Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Munitions-Fuhrparkskolonnen; Munitionskolonnen; Munizipāl; Munjeet; Munk

884

Munitions-Fuhrparkskolonnen - Munk.

munition. Ein scharfer Schuß besteht aus dem Geschoß, der Pulverladung und der Zündung, ein blinder oder Manöverschuß nur aus der Pulverladung und der Zündung. Eisenmunition ist die Kollektivbezeichnung für alle Arten Artilleriegeschosse und Pulvermunition diejenige für die fertigen Geschützladungen, also die Kartuschen. Die Geschosse der Artillerie werden zum Teil in Privathüttenwerken gefertigt (Hartgußgranaten von Gruson in Buckau bei Magdeburg und Ganz u. Komp. in Ratibor, Granaten und Schrapnells in der Gutehoffnungshütte zu Sterkerade, Rheinböller-Hütte bei Bacharach, Steinmig in Danzig u. a. m.). Staatliche Geschoßfabriken bestehen in Spandau, Siegburg und Ingolstadt. Das Fertigmachen der M. zum Gebrauch geschieht in den Artillerie-Laboratorien. Hier werden die Geschosse mit der Füllung (Schrapnells), der Sprengladung und Zündung (s. d.) versehen und die Kartuschen (Patronen) gefertigt. Die Geschützladungen sind in cylindrische Kartuschbeutel mit Boden (s. Kartusche) eingeschlossen und über dem Pulver zugebunden. Für die M. der Handfeuerwaffen begann mit der Erfindung der gasdichten Einheitspatrone, d. h. der Vereinigung von Geschoß, Ladung und Zündung in einer metallenen Patronenhülse, eine neue Epoche, die der Metallpatronen (vgl. Handfeuerwaffen, Fig. 6, 7 u. 8). Die Patronenhülsen werden für die Armee in den Gewehrfabriken (s. d.), M. für Jagd- und Scheibengewehre von Lorenz in Karlsruhe, Dreyse u. Collenbusch in Sömmerda etc. hergestellt. Die Zündhütchen, kleine, aus Messingblech gestanzte Näpfchen, auf deren Boden eine bestimmte Menge Zündsatz unter einem eingepreßten Zinnplättchen gelagert ist, werden in den Feuerwerks-Laboratorien zu Spandau und Ingolstadt, die Geschosse aus gezogenem Bleidraht in den königlichen Munitionsfabriken zu Danzig, Spandau, Erfurt und Amberg gefertigt. Die Anfertigung der Patronen für die deutsche Armee geschieht in den Laboratorien (s. d.) sowie in der Patronenfabrik zu Spandau durch Lohnarbeiterinnen. Für die Massenanfertigung sind eine Anzahl Maschinen konstruiert worden, von denen z. B. die Pulverfüllmaschine, Geschoßeinsetzmaschine etc. in 10 Stunden 120,000 Patronen fertigen. Bereits verschossene Patronenhülsen werden wieder gereinigt und kalibriert, was vier- bis fünfmal möglich ist. Die zu den Schießübungen erforderliche M. heißt Übungsmunition. Die widerrechtliche Zueignung der bei den Übungen der Artillerie verschossenen M. oder der Bleikugeln aus den Kugelfängen der Schießstände der Truppen wird nach dem deutschen Reichsstrafgesetzbuch mit Gefängnis bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bis zu 900 Mk. bestraft. Die Feldchargierung wird in der Regel im Frieden fertig bereit gehalten; sie beträgt bei der Infanterie (Kavallerie) in Deutschland 180 Patronen; bei der Artillerie für leichte 250, für schwere Geschütze 200. Der Munitionsverbrauch der preußischen Infanterie betrug 1866 bei der Armee in Böhmen 6 pro Mann = 1,368,000, bei der Mainarmee 11 pro Mann = 440,000, zusammen 1,808,000 Patronen, sehr viel weniger, als bei den Friedensübungen verbraucht worden wären. 1870/71 wurden beim 1. bayrischen Armeekorps 166, zusammen 4,163,000, beim 2. Armeekorps 1,105,600, also pro Mann 44, beim sächsischen Armeekorps 1,450,000, pro Mann 58, Patronen verschossen. Die 874 Geschütze der preußischen Armeen haben 1866 zusammen 36,000 Schuß verfeuert. Dagegen hat die deutsche Feldartillerie 1870/71 in Summa 360,034 Schüsse abgegeben. In der Schlacht bei Gravelotte waren 616 Geschütze im Feuer, welche 34,844 Schüsse verfeuerten, 56,5 Schuß pro Geschütz (bei Vionville 94 Schuß pro Geschütz). Der Munitionsersatz geschieht zunächst aus dem Bataillons- oder Eskadrons-Patronenwagen, sodann aus den Infanterie-Munitionskolonnen. Die Feldartillerie führt ihre M. in den Geschützprotzen und den Munitionswagen der Batterien mit sich; der Ersatz erfolgt aus den Artillerie-Munitionskolonnen, welche der Armee bis zum Gefechtsfeld folgen und sich aus den Reserve-Munitionskolonnen des Feld-Munitionsparks ergänzen.

