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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Südliches Kreuz; Südlicht; Süd-Nordkanal; Sudogda; Sudorifĕra; Südpol; Südpolarexpeditionen; Südpolarländer

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Südliches Kreuz (Orden) - Südpolarländer.

eines Vierecks stehen, dessen Diagonalen das Kreuz darstellen; der eine Arm des letztern, an dessen Ende der Hauptstern erster Größe steht, ist länger als der andre (s. Figur). Schon Vespucci gedenkt desselben auf seiner dritten Reise (1501), und von Corsali (1517) wird es bereits als "Wunderkreuz" bezeichnet. Dante (im Eingang seines "Fegfeuers") kannte es wahrscheinlich aus arabischen Quellen. Das Sternbild ist Flaggenzeichen der Deutschen Ostafrikanischen Gesellschaft (s. Tafel "Flaggen II"). Danach ist auch benannt der Orden vom südlichen Kreuz, höchster brasilischer Orden, gestiftet 1. Dez. 1822 vom Kaiser Dom Pedro I. zur Erinnerung an seine Berufung auf den Thron und so benannt mit Anspielung auf die geographische Lage des Reichs, in welchem sich das Sternbild des südlichen Kreuzes zeigt. Der Orden hat vier Klassen: Großkreuze, Dignitäre, Offiziere und Ritter. Die Dekoration besteht in einem fünfarmigen, weiß emaillierten Goldkreuz, durchwunden von einem Kranz aus Kaffee- und Tabaksblättern, an einer goldenen Kaiserkrone hängend. Der goldene Mittelavers zeigt Dom Pedros Bild mit der Umschrift: "Petrus I., Brasiliae Imperator", der blaue Revers ein Kreuz aus 19 Sternen mit der Umschrift: "Bene merentium Praemium". Die Großkreuze, Dignitäre und Offiziere tragen das Kreuz und eine Plaque, bestehend aus dem Kreuz mit goldenen Strahlen zwischen den Armen, dem Mittelrevers und der Krone, die Dignitäre das Kreuz am Hals, die beiden letzten Klassen auf der Brust. Das Band ist himmelblau. Die Großkreuze sind Exzellenzen, den Dignitären gebührt die Senhoria. Auch sind Pensionen mit dem Orden verknüpft.

^[Abb.: Südliches Kreuz.]

Südlicht, s. Polarlicht.

Süd-Nordkanal, Kanal in der Provinz Hannover, der bedeutendste unter den neuen Anlagen in den Mooren auf der linken Emsseite (Bourtanger Moor), zum Zweck der Kultivierung derselben. Er hat eine Länge von 71 km, eine Breite von 15,7 m und wird zu beiden Seiten (wie der Ems-Vechtekanal) von Wegen begleitet. Der Kanal verläßt bei Nordhorn den Ems-Vechtekanal und zieht sich nach N. durch die großen Moore in geringer Entfernung von der niederländischen Grenze bis Rhede, wo er sich mit dem Rhede-Bellingwolder Kanal verbindet und mit diesem zur Ems geht. Zahlreiche Seitenkanäle sind aus ihm in die Moore geführt, auch mehrfach Verbindungen mit dem niederländischen Kanalsystem hergestellt.

Sudogda (Ssudogda), Kreisstadt im russ. Gouvernement Wladimir, am Flusse S., mit (1885) 1987 Einw. Im Kreise sind 15 Fabriken, welche Kristall- und Glaswaren liefern.

Sudorifĕra (lat.), s. Schweißtreibende Mittel.

Südpol, s. Pol und Magnetismus.

Südpolarexpeditionen, s. Südpolarländer.

