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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Perkussionsgewehr - Perlenstab.

also auch der letztern mit ziemlicher Genauigkeit erforschen. Beim Perkutieren lufthaltiger Teile hängt die Beschaffenheit des Perkussionsschalles, abgesehen von der Art und Stärke des Perkutierens, hauptsächlich von der Menge der Luft sowie vom Zustand der um diese Luft befindlichen Wand ab. Demnach ergeben sich Unterschiede des Perkussionsschalles hinsichtlich seiner Völle, seiner Helligkeit, Dämpfung, seines Klanges und seiner Höhe. Die Spannung der Wand, welche sich rings um die perkutierte Luft befindet, bedingt den tympanitischen Ton (klangvoll, nachtönend, bei schlaffer Wand um die perkutierte Luft) und den nichttympanitischen Ton (nicht nachtönend, bei gespannter Wand). Außerdem unterscheidet man noch einen metallischen Ton und den Ton des gesprungenen Topfes; ersterer findet bei fester, nicht zu stark gespannter Wand um eine große Höhle statt, letzterer ist abhängig von der Reibung der perkutierten Luft an einer engen Öffnung. Vgl. Niemeyer, Handbuch der P. und Auskultation (Erlang. 1868-71, 2 Bde.); Derselbe, Grundriß (3. Aufl., Stuttg. 1880); Gerhardt, Lehrbuch der Auskultation und P. (4. Aufl., Tübing. 1883).

Perkussionsgewehr, ein Feuergewehr mit einem Perkussionsschloß (s. d.).

Perkussionskraft, die Kraft, mit welcher Geschosse das Ziel treffen.

Perkussionsschloß, Federschloß mit Schlaghahn an Handfeuerwaffen, früher auch an Marinegeschützen, zur Entzündung von Knallpräparaten in Zündhütchen. Das Zündhütchen steckt auf dem Zündstift, durch dessen Zündkanal das Feuer zur Pulverladung schlägt (s. Handfeuerwaffen, S. 103).

Perl, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Trier, Kreis Saarburg, unweit der Mosel, an der Linie Preußisch-Lothringische Grenze-Koblenz der Preußischen Staatsbahn, hat eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, Weinbau und (1885) 946 Einw.

Perlaffen, s. Affenfelle.

Perlasche, reinere amerikan. Pottasche.

Perlboot, s. Nautilus.

Perleberg, Hauptstadt des Kreises Westpriegnitz im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, an der Stepenitz und der Eisenbahn Wittenberge-P., hat eine schöne gotische Kirche (1294 zuerst genannt, 1851 von Stüler restaurierte, ein Rathaus (15. Jahrh.), eine Rolandssäule, ein Realgymnasium, ein Amtsgericht, einen Ritterschaftlichen Kreditverein, Lohgerberei, Mostrich-, Wichse- und Holzpantinenfabrikation und (1885) mit der Garnison (ein Ulanenregiment Nr. 11) 7698 meist evang. Einwohner. - P., die ehemalige Hauptstadt der Priegnitz, ist im 12. Jahrh. gegründet worden und erhielt 1239 ein Stadtrecht nach dem Vorbild von Salzwedel. Dort wurde 1420 ein Friede zwischen Brandenburg und Pommern geschlossen, desgleichen 1438 ein Friede zwischen Brandenburg und Mecklenburg, ohne daß dabei Brandenburgs Lehnsansprüche anerkannt wurden. 1638 ward die Stadt von den Schweden und bald darauf von den Kaiserlichen geplündert. Vgl. Höpfner, Perleberger Reimchronik von 1200 bis 1700 (Berl. 1876).

Perlen (echte), s. Perlmuscheln.

Perlen, in der Jägersprache die kleinen Erhabenheiten an den Geweihen der Hirsche und Rehböcke.

