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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schwarzbeere; Schwarzblech; Schwarzbleierz; Schwarzbraunstein; Schwarzbubenland; Schwarzbuch; Schwarzburg; Schwarzburg-Rudolstadt

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Schwarzbeere - Schwarzburg (S.-Rudolstadt).

von der Bahnstation Greifenberg, 500 m ü. M., hat (1885) 302 Einw. und 7 Quellen, die ein erdig-salinisches, an Kohlensäure sehr reiches Stahlwasser liefern, das bei Blutarmut, leichten Formen des chronischen Katarrhs der Luftwege und des Magens, Frauenkrankheiten etc. gebraucht wird.

Schwarzbeere, s. Vaccinium.

Schwarzblech, s. Eisenblech.

Schwarzbleierz, s. Cerussit.

Schwarzbraunstein, s. Hausmannit.

Schwarzbubenland, das agrikole Gebiet der Birs im Solothurner Jura, mit den Ortschaften Büsserach, Seewen, Dorneck etc.; nach der herrschenden Mannskleidung (groben schwarzen Kitteln) benannt.

Schwarzbuch, das kaufmännische Handlungsbuch, welches dazu dient, die notorisch schlechten, uneinbringlichen Schuldposten aufzunehmen, welche im Haupt- oder Kontokorrentbuch hiernach auszugleichen sind.

Schwarzburg, Dorf in der Schwarzburg-Rudolstädt. Oberherrschaft, Landratsamt Königsee, an der Schwarza, 21 km südwestlich von Rudolstadt, hat eine Farbenfabrik und 700 Einw. Dabei auf einem von drei Seiten von der Schwarza umschlungenen Felsen, 419 m ü. M., das im 15. und 18. Jahrh. erbaute gleichnamige Schloß, der Stammsitz der Fürsten von Schwarzburg, mit großem Wildpark, einer der schönsten Punkte des Thüringer Waldes. Dem Schloß gegenüber liegt der Trippstein, 566 m hoch, mit herrlicher Aussicht.

Schwarzburg-Rudolstadt, deutsches Fürstentum, dessen Gebiet aus zwei getrennten Teilen, nämlich der am Thüringer Wald gelegenen Oberherrschaft und aus der von der preußischen Provinz Sachsen umschlossenen Unterherrschaft, besteht. Die Oberherrschaft umfaßt das Hauptland zwischen Sachsen-Weimar, Sachsen-Meiningen, Schwarzburg-Sondershausen und Sachsen-Gotha, ferner das von diesem durch sachsen-meiningisches Gebiet getrennte und sonst noch von preußischem und reußischem Gebiet begrenzte Amt Leutenberg und vier kleine Parzellen, während die Unterherrschaft aus einem größern, zwischen Preußen, Schwarzburg-Sondershausen und dem sachsen-weimarischen Amt Allstedt gelegenen Gebiet und zwei kleinern Enklaven zusammengesetzt ist. Beide Landesteile sind gebirgig. In der Oberherrschaft, die mit ihrem südlichen Teil im Thüringer Wald, mit ihrem nördlichen im thüringischen Hügelland liegt, sind die höchsten Punkte der Großfarmdenkopf (872 m) und der Wurzelberg (844 m); in die südöstliche Ecke der Oberherrschaft ziehen sich die Nordabhänge des Frankenwaldes hinein. Der Unterherrschaft gehört der Kyffhäuser (471 m) an. Der Hauptfluß der Oberherrschaft ist die Saale, welche zuerst das Amt Leutenberg und dann den nordöstlichen Teil des Amtes Rudolstadt durchfließt und als wichtigste Nebenflüsse die Loquitz mit der Sornitz und die Schwarza aufnimmt. Der nordwestliche Teil der Oberherrschaft, das Amt Stadtilm, wird von der Ilm durchflossen, und auf kurze Strecken berühren noch die Wipfra und Gera die Parzellen Elxleben und Angelroda. Den Südwesten der Unterherrschaft durchfließt die Wipper. Von Badeorten sind Frankenhausen (Solbad) und Blankenburg (klimatischer Kurort) zu nennen. In den im Thüringer Wald gelegenen Landesteilen ist das Klima rauher als in den nördlichen Gegenden. Für letztere beträgt die mittlere Wärme +7,5° C., im nördlichen Teil der Oberherrschaft steigt dieselbe auf +8,7° C., während sie in den höher gelegenen südlichen Teilen auf +5° C. sinkt.

