Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sutti; Sutton in Ashfield; Sutura; Suum cuique; Süvern; Süvernsche Masse; Suwalki; Suwanee; Suworow

446

Sutti - Suworow.

erschöpflich in den bittersten Angriffen gegen Kapo d'Istrias, die in dem "Panorama tes Hellados" (Nauplia 1833, 2 Bde.) gesammelt sind. Seine weitern politischen Gedichte (1845) geben namentlich seinem Haß gegen die Bayern Ausdruck. Auch seine andern Werke verleugnen den satirischen Grundzug nicht, so besonders die Komödie "Der Verschwender" ("Asotos", 1830), mit starkem Anschluß an Molière; der politische Roman "Der Verbannte" ("Exoristos", Athen 1835; deutsch, Berl. 1837) und vor allen die nach Byrons "Childe Harold" gearbeitete Dichtung "Der Umherschweifende" ("Periplanomenos", 4 Gesänge, Athen 1839-52). Vgl. über Alexandros S. Queux de Saint-Hilaire im "Annuaire pour l'encouragement des études grecques" (Par. 1874).

Sutti (Satti), in Indien Bezeichnung einer Witwe, die sich mit der Leiche ihres Gatten verbrennen läßt. Der Gebrauch ist den ältesten heiligen Schriften der Inder fremd, obwohl die Brahmanen, als die englische Regierung 1830 diesen Gebrauch verbot, denselben durch Fälschung einer Stelle des Rigweda zu verteidigen suchten. Die Witwenverbrennung kommt nur noch selten in Vasallenstaaten vor. Vgl. H. Wilson in "Miscellaneous essays etc." (Lond. 1862); J. ^[Henry Jeffreys] Bushby, Über die Witwenverbrennung (das. 1855); M. Müller, Essays (Bd. 2, S. 30 ff.).

Sutton in Ashfield (spr. ssött'n in äschfild), Stadt in Nottinghamshire (England), 4 km südwestlich von Mansfield (s. d. 1), mit Strumpfwirkerei, Kohlengruben und (1881) 8523 Einw.

Sutura (lat.), Naht, Knochennaht.

Suum cuique (lat.), "jedem das Seine", Devise des preuß. Schwarzen Adlerordens.

Süvern, Johann Wilhelm, Philolog und einflußreicher preuß. Schulmann, geb. 1775 zu Lemgo, Schüler F. A. Wolfs und Fichtes, dann Mitglied des Gedikeschen Seminars für Gelehrtenschulen und Lehrer am Köllnischen Gymnasium zu Berlin, 1800-1803 Rektor des Gymnasiums zu Thorn, 1804-1807 in gleicher Eigenschaft zu Elbing, dann Professor der Philologie in Königsberg, wo er namentlich mit Herbart in Verkehr stand. 1809 trat S. als Referent in die Unterrichtssektion des preußischen Ministeriums ein und gehörte seit 1817 dem neugebildeten Kultusministerium als Geheimer Staatsrat und Mitdirektor an. Er starb 2. Okt. 1829 in Berlin. An der einheitlichen Organisation des preußischen Schulwesens, namentlich des höhern, nach dem Frieden von Tilsit und nach den Freiheitskriegen hat S. wesentlichen Anteil. Er ist der Verfasser des Reglements für die wissenschaftliche Lehramtsprüfung von 1810, der Reifeprüfungsordnung von 1812 sowie des Normallehrplans für die preußischen Gymnasien von 1816, den er bereits 1811 ausgearbeitet hatte. Unter seinem Vorsitz entstand durch Kommissionsberatungen das Unterrichtsgesetz von 1817, das jedoch wie der Normallehrplan Entwurf blieb. Auch lieferte er Ausgaben und Übersetzungen von Äschylos, Sophokles, Aristophanes und geschätzte Abhandlungen über die dramatische Kunst der Griechen, z. B. über Aristophanes.

Süvernsche Masse, s. Abwässer, S. 71.

