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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rothschönberger Stollen; Rothstein; Roth von Schreckenstein; Roti; Rotieren; Rotiferen; Röting; Rotkarpfen; Rotkehlchen

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Rothschönberger Stollen - Rotkehlchen.

des Frankfurter Hauses und wurde Mitglied des preußischen Herrenhauses auf Lebenszeit. - 2) Salomon, geb. 9. Sept. 1774, stellte sich 1826 an die Spitze eines Wiener Hauses, "S. M. v. R.", und starb 27. Juli 1855, die Leitung des Geschäfts seinem Sohn Anselm Salomon, geb. 29. Jan. 1803, gest. 27. Juli 1874, überlassend, welchem dessen dritter lebender, 29. Okt. 1844 geborner Sohn, Albert, gefolgt ist. - 3) Nathan, geb. 16. Sept. 1777, hatte 1798 die Firma "N. M. R." in Manchester gegründet, welche er 1813 nach London verlegte. Er leistete dem britischen Kabinett in der Finanzkrise dieses Jahrs bedeutende Dienste und gelangte zu hohem Ansehen. 1822 zum österreichischen Generalkonsul in London ernannt, starb er in Frankfurt a. M. 18. Juli 1836. Sein Nachfolger in dieser Würde sowie als Chef des Londoner Bankhauses war sein ältester Sohn, Lionel, geb. 22. Nov. 1808, gest. 3. Juni 1879. Schon früher von der Londoner City zu ihrem Vertreter im Parlament gewählt, konnte derselbe erst seit der 1858 erfolgten Abänderung des Aufnahmeeides seinen Sitz einnehmen. Sein 8. Nov. 1840 geborner Sohn Nathaniel ist Mitglied des englischen Unterhauses, erblicher Baronet und seit 1885 Peer. - 4) Karl, geb. 24. April 1788, ward Chef des 1820 gegründeten Geschäfts in Neapel, lebte viel in Frankfurt, wo er seit 1829 auch als sizilischer Generalkonsul fungierte, und starb 10. März 1855 in Neapel. Sein gleichnamiger Sohn (s. 1) wurde Chef des Frankfurter Stammhauses. - 5) Jakob (James), geb. 15. Mai 1792, ward 1812 Chef eines Hauses in Paris, "Gebrüder R.", und 1822 österreichischer Generalkonsul daselbst. Nachdem er die französischen Anleihen von 1830 zu 30 Mill., von 1831 zu 120 Mill., von 1832 zu 150 Mill. und von 1844 zu 200 Mill. Frank zu stande gebracht, wurde er von Ludwig Philipp zum Großoffizier der Ehrenlegion ernannt, deren Mitglied er schon seit 1823 war. Er starb 15. Nov. 1868, die Leitung des Geschäfts seinem Sohn Alfons, geb. 1. Febr. 1827, überlassend. Vgl. "Das Haus R., seine Geschichte und Geschäfte" (Prag 1857); Reeves, The Rothschilds (Lond. 1887).

Rothschönberger Stollen, s. Freiberg 1).

Rothstein, Hugo, Begründer der preuß. Militärgymnastik nach schwedischem System, geb. 28. Aug. 1810 zu Erfurt, wurde 1845-46 als Artillerieleutnant zum Studium der Lingschen Gymnastik nach Stockholm gesandt und dann mit Einrichtung der 1851 ins Leben getretenen preußischen Zentralturnanstalt beauftragt, der er bis zu seiner Verabschiedung (1863) als Unterrichtsdirigent vorstand; er starb 23. März 1865 als Major zur Disposition. Sein Hauptwerk, das sich im wesentlichen als ein Produkt der Feindseligkeit gegen das deutsche Turnen kennzeichnet, ist: "Die Gymnastik nach dem System des schwedischen Gymnasiarchen P. H. Ling" (Berl. 1846-59, 5 Tle.). Auch die Militärgymnastik ist in der Folge mehr und mehr auf den Boden des deutschen Turnens übergetreten.

Roth von Schreckenstein, Karl Heinrich, Freiherr, Historiker, geb. 31. Okt. 1823 in Donaueschingen, Grundherr zu Billafingen, württemberg. Rittmeister und 1868-85 Direktor des bad. Generallandesarchivs in Karlsruhe. Er schrieb: "Das Patriziat in den deutschen Städten" (Tübing. 1856); "Geschichte der ehemaligen freien Reichsritterschaft in Schwaben, Franken u. am Rheinstrom" (das. 1859-62, 2 Bde.); "Wie soll man Urkunden edieren?" (das. 1864); "Die Insel Mainau. Geschichte einer Deutschordens-Kommende" (Karlsr. 1873); "Die Ritterwürde und der Ritterstand" (Freiburg 1887); "Der Freiherrentitel einst und jetzt" (Berl. 1888) u. a.

