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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Rauden - Rauhmaschine.

milben (Leipz. 1861); Zürn, Die Schmarotzer der Haussäugetiere (2. Aufl., Weim. 1881).

Rauden (Groß- R.), Flecken und Gut im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, Kreis Rybnik, an der Ruda, hat ein Schloß des Herzogs von Ratibor (mit ausgezeichneten Garten- und Parkanlagen und großer Schäferei), 2 Sägemühlen, eine Schindelfabrik und (1885) 1960 meist kath. Einwohner. R. war ehemals eine Cistercienserabtei, die 1252 vom Herzog Wladislaw von Ratibor gegründet wurde. Nahebei mehrere Eisenwerke. Vgl. Potthast, Geschichte der ehemaligen Cistercienserabtei R. (Leobschütz 1858). Die Urkunden des Klosters wurden herausgegeben von Wattenbach (Bresl. 1859).

Raudische Felder (Campi Raudii), im Altertum Name einer Ebene bei Vercellä in Oberitalien (zwischen Vercelli, Casale und Mortara), wo Marius seinen berühmten Sieg über die Cimbern (101 v. Chr.) erfocht.

Raudnitz (tschech. Roudnice), Stadt in Böhmen, an der Elbe und der Prag-Dresdener Eisenbahn, besteht aus der Stadt mit der Judengasse und zwei Vorstädten, hat eine Bezirkshauptmannschaft, ein Bezirksgericht, ein Realgymnasium, eine Ackerbauschule (in der Vorstadt Hracholusk), eine gotische Propsteikirche, ein Kapuzinerkloster, ein schönes, hoch gelegenes Schloß, ehemals dem Prager Erzbischof, jetzt dem Fürsten Lobkowitz gehörig (der den Titel eines Herzogs von R. führt), mit reichhaltiger Bibliothek (60,000 Bde.), Gemälde- und Waffensammlung, Fabrikation von Rübenzucker, Spiritus, Malz und Bier, eine Dampfbrettsäge etc., bedeutenden Getreide- und Holzhandel und (1880) 5942 Einw. 1350 hielt der Erzbischof Ernst von Pardubitz den römischen Volkstribun Rienzi auf dem Schloß gefangen. Südöstlich von R. der aussichtsreiche St. Georgsberg (tschech. Řip, 459 m) mit Kirchlein aus dem 12. Jahrh.

Raudten, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis Steinau, Knotenpunkt der Linien Breslau-Stettin und Kamenz-R. der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Molkerei, eine Ziegelei und (1885) 1487 Einw.

Rauensche Berge, Teil des märkisch-schles. Landrückens, zwischen Dahme und Spree, südlich bei dem Dorf Rauen, im höchsten Punkt 152 m hoch. Auf ihrem Rücken zwei gewaltige erratische Blöcke, die Markgrafensteine, und ein Aussichtsturm, am Nordabhang Braunkohlenbergwerke.

Rauenthal, Dorf im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Wiesbaden, am Schlangenbader Bach, 4 km nördlich von Eltville, hat eine alte Pfarrkirche, vorzüglichen Weinbau und (1885) 1019 meist kath. Einwohner. Dabei das vormalige Kloster Tiefenthal.

Rauenthaler, s. Rheinweine.

Raufhandel, s. Schlägerei.

Raufwolle, s. Leder, S. 610.

Raugraf, im Mittelalter Name eines reichsgräflichen Geschlechts im Nahegau, das seinen Ursprung von den alten Gaugrafen ableitete. Graf Emichs VI. vom Nahegau Söhne Konrad und Emich (1140-60) teilten die Besitzungen des Geschlechts; ersterer nannte sich Wildgraf (comes sylvester), letzterer nach der rauhen, gebirgigen Beschaffenheit seiner Herrschaften (Altenbaumberg, Ruwenberg, Stolzenberg) R. (comes hirsutus). Nachdem diese Besitzungen bei dem Erlöschen des raugräflichen Geschlechts an die Pfalz gekommen waren, erhob Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz (s. Karl 41) 1667 seine ihm 1658 an die linke Hand getraute Gemahlin Marie Luise von Degenfeld (gest. 1677) zur Raugräfin; deren Kinder erhielten den gleichen Titel.

