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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Prestidigitateur - Preuß.

nach Nürnberg zurück, wo er Handzeichnungen berühmter Meister in Kupferstich und später auch farbig nachbildete. In diesen Nachbildungen liegt seine Bedeutung. Er gab nacheinander das Schmidtsche Kabinett (30 Blätter, 1779), das Braunsche Kabinett (48 Blätter, 1780) u. das Kleine Kabinett (36 Blätter, 1782) heraus. 1793 siedelte er nach Frankfurt a. M. über, wo er 5. Okt. 1808 starb. Nach seinem Tod erschienen noch 50 Blätter (1814).

2) Michael August Friedrich, Meteorolog, geb. 27. Okt. 1809 zu Göttingen, wurde 1833 Lehrer der praktischen Astronomie an der Navigationsschule in Emden, dann Lehrer der Mathematik und Naturwissenschaften am Gymnasium daselbst und starb 29. Febr. 1880. Seine Hauptthätigkeit war der Meteorologie gewidmet und in erster Linie der Erforschung des Klimas von Ostfriesland. Er konstruierte mehrere Instrumente, erfand nautische Beobachtungsmethoden und wies die Natur des Herauchs nach. Von seinen zahlreichen Schriften sind hervorzuheben: "Vorschule der Geometrie" (3. Aufl., Leipz. 1867); "Das geographische System der Winde über dem Atlantischen Ozean" (Emd. 1863); "Das Gesetz der Winde, abgeleitet aus dem Auftreten derselben in Nordwesteuropa" (das. 1869); "Der Boden, das Klima und die Witterung von Ostfriesland sowie der gesamten nordwestdeutschen Tiefebene" (das. 1872); "Die Winde in ihrer Beziehung zur Salubrität und Morbilität" (das. 1872); "Die höchste und niedrigste Temperatur, welche an jedem Tag von 1836 bis 1877 auf dem meteorologischen Observatorium in Emden beobachtet worden ist, sowie die daraus abgeleitete äußerste Grenze der Temperaturbewegung in Ostfriesland" (das. 1878).

Prestidigitateur (franz., spr. -schitatör, v. ital. presto, schnell, und lat. digitus, Finger), Taschenspieler, Gaukler.

Prestige (franz., spr. -ihsch, v. lat. praestigia), Blendwerk, Gaukelspiel; dann s. v. w. Nimbus oder Ansehen von gleichsam zauberischer Wirkung.

Prestitz (tschech. Přestice, spr. prsche-), Stadt in Böhmen, an der Bradlenka und der Staatsbahnlinie Pilsen-Eisenstein, mit schöner Dechanteikirche, Bierbrauerei und Malzfabrik, Spiritusbrennerei, Dampfmühle und (1880) 3027 Einw., Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts.

Presto (ital.), eilig, schnell, in der Musik die Bezeichnung des schnellsten Tempos, das nur als Prestissimo noch gesteigert werden kann.

Preston (spr. preßt'n), alte Stadt in Lancashire (England), höchst malerisch auf steiler Höhe am Ribble gelegen, den Brücken überspannen. Unter den Bauten ragen hervor: das neue Stadthaus (von G. Scott) mit hohem Turm und Börsenhalle, die Freibibliothek mit Museum, 1882 von Harris gegründet, die neue gotische Hauptkirche und die frühenglische Walpurgiskirche. In einem der vier Parke steht ein Standbild eines Grafen von Derby. P. hat (1881) 95,532 Einw. Seine Baumwollspinnereien sind von großer Bedeutung, war es doch Geburtsort Arkwrights. Schiffe von 4,3 m Tiefgang erreichen den Hafen mit der Flut. Die Stadt besitzt zwar 65 Seeschiffe, treibt aber fast nur Küstenhandel, wobei die Ausfuhr von Steinkohlen die wichtigste Rolle spielt. - 1322 wurde P. von Bruce zerstört; 17. Aug. 1648 erfocht hier Fairfax einen Sieg über die königlichen Truppen, und 1715 wurden bei P. die vom Grafen Derwentwater geführten Jakobiten überwältigt.

Preston, Viscount, s. Graham 1).

