darunter 12 Mittelschulen mit 2492 Schülern. Das Gouvernement zerfällt in neun Kreise: Bobruisk, Borissow, Igumen, M., Mosyr, Nowogrudok, Pinsk, Rjetschiza und Sluzk. Die gleichnamige Hauptstadt (in alten Urkunden Mjensk, Menesk) liegt am Swisslotsch und dem See Plebanskoje in hügelreicher Gegend; hat enge Straßen, 7 griechisch-katholische, 8 römisch-katholische und eine luther. Kirche, eine Synagoge nebst 10 jüdischen Bethäusern, römisch- und griechisch-kath. Klöster und Seminare, ein Theater, 2 Banken, ein klassisches (seit 1722), ein Real- und ein Mädchengymnasium und (1883) 54,307 Einw. M. ist Sitz des Generalkommandos des 4. Armeekorps, eines Zivilgouverneurs, eines griechisch-katholischen und eines römisch-katholischen Bischofs. - Im 9. Jahrh. lebte in dem Teil des Gouvernements M., den jetzt die Kreise Borissow, Igumen, M. und Bobruisk einnehmen, der slawische Volksstamm der Kriwitschen (Krewinnen), welcher seit Wladimir I. zum Fürstentum Polozk gehörte und später unter Weißrußland stand. Der übrige Teil wurde von den Dregowitschi, teilweise auch von Drewljänen (Drewliern) bewohnt. Vom 12.-14. Jahrh. entstand hier eine Menge besonderer Fürstentümer, welche im 13. und 14. Jahrh. an Litauen, später an Polen und mit diesem 1793 an Rußland fielen. Die Stadt M. wird zuerst im 11. Jahrh. erwähnt. In der Kriegsgeschichte ist die Besetzung von M. durch Tschitschagow 1812 denkwürdig. Auch gab es hier während der polnischen Revolution von 1831 harte Kämpfe.

Minstrels (v. franz. ménestrel) hießen in England während des Mittelalters die Sänger, welche die von ihnen selbst oder andern gedichteten Lieder mit Begleitung eines Saiteninstruments, gewöhnlich der Harfe, vortrugen. Sie standen entweder im Dienste der Fürsten und Großen, oder zogen frei von Ort zu Ort. Sie entsprachen daher den französischen Ménétriers oder Jongleuren (s. d.), aber nicht etwa den Trouvères oder Troubadouren, da es einen ritterlichen Sängerstand, wie in Nord- und Südfrankreich, bei den Engländern nicht gab. Auch waren ihre Gesänge vorzugsweise epischen oder episch-lyrischen Charakters. 1381 errichtete Johann von Gaunt zu Tutbury in Staffordshire einen "Gerichtshof der M." (Court of M.), der die Vollmacht erhielt, im Gebiet von fünf umliegenden Grafschaften den M. ihre Gesetze zu geben, ihre Streitigkeiten zu schlichten und Widerspenstige zu verhaften. Dieser Gerichtshof tagte jährlich (16. Aug.). Auch ward den M. das Recht bewilligt, einen König mit vier Beamten zur Seite zu ernennen, welche ihre gemeinsamen Angelegenheiten leiteten. Nach und nach kamen aber diese Sänger herab, und schon gegen das Ende des