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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Musikfeste - Muskatellerweine.

Musikfeste in größerm Stil, d. h. Aufführungen großer Chor- und Orchesterwerke mit ausnahmsweise verstärktem Chor und Orchester, reichen, abgesehen von einzelnen Gelegenheitsarrangements bei Huldigungen etc., nicht über das vorige Jahrhundert zurück. Die ältesten sind die "Sons of the clergy Festivals" in der Paulskirche zu London (seit 1709), die "Three Choirs Festivals" der englischen Städte Gloucester, Worcester und Hereford in alljährlichem Wechsel (seit 1724); die alljährlichen Aufführungen von Händels "Messias" in London (seit 1749), die M. zu Birmingham (seit 1768, fast regelmäßig alle drei Jahre), die Händel-Feste in der Westminsterabtei (1784, 1785, 1786, 1787 und 1791), die M. zu York (seit 1791 alljährlich bis 1802 und seit 1823 wieder); in Wien die M. der Tonkünstlersocietät (seit 1772 alle Jahre zweimal), die thüringischen M. zu Frankenhausen 1810 (Spohr) und zu Erfurt 1811 und die niederrheinischen M. (seit 1817, anfangs zwischen Elberfeld und Düsseldorf wechselnd, bis 1821 Köln und 1825 Aachen in den Turnus eintraten, während Elberfeld 1827 ausschied). Jüngern Ursprungs sind die M. zu Birmingham, Leeds, Liverpool und Bristol (alle drei Jahre), die Händel-Feste der Sacred Harmonic Society im Kristallpalast zu London (alle drei Jahre seit 1859), die Tonkünstlerversammlungen des "Allgemeinen deutschen Musikvereins" (s. d.), die schlesischen M. (seit 1876) etc.

Musikinstrumente, Mechanismen zur Hervorbringung musikalischer Töne, werden gewöhnlich eingeteilt in Saiteninstrumente, Blasinstrumente und Schlaginstrumente; doch ist in diesen drei Rubriken für viele Instrumente kein Platz (z. B. Glasharmonika), und andre könnten in zwei derselben eingestellt werden (z. B. Klavier unter Saiten- und unter Schlaginstrumente). Korrekt ist daher wohl eine Einteilung, welche durchweg auf die Art der Handhabung Bezug nimmt; demnach wären zuerst zu unterscheiden: Instrumente mit variabler Tonhöhe (eigentliche M.) und solche mit konstanter Tonhöhe (Schlag-, Klingel-, Klapperinstrumente). Die erstern scheiden sich wieder in M. mit Applikatur und mechanische Musikwerke (Drehorgel, Orchestrion, Spieluhr). Die Instrumente mit Applikatur zerfallen in solche, bei denen das tongebende Medium Saiten (Saiteninstrumente) oder Stahlstäbe, Gabeln, abgestimmte Holz- oder Steinplatten, Glocken etc. sind (Adiaphon, Harmonika, Carillon, Strohfiedel), die also sämtlich mit den Händen bearbeitet werden (durch Streichen, Zupfen oder Schlagen), und solche, bei denen komprimierte Luft intermittierend ausströmt und daher Schallwellen erzeugt (Blasinstrumente). Die Saiteninstrumente scheiden sich wieder in solche, bei denen jede Saite stets nur einen Ton gibt (Harfeninstrumente, Klaviere, Bogenflügel), und solche, bei denen die Saiten durch Verkürzung verschiedene Töne geben (Lauteninstrumente und Streichinstrumente). Die Blasinstrumente scheiden sich in zusammengesetzte, bei denen für jeden Ton ein besonderes Blasinstrument da ist, und die mittels einer Klaviatur gespielt werden (Orgel, Harmonium, Ziehharmonika), und einfache, bei denen durch verschiedenen Ansatz und Öffnen oder Schließen von Tonlöchern Töne verschiedener Höhe hervorgebracht werden (eigentliche Blasinstrumente). Je nach der Art der Tonerzeugung zerfallen diese wieder in Lippenpfeifen (Flöten) und Zungenpfeifen, letztere entweder mit doppeltem Rohrblatt (Schalmei, Oboe, Fagott etc.) oder einfachem Rohrblatt (Klarinetten), oder mit membranösen Zungen, nämlich den als Zungen fungierenden, im Mundstück schwingenden Lippenrändern des Bläsers (Hörner, Trompete, Posaune etc.). Vgl. die Spezialartikel. - Von prähistorischen Musikinstrumenten sind nur Rasseln aus Thon (hohle Körper mit kleinen Steinen im Innern), Flöten aus Hirschhorn, Beinknochen (Röhrenknochen vom Pferd und Zehenknochen von Wiederkäuern) und Klapperbleche aus Bronze erhalten.