Munitions-Fuhrparkskolonnen, in Deutschland bei der Mobilmachung vom Train zu formierende Transportkolonnen von 40 Wagen, welche den Artillerie-Belagerungstrains beigegeben werden.

Munitionskolonnen, Truppenteile, welche bei der Mobilmachung von der Artillerie formiert werden, um der Armee Munition nachzuführen. In Deutschland formiert jedes Feldartillerie-Regiment 3 Artillerie- und 2 Infanterie-M.

Munizipāl (lat.), städtisch, eine Stadtgemeinde betreffend; daher Munizipalbehörde, Munizipalbeamter s. v. w. städtische Behörde, städtischer Beamter; Munizipalverfassung, die Verfassung einer Stadtgemeinde; Munizipalität (franz. municipalité), der städtische Beamtenkörper; letztere Bezeichnung besonders in Frankreich gebräuchlich, woselbst die Munizipalität sich aus dem Maire, dessen Beigeordneten (adjoints) und einem oder in größern Städten mehreren Polizeikommissaren zusammensetzt, neben welchen dann ein Munizipalrat (conseil municipal), das städtische Kollegium zur Wahrung der Kommunalinteressen, steht; Munizipalrecht, die einer Gemeinde verliehenen städtischen Gerechtsame; Munizipalstadt, s. v. w. Municipium.

Munjeet, Krapp von Rubia munjista, s. Krapp.

Munk, 1) Eduard, Philolog, geb. 14. Jan. 1803 zu Glogau, israelitischer Abkunft, studierte 1822-25 in Breslau und Berlin, wirkte 1827-48 als Lehrer an der Wilhelmsschule zu Breslau, 1850-57 interimistisch am Gymnasium in Glogau, privatisierte seitdem (1862 zum Professor ernannt) daselbst und starb 3. Mai 1871. Seine Hauptwerke sind: "Die Metrik der Griechen und Römer" (Glog. 1834), "De fabulis Atellanis" (Leipz. 1840); "Die natürliche Ordnung der Platonischen Schriften" (Berl. 1857); "Geschichte der griechischen Litteratur" (das. 1849-50, 2 Bde.; 3. Aufl. von Volkmann, 1879-80) und "Geschichte der römischen Litteratur" (das. 1858-61, 3 Bde.; 2. Aufl. von O. Seyffert, 1875-77, 2 Bde.).

2) Salomon, Orientalist, Bruder des vorigen, geb. 14. Mai 1805 zu Glogau, studierte in Berlin und Bonn Philologie und orientalische Sprachen und setzte das Studium der letztern seit 1831 zu Paris fort. Hier 1840 als Kustos der orientalischen Manuskripte an der Bibliothek angestellt, begleitete er noch in demselben Jahr Montefiore und Crémieux nach Ägypten, von wo er eine Anzahl arabischer Manuskripte mitbrachte. Wegen zunehmender Augenschwäche legte er 1852 seine Stelle an der Bibliothek nieder, wurde 1858 Mitglied der Akademie und 1865, obschon vollständig erblindet, an Renans Stelle Professor der hebräischen, chaldäischen und syrischen Sprache am Collège de France, starb aber schon 6. Febr. 1867. Sein bedeutendstes Werk ist die Bearbeitung des "Dalâlat al-'Hâirîn" von Maimonides (s. d.) unter dem Titel: "Guide des égarés" (Par. 1856-66, 3 Bde.). Außerdem sind hervorzuheben: "Réflexions sur le culte des anciens Hébreux"