Südpolarländer (antarktische Länder), alle diejenigen Länder und Inseln, welche innerhalb oder in der Nähe des südlichen Polarkreises liegen. Manche nehmen das Vorhandensein eines großen Festlandes oder antarktischen Kontinents im S. an, andre bezweifeln die Existenz eines solchen und denken an größere oder kleinere Inselgruppen. Was man bis jetzt entdeckt hat, ist folgendes: Südsüdöstlich von der Südspitze Amerikas liegen zwischen 63½ und 65° südl. Br. Trinity- und Palmerland, 1821 von Powell und Palmer entdeckt; weiter südlich in der Breite des Polarkreises das 1832 von Biscoe entdeckte Adelaiden- und Grahamsland und auf der Ostseite des Trinitylandes das 1838 von Dumont d'Urville entdeckte Louis-Philippeland nebst der Insel Joinville. Von der schon 1599 von Dirk Gerrits gesehenen, aber erst 1819 von W. Smith wirklich entdeckten Inselkette Südshetland ist jener Teil des antarktischen Landes durch die Bransfieldstraße geschieden. Südwestlich davon liegt die Alexanderinsel und unter derselben Breite die hohe Peterinsel, beide 1821 von Bellingshausen entdeckt. Weiter westlich ist nur Wasser und Eis, kein Land gesehen worden. Erst unter 170-160° östl. L. v. Gr. entdeckte James Clark Roß (1841-42) die hohe Küste eines schneebedeckten Landes, welches er Victorialand nannte, und welches zahlreiche Berge von 3000 bis 4000 m Höhe trägt, darunter die Vulkane Erebus (3770 m), Terror (3318 m) und den 4570 m hohen Melbourne als höchsten der gesehenen Gipfel. Zwischen 165-95° östl. L. v. Gr., unter dem Polarkreis, verzeichneten Dumont d'Urville, Balleny und Wilkes (1839-40) eine Reihe Inseln und unzusammenhängender Küstenstrecken, die unter dem Namen Wilkesland zusammengefaßt werden; einzelne Strecken sind: Adélieland, Clarieland, Sabrinaland, Knoxland, Terminationinsel. Weiter westlich von Wilkesland liegt Kempland sowie das 1831 von Biscoe entdeckte Enderbyland, beides wahrscheinlich nur Inseln. Auch die schon weiter nördlich liegende, von Cook 1775 entdeckte, 1819 von Bellingshausen untersuchte Sandwichgruppe, das ebenfalls von Cook untersuchte, schon 1675 von Laroche entdeckte Südgeorgien und die 1821 von Palmer und Powell aufgefundenen, 1822 von Weddell besuchten Südorkneyinseln werden hierher gerechnet. Man schätzt das Areal der S. auf 660,000 qkm (12,000 QM.). Falls ein antarktischer Kontinent wirklich vorhanden ist, kann derselbe höchstens an einer Stelle (Australien gegenüber) den 70. Breitengrad wesentlich überschreiten und muß auf der atlantischen Seite weit von demselben entfernt bleiben. Hier erreichte Weddell im Februar 1823 unter 33° 20' westl. Länge in fast eisfreiem Meer die Breite von 74° 15'. - Die eisige Öde der antarktischen Felseninseln beschränkt das Pflanzen- und Tierleben fast ganz auf den Ozean; doch sind Klippen und Berghänge mit zahllosen Vögeln bedeckt. Thätiger Vulkanismus tritt besonders im Bereich des Victorialandes in großartigster Weise auf. Die Temperaturbeobachtungen weisen naturgemäß auf die niedrige Sommerwärme und geringe Winterkälte eines durchaus ozeanischen Klimas hin. Seitdem die Challenger-Expedition 1874 über den Polarkreis vordrang und Dallmann 1873-74 Grahamsland untersuchte, und seit der Fahrt der Gazelle (1874-75) ist die Erforschung der S. wiederholentlich von Deutschland aus angeregt worden. Namentlich aber war man in Australien dafür thätig, und die dortigen geographischen Gesellschaften erlangten die Bewilligung einer namhaften Summe durch die dortigen Regierungen; da die englische Regierung aber ihre Beihilfe versagte, so kam ein Unternehmen nicht zu stande.