Musiknotendruck, s. Notendruck.

Musikverein, Allgemeiner deutscher, wurde durch Louis Köhler, Franz Brendel u. a. ins Leben gerufen und hat hauptsächlich die Tendenz, neuere sowie selten gehörte ältere größere Tonwerke zur Aufführung zu bringen und so gewissermaßen für die lebenden Komponisten das zu sein, was die Gemäldeausstellungen für die lebenden Maler sind. Der genannte Verein hielt 1859 unter Munifizenz des Fürsten Konstantin von Hohenzollern-Hechingen anläßlich des 25jährigen Bestehens der "Neuen Zeitschrift für Musik" (des Organs dieses Vereins) in Leipzig seine erste Hauptversammlung ab und steht gegenwärtig unter dem Protektorat des Großherzogs von Weimar. Der Allgemeine deutsche Musikverein hat bis jetzt eine rege Thätigkeit entfaltet und eine Reihe großer, zum Teil sehr glänzender Tonkünstlerversammlungen veranstaltet, so namentlich 1861 (Weimar), 1864 (Karlsruhe), 1865 (Dessau), 1867 (Meiningen), 1868 (Altenburg), 1870 (Weimar), 1878 (Erfurt), 1880 (Baden-Baden), 1881 (Magdeburg) und 1883 (Leipzig). Die in demselben vorzugsweise vertretene Richtung ist die der sogen. neudeutschen (Liszt-Wagnerschen) Schule. Meist im Anschluß an die Hauptversammlungen des Vereins hält der Musikertag seine Zusammenkünfte ab, dessen Bestrebungen mehr auf die äußern Interessen der Orchestermusiker, Musiklehrer etc. gerichtet sind.

Musisch, auf die Musen bezüglich.

Musīvgold, s. Zinnsulfid.

Musīvische Arbeit, s. Mosaik.

Musīvsilber, gepulvertes Zinnwismutamalgam, dient, mit Eiweiß oder Firnis gemischt, zum Malen.

Muskardīne, s. Seidenspinner.

Muskatbalsam, s. Muskatnußöl.

Muskatblüt, deutscher Dichter des 15. Jahrh., einer der wenigen jenes Zeitalters, in deren Liedern trotz der damals herrschenden Sucht nach Allegorien und dem Hinneigen zum Lehrhaften ein frisches Leben herrscht. Eine vollständige Ausgabe seiner Lieder veranstaltete E. v. Groote (Köln 1852).

Muskatblüte, s. Myristica.

Muskatblütöl (Macisöl), ätherisches Öl, welches aus dem Samenmantel der Muskatnüsse, der sogen. Muskatblüte, auch aus Muskatnüssen selbst durch Destillation mit Wasser gewonnen wird (Ausbeute 6-7 Proz.), ist farblos oder gelblich, dünnflüssig, riecht und schmeckt gewürzhaft, löst sich schwer in Wasser, leicht in Alkohol und Äther, besteht aus mehreren kohlenwasserstoff- und einem sauerstoffhaltigen Körper und wird in der Parfümerie und Medizin benutzt.

Muskatbutter, s. v. w. Muskatnußöl.

Muskatellerweine (Muskatweine), mehrere Arten süßer, starker, roter oder weißer Weine, die aus der Muskatellertraube dargestellt werden und einen prägnanten würzigen Geschmack besitzen. Sie verlieren im Alter mehr und mehr die Süße und den üppigen Geschmack und eignen sich besonders zum Verschneiden boukettarmer Weine. Von den französischen Muskatellerweinen sind der weiße von Rivesaltes und der rote Bagnol aus Roussillon sowie der Muskat-Lunel aus Lunel die feinsten und kostbarsten; ihnen