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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pastaza; Paste; Pastellfarben; Pastellmalerei; Pastellstifte; Pasterzengletscher; Pastēte

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Pastaza - Pastete.

Pastaza (Pastaça), Fluß in der südamerikan. Republik Ecuador, entspringt als Rio de los Baños auf den Andes in der Nähe des Vulkans El Altar, fließt südöstlich und fällt nach einem Laufe von 520 km zwischen Borja und Nauta in den Marañon.

Paste (ital. pasta, "Teig"), Abdruck von geschnittenen Steinen, Medaillen etc. in einer Teigmasse, besonders in feinem Gips; Nachahmung von Edelsteinen mittels Glas; auch Name der farbigen Glasstifte zur Mosaikmalerei und aus Gummi, Zucker etc. bestehender pharmazeutischer Präparate, wie Süßholzpasta, Lederzucker etc.; in der Kochkunst ein aus Fisch (Anschovis, Crevetten etc.) oder Fleisch gefertigter Teig, der auf Brot gestrichen wird.

Pastellfarben (Teigfarben), Farbenstifte, welche zur Pastellmalerei (s. d.) gebraucht und in allen Farben und deren verschiedenen Nüancierungen angefertigt werden, da man bei ihnen nicht, wie bei der Malerei mit Öl- und Wasserfarben, jederzeit den gewünschten Ton durch Vermischung mehrerer Farben erzielen kann. Die Pastellstifte müssen zarte Weichheit bei hinlänglicher Konsistenz besitzen und beim Auftragen mit Leichtigkeit den Farbstoff abgeben. Zur Darstellung der P. zerreibt man die Farbstoffe mit Gips, Kreide, Thon, Zinkoxyd und einem Bindemittel (Gummi, Leim), macht die Mischung zu einem Teig an, formt diesen in Stifte und trocknet. Eine besondere Gattung der P. sind die sogen. Ölfarbenstifte, welche durch Zusatz einer seifenartigen Substanz größere Konsistenz und Haltbarkeit besitzen. Man findet die Sortimente auch unter dem Namen Creta polycolor. Die P. kommen nackt oder in Holz gefaßt in den Handel.

