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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wolseley; Wolsey

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Wolseley - Wolsey.

system verteidigte, und starb, eben zum Senator gewählt, 15. Aug. 1876 in Gisors. Er schrieb: »Des sociétés par actions« (1838); »Mobilisation du crédit foncier« (1839); »Des fraudes commerciales« (1843); »De l'organisation du travail« (1845); »Études d'économie politique et de statistique« (1848); »De l'organisation du crédit foncier« (1849); »Introduction de l'industrie de la soie en France« (1855); »Introduction de l'économie politique en Italie« (1859); »La question des banques« (1864); »Enquête sur les principes et les faits généraux qui régissent la circulation monétaire et fiduciaire« (1866); »La banque d'Angleterre et les banques d'Écosse« (1867; deutsch von Holtzendorff, Berl. 1870); »La liberté commerciale et les résultats du traité de commerce de 1860« (1868); »Le change et la circulation« (1869); »L'or et l'argent« (1870); »La question monétaire« (2. Aufl. 1869); auch übersetzte er Roschers »System der Volkswirtschaft« (1856, 2 Bde.). Vgl. Levasseur, La vie et les travaux de W. (Par. 1877); Roulliet, W. (das. 1881); Rambaud, L'œuvre économique de L. W. (das. 1882).

Wolseley (spr. uolls'li), Sir Garnet, Viscount W. of Cairo, brit. Feldherr, geb. 4. Juni 1833 zu Golden Bridgehouse in der Grafschaft Dublin, gehörte einer alten Soldatenfamilie an, trat 1852 als Fähnrich in ein Infanterieregiment, diente sofort im Kriege gegen Birma, ward schwer verwundet und zum Leutnant ernannt. Den Krimkrieg machte er auf seinen Wunsch als Ingenieur mit; in den Laufgräben vor Sebastopol wurde er zum zweitenmal schwer verwundet, aber dafür schon im Dezember 1854 zum Hauptmann befördert. 1857 wurde er nach Indien kommandiert, zeichnete sich in den Kämpfen um Lakhnau aus und erhielt in Anerkennung seiner Tapferkeit beim Schluß des Kriegs an seinem 26. Geburtstag das Patent eines Oberstleutnants. 1860 nahm er als Deputy Quartermaster General am chinesischen Krieg und an der Erstürmung Pekings teil; 1861, als wegen der Trentaffaire Verwickelungen mit den Vereinigten Staaten drohten, ging er als Assistant Quartermaster General nach Kanada und kehrte als Oberst nach England zurück. 1867 zum zweitenmal nach Kanada gesandt, befehligte er das gegen die Indianer und aufständischen Eingebornen des Red River-Gebiets abgesandte gemischte Korps und wurde nach deren Besiegung zum stellvertretenden Generaladjutanten der Horse-Guards ernannt. 1873 erhielt er das Kommando im Aschantikrieg, zerstörte 5. Febr. 1874 Kumassi, die Hauptstadt der Aschanti, und zwang dieselben zur Unterwerfung; zur Belohnung erhielt er die Beförderung zum Generalmajor und eine Dotation von 25,000 Pfd. Sterl. 1875 wurde er Gouverneur von Natal, dann Befehlshaber der sogen. Auxiliary Forces in England, 1876 Mitglied des Rats von Indien und 1878 Gouverneur von Cypern. Schon im Mai 1879 ward er von hier wieder abberufen, zum Zivil- und Militärgouverneur von Natal und Transvaal ernannt und mit der Beendigung des Zulukriegs an Stelle Lord Chelmsfords beauftragt. Die Gefangennahme Cetewayos im August und des Häuptlings Sekokuni im Dezember und die Reorganisation des unter mehrere Häuptlinge unter englischer Oberhoheit verteilten Zululandes wurde durch ihn durchgeführt. Im März 1880 kehrte er, zum Generalquartiermeister der Armee ernannt, nach England zurück; im April 1882 übernahm er das Amt des Generaladjutanten des Kriegsdepartements. Im Juli 1882 wurde er zum Kommandeur der nach Ägypten gesandten Expedition ernannt, siegte 13. Sept. bei Tell el Kebir und erhielt zur Belohnung die Peerswürde mit dem Titel Lord W. of Cairo sowie eine Leibrente. Dagegen gelangen ihm der Entsatz von Chartum und die Rettung von Gordon (1885) nicht. Dennoch ward er zum Viscount erhoben. Er schrieb außer einer Reihe militärischer Aufsätze in verschiedenen Revuen (darunter neuerlich mehrere sehr lebhaft gehaltene Artikel gegen den Bau eines Tunnels unter dem Kanal): »The soldier's pocketbook for field service« (1856, 5. Aufl. 1886), »Narrative of the war with China in 1860« (1862), »The system of field manoeuvres« (1872) und den Roman »Marley Castle« (1877, 2 Bde.). Vgl. Low, Life of Lord W. (Lond. 1885).