Prestonpans (spr. preßt'n-pänns'), Dorf in Haddingtonshire (Schottland), östlich von Edinburg, hat einen kleinen Hafen, Salinen (seit dem 12. Jahrh.), eine berühmte Brauerei und (1881) 2265 Einw. P. ist Sitz eines deutschen Konsulats. Hier 21. Nov. 1745 Sieg des Prätendenten Karl Eduard über die englischen Truppen unter General Cope.

Prestonsalz, mit ätherischen Ölen parfümiertes kohlensaures Ammoniak, dient als Riechsalz.

Prestwich (spr. préßtwitsch), Fabrikstadt 4 km nordwestlich von Manchester (England), mit Baumwollspinnerei und (1881) 8627 Einw.

Preti, Mattia, Maler, s. Calabrese.

Pretiosen, s. Preziosen.

Pretis-Cagnodo (auch de Pretis-C.), Sisinio, Freiherr von, österreich. Minister, aus Triest gebürtig, wurde Gubernialsekretär der Zentralseebehörde daselbst und im November 1862 als Ministerialrat in das Marineministerium (Abteilung für Handelsmarine) berufen, dann Statthalter in Triest und 15. Jan. 1872 Finanzminister im Ministerium Auersperg. Seine Finanzverwaltung war zwar nicht schöpferisch, aber geschickt. Als das Ministerium nach Abschluß der Ausgleichsverhandlungen mit Ungarn im Juni 1878 seine Entlassung eingereicht hatte, ward P. im Oktober mit der Neubildung des Kabinetts beauftragt, welche jedoch nicht zu stande kam. Bei der Neubildung des Ministeriums im Februar 1879 behielt P. sein Portefeuille, trat aber 12. Aug. d. J. zurück und ward Statthalter von Triest und Küstenland.

Pretium (lat.), Preis, Belohnung, Geld; daher P. affectionis, s. v. w. Affektionswert (s. d.); dann auch s. v. w. Liebesgabe, Freundschaftsgeschenk.

Pretorĭa, Hauptstadt der Südafrikanischen Republik (Transvaal), in einer Ebene, ist Sitz der Regierung, eines deutschen Konsuls, mit 4000 Einw.

Prettin, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Kreis Torgau, unweit der Elbe, hat ein Amtsgericht und (1885) 1844 evang. Einwohner. Dabei Schloß Lichtenburg (s. d.).

Pretzsch, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Kreis Wittenberg, an der Elbe, hat eine Dampfschneide- und eine Dampfmahlmühle und (1885) 2021 evang. Einwohner. Dabei das Schloß P. mit der Mädchenabteilung des großen Militärwaisenhauses zu Potsdam.

Preuner, Christ. Ludwig August, klassischer Archäolog, geb. 14. Sept. 1832 zu Öhringen in Württemberg, studierte zu Tübingen, bekleidete darauf verschiedene Lehrerstellungen, wurde 1860 Bibliothekar des theologischen Stifts in Tübingen, habilitierte sich daselbst 1864 als Privatdozent der klassischen Philologie und kam 1866 als außerordentlicher Professor der Archäologie und der Geschichte des klassischen Altertums nach Greifswald, wo er 1870 zum Ordinarius ernannt wurde und noch gegenwärtig thätig ist. Sein Hauptwerk ist "Hestia-Vesta. Ein Cyklus religionsgeschichtlicher Forschungen" (Tübing. 1864), worin er sich der besonders von W. H. Roscher vertretenen Richtung der zugleich historisch-kritischen und vergleichenden Erforschung der griechischen und römischen Mythologie anschließt. Außerdem schrieb er: "Über die Venus von Milo" (Greifsw. 1874); "Über die pergamenischen Skulpturen" (in den "Verhandlungen der Stettiner Philologenversammlung", Leipz. 1881) u. a.

Preuß, Johann David Erdmann, verdienter Historiograph, geb. 1. April 1785 zu Landsberg a. d. Warthe, studierte in Frankfurt a. O., wurde 1816 als Lehrer an das Friedrich Wilhelms-Institut zu Berlin berufen, ward 1841 preußischer Historiograph, lebte seit 1860 in Zurückgezogenheit und starb 25. Febr.