Roti (franz.), gebratenes Fleisch.

Rotieren (lat.), sich um seine eigne Achse drehen.

Rotiferen, s. v. w. Rädertiere (s. d.).

Röting, Julius, Maler, geb. 7. Sept. 1821 zu Dresden, machte seine Studien auf der dortigen Akademie bei Bendemann und siedelte später nach Düsseldorf über, wo er nach Th. Hildebrandts Pensionierung zum Professor an der Akademie ernannt wurde. Von seinen Historienbildern, die sich durch ein kräftiges und gesättigtes Kolorit und einfache, breite Behandlung auszeichnen, sind hervorzuheben: Kolumbus vor dem geistlichen Rat zu Salamanca (1851, Dresdener Galerie), Christus am Kreuz (Altarbild für die Kirche zu Lenten in Kurland) und die Grablegung Christi (1866), ein Werk von ergreifender Wahrheit und plastischer Wirkung. Noch Bedeutenderes leistete R. in Bildnissen, namentlich in männlichen, die durch überraschende Ähnlichkeit, lebenswahre Auffassung und leuchtende Farbe allgemeine Anerkennung gefunden haben. Zu den besten seiner vielen Porträte gehören Emanuel Leutze (1847), W. v. Schadow und K. F. Lessing (1852, Kunsthalle zu Düsseldorf), E. M. Arndt (1859). R. ist Mitglied der Akademien von Berlin und Wien.

Rotkarpfen (Scardinius Bon.), Gattung aus der Ordnung der Edelfische und der Familie der Karpfen (Cyprinoidei), gedrungen gebaute Fische mit endständigem, schief nach aufwärts gestelltem Maul, in zwei Reihen zu drei und fünf gestellten Schlundzähnen und Rücken- und Afterflosse mit kurzer Basis. Das Rotauge (Rotfeder, Rotten, Scardinius erythrophthalmus L.), 25-30 cm lang, ändert je nach Aufenthalt und Nahrung in Form und Färbung stark ab, meist auf dem Rücken braungrün, an den Seiten glänzend messinggelb, am Bauch silberweiß, an Bauch-, After- und Schwanzflossen rot, an Brust- und Rückenflossen rot, aber durch dunklere Färbungen getrübt, findet sich häufig in den Flüssen Mitteleuropas, besonders in stillem Wasser, auch in Seen, sucht am Boden im Schlamm seine Nahrung und laicht vom April bis Juni an grasbewachsenen Stellen. Das grätige Fleisch wird wenig geschätzt; doch benutzt man den oft in Massen gefangenen Fisch als Dünger, Schweinefutter und zur Fütterung der Zuchtfische. Häufig wird er mit der Plötze (s. Rohrkarpfen) verwechselt.

Rotkehlchen (Erythacus Cuv.), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel, der Familie der Drosseln (Turdidae) und der Unterfamilie der Nachtigallen (Luscininae), Vögel mit auf der Firste etwas gebogenem, vor dem angedeuteten Haken leicht eingekerbtem Schnabel, mittelhohen, schwachen Füßen, ziemlich kurzen, schwächlichen Flügeln, in denen die vierte und fünfte Schwinge am längsten sind, und mittellangem, leicht abgeschnittenem Schwanz. Unser R. (Erythacus rubecula L.), 15 cm lang, 22 cm breit, ist oberseits dunkel olivengrau, unterseits gräulich, an Stirn, Kehle und Oberbrust gelbrot; der Schnabel ist schwärzlichbraun, das große Auge braun, die Füße rötlich hornfarben. Es bewohnt Europa und Kleinasien, weilt bei uns vom März bis Oktober, geht im Winter nach Südeuropa, Nordafrika, Syrien und Persien, lebt in Wäldern mit dichtem Unterholz, besucht auf seinem Zug die Gebüsche, fliegt sehr gewandt, aber nicht leicht bei Tag in hoher Luft, ist munter, zutraulich, etwas zänkisch, nicht eben gesellig, singt vortrefflich, nistet am Boden in Löchern, im Moos, zwischen Wurzeln und legt Ende April oder