Pastellmalerei, diejenige Gattung der Malerei, die sich trockner Farben bedient, welche die Form von langen Stiften haben, mit denen man auf Pergament, Papier oder neuerdings auch auf präparierter Leinwand zeichnet. Das Papier erhält einen rauhen Grund, welcher durch einen Anwurf von feinem Sand oder pulverisierten Ossa sepiae (Sepiaschulpen oder -Schalen) hergestellt wird. Die Pastellleinwand ist gewöhnlich grün grundiert. Das Pastellpapier wird auf Blendrahmen fest aufgeklebt, Pastellleinwand und -Pergament wie bei der Ölmalerei auf Blendrahmen gespannt. Die Zahl der Farbennüancen bei der P. beträgt gegen 400. Man unterscheidet harte, halbharte und weiche Stifte. Die durch die Farbenstifte aufgetragenen Farben werden mit dem Finger oder dem Korkwischer auf dem Papier verrieben und so, wie sie in Lokal- oder gebrochenen Tönen nebeneinander stehen, verschmolzen. Daher darf auch an den Endpunkten jedes Lokaltons, wo besonders bei runden Körpern die Töne sich miteinander verbinden, die Farbe nicht zu dick aufgetragen werden. An den andern Teilen aber, wo der Körper mehr Tiefe oder mehr Erhabenes (Relief) ausdrückt oder sich scharf abschneidet, muß die Farbe wiederholt kräftig aufgetragen und verrieben werden. Durch das geschickte Auftragen sowie durch das gute Verreiben wird die Oberfläche der Farbe an den Körper, worauf man malt, mehr fixiert, und es entsteht dadurch eine Art Rauheit, der sogen. Samt. Dieser Samt hat aber wenig Dauer, da durch jede Erschütterung die Farbeteilchen abfallen und infolge davon die Kraft wie die Zartheit der Töne verloren geht. Man hat daher schon oft Versuche gemacht, Pastellgemälde zu fixieren und den Samt festzuhalten. Nach einem Rezept von Ortlieb bedient man sich eines dichten, nicht geleimten Papiers, auf dessen Rückseite man eine Lösung von Wasserglas eindringen läßt, wodurch die Malerei fixiert wird. Staub, Einwirkung des Sonnenlichts und Feuchtigkeit sind die Elemente zur innern Zerstörung der Pastellgemälde, und es ist daher am sichersten, sie durch Verglasung zu schützen. Die natürliche Frische der Farben, die nicht, wie bei der Ölmalerei, erst mit Firnis versetzt werden, sowie die zarte Weichheit geben dieser Malerei, soweit ihre Grenze geht, eine außerordentliche Anmut; in vorzüglichem Grad ist sie für Porträtmalerei geeignet. Der Ursprung der P. wird von einigen ins 15., von andern ins 16. Jahrh. zurückgeführt. Jedoch sind die Leonardo da Vinci zugeschriebenen Pastellzeichnungen in Weimar u. a. O. nicht echt. Seine echten farbigen Zeichnungen sind nur Studien in verschiedenfarbiger Kreide, ebenso wie die gleichartig ausgeführten Zeichnungen von H. Holbein dem jüngern in Windsor Castle u. a. O. nur Studien, nicht Pastellmalereien im eigentlichen Sinn sind. Erst im 18. Jahrh. bildete sich die P. als selbständiger Zweig der Malerei heraus. Diese Kunst, mit farbigen Stiften den Eindruck einer Persönlichkeit auf das Papier gleichsam hinzuhauchen, ist für die Rokokozeit besonders charakteristisch. In Frankreich waren La Tour, Liotard und besonders Vivien (1657-1736), in Italien Rosalba Carriera (1675-1757), in Deutschland R. Mengs (1728-79) hervorragende Pastellmaler. Von diesen Meistern besitzt die Dresdener Galerie eine große Zahl von Pastellmalereien. Ch. W. E. Dietrich versuchte Landschaften in Pastell zu malen, jedoch nur mit einfachen braunen Farben; einige Bilder der Art befinden sich ebenfalls in Dresden in der königlichen Handzeichnungensammlung. In unsrer Zeit ist die P. wieder stark in Aufnahme gekommen. Der Anstoß ging von Paris aus, wo besonders der Italiener de Nittis, der auf Leinwand malte, eine große Virtuosität in der P. erreichte und nicht bloß Porträte und Studienköpfe, sondern auch Genrebilder mit Pastellstiften zeichnete. Ihm gleich kommen in Deutschland B. Piglhein (s. d.), Lenbach, J. ^[Joszi Arpad] Koppay, der ebenfalls umfangreiche Pastellzeichnungen ausführt. Andre hervorragende Pastellmaler sind: C. Fehr (Berlin), C. Fröschl (Wien), E. Harburger (München) und B. Woltze (Weimar). Die P. wird auch mit Vorliebe von Damen getrieben.

Pastellstifte, s. Bleistifte, S. 24.

Pasterzengletscher, s. Großglockner.

Pastēte (mittellat. pastata, von pasta, "Teig"; franz. Pâte, engl. Pie), Erzeugnis der höhern Koch- und Backkunst, besteht aus einer Hülle aus festem Teig (en croûte) oder Porzellan (en terrine), einem Inhalt von Fleisch oder Fisch und einer Farce. Warme Pasteten werden meist mit Sauce serviert und gehören zu den Eingangsgerichten (entrées). Bei ihnen besteht die Hülle meist aus eßbarem Blätterteig oder Mürbteig, die Füllung aus besonders feinem Ragout mit Trüffeln oder Champignons oder farciertem Fleisch, Fisch, Geflügel oder Wildbret. Kalte Pasteten gehören zu den relévés und werden vor dem Braten serviert. Hier liegt der Schwerpunkt in der Feinheit der Farce, einer Mischung von fein gewiegtem Fleisch mit Speck, Mark, Fett, Eiern, Gewürz und in der Güte und Größe der Trüffeln und Champignons. Die berühmtesten Pasteten sind die Straßburger Gänseleber-, Rebhuhn- und Schnepfenpasteten; auch in Nérac, Toulouse etc. sind berühmte Pastetenfabriken. Die Bereitung seiner Pasteten ist eine Eigentümlichkeit der französischen Küche, und in keinem Land werden so viel kalte Pasteten gegessen wie in Frankreich. Die englischen Pies gehören zu den Schüsselpasteten und erhalten eine Füllung von Fleisch, namentlich aber