Das Fürstentum S. hat einen Flächeninhalt von 940,88 qkm (17,09 QM.), wovon 733,69 qkm (13,32 QM.) auf die Oberherrschaft (Rudolstadt) u. 207,19 qkm (3,77 QM.) auf die Unterherrschaft (Frankenhausen) entfallen. Von der Gesamtbevölkerung, welche 1. Dez. 1885: 83,836 Seelen betrug, kamen 79 Proz. auf die Oberherrschaft, 21 Proz. auf die Unterherrschaft. Die große Masse der Bevölkerung ist protestantisch, es gab nur 526 Römisch-Katholische und 45 Juden. Unter den Wohnplätzen sind 8 Städte und 157 Landgemeinden. Dem Schulwesen wird große Sorgfalt zugewandt; es bestehen ein Gymnasium, ein Realgymnasium, eine Realschule, ein Lehrerseminar, 2 höhere Töchterschulen und 135 Volksschulen. Von Privatanstalten ist die Erziehungsanstalt in Keilhau zu erwähnen. In Rudolstadt befinden sich eine fürstliche Landesbibliothek, ein Naturalienkabinett und eine Gemäldesammlung. Was die Bodenbenutzung anbelangt, so sind Holzungen, Ackerland, Wiesen und Weiden die hauptsächlichsten Faktoren. Der Getreidebau bildet in der Unterherrschaft den Hauptnahrungszweig, in der Oberherrschaft sind, besonders im Süden und W., wo das Ackerland hinter den Waldungen bedeutend zurücktritt, Gewerbe und Waldarbeit die vorzüglichsten Nahrungsquellen. Dagegen sind diese Waldbezirke reich an trefflichen Wiesen, die zu einer erheblichen Viehzucht Veranlassung gegeben haben. Von der produktiven Fläche sind (1888) 35,750 Hektar Ackerland, 984 Gärten, 7390 Wiesen, 1723 Weiden, 41,358 Hektar Holzungen. 21,113 Hektar (22 Proz. der Gesamtfläche) gehören zum Domanialbesitz. Von hervorragender Bedeutung ist die Forstkultur im Thüringer Walde. Derselben wird allgemein, besonders von seiten des Staats, der 46 Proz. des gesamten Waldareals besitzt, große Sorgfalt gewidmet. Vorherrschend ist Nadelholz. Das Wildbret hat sich in neuerer Zeit vermindert, doch ist Federwild noch ziemlich zahlreich vorhanden. Ein Wildpark befindet sich bei Schwarzburg. Obst- und Gemüsebau wird besonders in der Unterherrschaft, Weinbau im Saalthal getrieben. Im Thüringer Wald sind massenhaft wachsende Waldbeeren, die zur Sommerzeit einen nennenswerten Handelsartikel bilden, fast das einzige Obst. Der Viehstand betrug 1883: 2813 Pferde, 19,831 Stück Rindvieh, 39,024 Schafe, 19,544 Schweine, 14,420 Ziegen; es gab 4121 Bienenstöcke. Geflügelzucht ist allgemein verbreitet.

Bergbau wird auf Eisen, Braunkohlen, Gips, Schwerspat und Schiefer betrieben; besonders die Thäler der Schwarza, Lichte und Loquitz sind reich an Schieferbrüchen. Eine Saline besteht in Frankenhausen. Die bedeutendsten Gewerbe sind die Porzellanindustrie (403 Betriebe) und Glasindustrie (23 Betriebe für Glasfabrikation und -Veredelung und 266 Glasbläsereien vor der Lampe), die beide ausschließlich in der Oberherrschaft betrieben werden. Hauptorte für erstere sind: Volkstedt, Katzhütte, Lichte bei Wallendorf, Scheibe, Rudolstadt, Neuhaus, für letztere: Neuhaus, Geiersthal, Schmalenbuche. Außerdem erstreckt sich die Industrie auf die Fabrikation von Maschinen, mathematischen, physikalischen etc. Instrumenten (besonders Thermometer), von Papier, Holzstoff, Spielwaren, Perlmutterknöpfen, Pinseln, auf den Bau von Orgeln und Pianofortes, auf Wollspinnerei und -Weberei, Bleicherei, Färberei, Appretur, Seilerei, Gerberei. Die vielen vorhandenen Wasserkräfte werden von zahlreichen Mühlwerken, in einigen Fällen auch unter Zuhilfenahme von Dampfkraft, ausgenutzt. Endlich gibt es eine Rübenzuckerfabrik (Frankenhausen). Zur Ausfuhr kommen: Holz