Perlen (künstliche) werden aus den Zähnen des Dugong, aus Alabaster, Steinnuß, Korallen etc. gedreht; viel wichtiger aber sind die Glasperlen, die besonders auf Murano dargestellt werden. Man zieht das Glas zu dünnen Röhren aus und zerschneidet diese mit einer Schere in kleine Stücke, welche entweder direkt benutzt werden (Schmelzen), oder noch einer Abrundung bedürfen. Man mischt sie mit einem leicht angefeuchteten Gemisch aus Kalk- und Kohlenpulver, um die Höhlungen auszufüllen, und erhitzt sie mit Sand und Kohlenpulver in rotierenden Cylindern, bis sich die scharfen Kanten abrunden. Nach dem Erkalten werden die P. gesiebt, sortiert, durch Schütteln mit Sand geschliffen, abgesiebt und durch Schütteln mit Kleie poliert. Kaum minder wichtig sind die großen, buntfarbigen Glasperlen, welche unter anderm als Tauschartikel nach Basra und als Rosenkränze nach Palästina gingen und auch heute noch einen bedeutenden Handelsartikel bilden. Ein großer Teil der hierher gehörigen Ware, die Markasitperlen, Barockperlen, die gewickelten P. etc., sind Produkte der Glasbläserei vor der Lampe. Im Fichtelgebirge und in Böhmen fertigt man die Paterln, indem man mit einem konischen, spitz zulaufenden und mit Thon überzogenen Eisenstäben eine Portion flüssiges Glas herausnimmt und daraus die Perle formt, welche eckig abgeschliffen, poliert, auch wohl mit Fäden andersfarbigen Glases überzogen wird. Den Stickperlen aus Glas schließen sich die Metallperlen aus Stahl, Silber, Gold oder Kupferlegierungen an, welch letztere auch wohl vergoldet und versilbert werden. Die 1656 von Jaquin erfundenen Wachsperlen (Fischperlen), welche die echten P. am schönsten nachahmen, bestehen aus kleinen, zarten Glaskügelchen, welche man innen mit Perlenessenz (s. d.) auskleidet und dann mit Wachs füllt. Sie werden besonders in Paris, Straßburg, Schwäbisch-Gmünd; Wien, Venedig etc. dargestellt. Die roten und gelben P. füllt man mit Farben, welche mit Gummi arabikum angemacht wurden, die Spiegelperlen mit einer leichtflüssigen Legierung. Schwarze massive P. werden auch in Formen gepreßt. Vegetabilische P. (P. der Kokosnuß), welche bei den Radschas in Ostindien als Schmuckwaren sehr beliebt sind, gleichen den P. der Perlmuschel, haben eine glatte, milchweiße Oberfläche, glänzen sehr wenig und finden sich frei liegend in Höhlungen der Kokosnuß. Sie sollen im wesentlichen aus kohlensaurem Kalk mit stickstoffhaltiger Substanz bestehen.

Perlenessenz (Essence d'Orient), Flüssigkeit, welche zur Darstellung der Wachsperlen dient, wird erhalten, indem man die silberglänzenden Schuppen des Weißfisches (Ukelei, Cyprinus alburnus) mit Wasser zerreibt, bis sich der glänzende Beleg der Schuppen rein am Boden absetzt. Dieser wird dann mit Ammoniak gewaschen und mit etwas Gelatinelösung gemischt. Zur Auswaschung von 0,5 kg Silberglanz sollen 18-20,000 Fische erforderlich sein. Die silberglänzende Substanz besteht aus mikroskopischen Kristallen, einer Verbindung von Guanin mit Kalk.

Perlengerste, die feinsten Graupen.

Perleninseln (Islas de las Perlas), Inselgruppe im Golf von Panama des Stillen Ozeans, zum Staat Panama gehörig, umfaßt 39 größere und 144 kleinere Inseln, 388 qkm groß. Die Inseln sind gebirgig; Mais und Bananen werden angebaut. Die Perlmuschelbeete, denen die P. ihren Namen verdanken, sind fast erschöpft und durch Krankheiten verheert.

Perlenkrone, in der Heraldik ein mit Perlen besetzter Goldreif (s. Adelskrone).

Perlenschwamm, s. Agaricus V.

Perlenstab (Perlstab), ein aus der griechischen Kunst übernommener Rundstab mit erhabenen oder aufgemalten, runden oder ovalen Verzierungen (s. Tafel "Ornamente I", Fig. 35 u. 36, und Eierstab).