Suwalki (Ssuwalki), russisch-poln. Gouvernement, grenzt im W. an Preußen, im N. an das Gouvernement Kowno, im O. an die Gouvernements Wilna und Grodno, im Süden an Lomsha und umfaßt 12,551 qkm (228 QM.). Das Land ist eben und wird im O. und N. von dem Niemen als Grenzfluß umflossen, neben welchem die zum Flußsystem der Weichsel gehörenden Bobr, Netta, Stawiska, Jastrzebianka zu nennen sind. Die Zahl der Seen ist 480. Das Klima ist gemäßigt, aber infolge der nördlichen Lage rauher als in den andern polnischen Gouvernements. Die mittlere Temperatur ist +6,8° C. Die Bevölkerung betrug 1885: 624,579 Seelen (49 pro QKilometer) und bekennt sich vorherrschend zur römisch-katholischen Konfession (71 Proz.). Der Rest entfällt auf Juden, Lutheraner und Reformierte, Griechisch-Orthodoxe, Altgläubige und Mohammedaner. Die Altgläubigen (Starowierzen), an Zahl 5000, haben sich vor mehreren hundert Jahren im südlichen Teil des Gouvernements niedergelassen, bewohnen fünf Dörfer und genießen vollständige Freiheit in Bezug auf die Ausübung ihres Kultus. Die Zahl der Eheschließungen war 1885: 3569, der Gebornen 20,094, der Gestorbenen 15,558. Der Ackerbau, welcher vier Fünfteln der Bewohner den Unterhalt gewährt, steht auf einer niedrigen Entwickelungsstufe. Obst- und Gemüsegärten sind gänzlich vernachlässigt. Der Betrieb von Branntweinbrennereien bildet eine bedeutende Aushilfe der Landwirtschaft, namentlich der größern Güter. Erheblich ist die Pferdezucht (fünf Privatgestüte). Die Zucht der wilden Waldbienen liefert schönen, weißen Honig. Die Forsten bedecken den vierten Teil des Areals und gehören zum größern Teil der Regierung, welche sie rationell verwalten läßt, während die Privatwälder völlig verwahrlost sind. Die Industrie ist unbedeutend, der Wert ihrer Produktion beziffert sich auf 1 1/3 Mill. Rubel. Ebenso unbedeutend ist der Handel, der in den Händen der jüdischen Bevölkerung ist. Haupthandelspunkte sind: Suwalki, Augustowo, Aleksota. Für die Volksbildung sind (1885) 203 Lehranstalten thätig (darunter 3 Mittelschulen und 2 Fachschulen [ein geistliches und ein Lehrerseminar]) mit 13,316 Schülern. Die Zahl der Kreise ist sieben: Augustowo, Kalwary, Mariampol, Seyny, Suwalki, Wladislawow, Wolkowyschky. S. Karte "Polen und Westrußland". - Die gleichnamige Hauptstadt, unweit des Wigrischen Sees, zur Zeit der ersten Teilung Polens angelegt, ist schön und regelmäßig erbaut, hat ein Knaben- und ein Mädchengymnasium, lebhaften Grenzverkehr mit Preußen und (1886) 19,367 Einw.

Suwanee (spr. ssuwáni), Fluß in Nordamerika, entspringt im Staat Georgia in dem Okeefinokeesumpf und mündet nach einem Laufe von 320 km im Staat Florida in den Golf von Mexiko. An seinen Ufern mehrere geschätzte Schwefelquellen.

Suworow, Alexander Wasiljewitsch, Graf von S.-Rimnikskij, Fürst Italijskij, berühmter russ. Feldherr, geb. 24. Nov. 1729 zu Moskau, begann im Siebenjährigen Krieg seine kriegerische Laufbahn, ward 1762 zum Obersten des Astrachanschen Grenadierregiments ernannt, befehligte beim Ausbruch der polnischen Insurrektion 1768 den Sturm auf Krakau, drang siegreich bis Lublin vor und kehrte nach der ersten Teilung Polens als Generalmajor nach Petersburg zurück. Im Türkenkrieg siegte S. 1774 bei Turtukai und bei Hirsowa und focht mit Auszeichnung unter Komenskij bei Kosludschi. Hierauf war er im Kampf gegen Pugatschew thätig. Sodann kämpfte er in der Krim. Mit der Beförderung zum Generalleutnant erhielt er 1780 zugleich den Befehl, gegen die aufständischen Völker am Kaukasus zu marschieren, und unterwarf dort die Lesghier nach blutigen Kämpfen, wofür er zum General der Infanterie und Gouverneur jener Provinzen ernannt wurde. Am 1. Okt. 1787 siegte er bei Kinburn und 1788 mit den Österreichern unter dem Prinzen von Sachsen-Koburg bei Fokschani sowie 1789 am Rimnik über die Türken, wofür er den Beinamen Rim-^[folgende Seite]