Rauh, s. v. w. roh, brutto (s. d.).

Rauhapfel, s. Datura.

Rauhbank, s. Hobel.

Rauhblätterige, s. Asperifoliaceen.

Rauhe Alb, s. Jura (Deutscher).

Rauhe Mark, im Gegensatz zur feinen Mark, das Gewicht von 16 Lot legierten Silbers und 24 Karat legierten Goldes.

Rauheptingen (Eptingen), Badeort im schweizer. Kanton Baselland, 571 m ü. M. in einem Seitenthal der Ergolz gelegen, am nördlichen Fuß der 1100 m hohen Bölchenfluh, mit 685 Einw.

Rauher Hals, s. Heiserkeit.

Rauhes Haus, die von Joh. Wichern (s. d.) 1. Nov. 1833 in dem Dorf Horn bei Hamburg gegründete Anstalt für innere Mission, umfaßt eine Rettungsanstalt für sittlich verwahrloste Kinder, ein Pensionat für Kinder höherer Stände und eine Bildungsanstalt für solche Individuen, welche sich dem Schulamt oder einem Amt in Korrektions-, Straf- oder Krankenanstalten im Sinn der innern Mission widmen wollen, auch eine Buchdruckerei, Buchbinderei und Buchhandlung. Die Kinder sind in Familien eingeteilt, von denen jede 12 Kinder umfaßt und unter Aufsicht und Leitung eines jungen Handwerkers steht. Ihre Wartung und Pflege ist Gehilfen anvertraut, die am Unterricht in der Anstalt teilnehmen, um sich für die Wirksamkeit an andern Anstalten im Dienste der innern Mission vorzubilden. Eine zur Ausbildung junger Männer für das Vorsteher- und Oberaufseheramt in andern ähnlichen Anstalten 1845 ins Leben gerufene Bruderanstalt hat man neuerdings als einen vollkommen organisierten Orden nachzuweisen gesucht (s. Brüderschaften). Organ des Rauhen Hauses sind die "Fliegenden Blätter" (seit 1884). Vgl. Wichern, Das Rauhe Haus 1833-83 (Hamb. 1883).

Rauhflügelwespe, s. Chalcidier.

Rauhfrost (Rauhreif, Rauchfrost), Eiskristalle, welche sich aus Nebel auf Äste und Zweige von Bäumen und Sträuchern, auf Grashalme, Telegraphendrähte, Tauwerk etc. niederschlagen und diese Körper oft ganz umrinden. Wenn nach länger anhaltender Kälte warme Luft herbeigeführt und dieselbe durch Mischung mit der kältern Luft bis unter den Taupunkt abgekühlt wird, scheidet sich der Wasserdampf als Nebel aus und überzieht alle Körper, deren Temperatur noch unter 0° ist, mit kleinen Eiskristallen. Die Kristallbildung wird überall und so auch hier durch feste, rauhe Körper begünstigt, und daher bildet der R. oft große Ablagerungen an Körpern wie den genannten, während ebene Flächen fast frei davon bleiben. Verschwindet der Nebel, so erscheint der R. bei blauem Himmel als der schönste Schmuck des Winters; bei sehr starker Ausbildung gibt er Veranlassung zum Abbrechen von Ästen (Duftbruch).

Rauhgemäuer, äußeres Mauerwerk eines Schachtofens, das den feuerfesten Kernschacht umhüllt.

Rauhgewicht, im Münzwesen s. v. w. Schrot, s. Münzwesen, S. 893.

Rauhkalk, s. Dolomit.

Rauhmaschine, Vorrichtung zur Erzeugung einer feinen gleichmäßigen Haardecke auf Tuch, Barchent etc. Die Abbildung zeigt in a eine im Gestell b gelagerte cylindrische Trommel von 1,5-2 m Länge und 1 m Durchmesser, deren ganze Oberfläche mit Rauhkarden dadurch bedeckt wird, daß man diese mit ihren Stielen zwischen eiserne Schienen e klemmt, die bei d d an der Walze befestigt werden. Letztere dreht sich nun mit 80-100 Touren in der Minute, während sich das Gewebe m mit geringer Geschwindigkeit (etwa 0,6 m in der Mi-^[folgende Seite]