Wolsey (spr. uollsi), Thomas, Kardinal und Erzbischof von York, geb. 1471 zu Ipswich, studierte in Oxford Theologie, ward, durch den Bischof Fox von Winchester empfohlen, Kaplan des Königs, der ihn 1506 als Gesandten zum Kaiser Maximilian nach Brügge schickte und ihn 1509 zu seinem Almosenier und 1510 zum Mitglied des Geheimen Rats ernannte. 1513 erhielt er das Bistum Tournai, 1514 die Bistümer Lincoln und York und 1515 die Kardinalswürde. Als der Erzbischof von Canterbury, durch den Stolz des Emporkömmlings verletzt, die Kanzlerstelle niederlegte, ward dieselbe W. übertragen, und da diese Erhebung den Rücktritt der übrigen Kronräte veranlaßte, so kam die ganze Regierungsgewalt in seine Hände. Die Ausschlag gebende Stellung, welche König Heinrich VIII. in den Kämpfen zwischen Kaiser Karl V. und Franz I. von Frankreich einnahm, beutete W. nicht minder zu seinem eignen Nutzen wie für des Königs Machtvergrößerung aus. Er ließ sich zuerst von Franz I. gewinnen und gab demselben 1516 gegen ein Jahrgeld von 12,000 Livres Tournai zurück. Der Papst ernannte ihn 1518 zum Legaten a latere mit sehr ausgedehnten Vollmachten und einem Jahrgeld von 7500 Dukaten. Mit Wolseys Gewalt stiegen aber auch sein Stolz, seine Anmaßung und seine Prachtliebe. Er errichtete als Legat seinen eignen Gerichtshof, bedrückte den Klerus, vereinigte willkürlich die reichen Bistümer Durham und Winchester mit dem Erzbistum York, zog die Abtei St. Albans ein und riß viele andre Pfründen an sich. Seine Einkünfte wurden dadurch fast denen der Krone gleich, und sein Aufwand überstieg den der meisten Könige. Nachdem W. lange Zeit zwischen Franz I. und Karl V. geschwankt hatte und von beiden Seiten mit Gunstbezeigungen überhäuft war, entschied er sich endlich 1521 für den Kaiser, der ihm ein reiches Jahrgeld gewährte und auf die Papstwürde Aussichten machte; er schloß 25. Aug. und 24. Nov. mit Karl ein Bündnis und erklärte Frankreich den Krieg. Da aber Karl weder Heinrichs VIII. französische Eroberungspolitik unterstützte, noch bei zweimaliger Vakanz des päpstlichen Stuhls seinen Einfluß im Konklave für W. geltend machte, schloß dieser 1525 Frieden mit Frankreich und erklärte sogar 1528 dem Kaiser den Krieg, der jedoch schon 1529 durch den Frieden von Cambrai beendet wurde. Seine Feindschaft gegen Karl V. entzweite ihn auch mit dessen Tante, Heinrichs VIII. Gemahlin Katharina von Aragonien, und um seinen König mit einer französischen Prinzessin zu vermählen, suchte er dessen spanische Ehe zu trennen. Auch Heinrich wünschte die Ehescheidung, aber um sich mit Anna Boleyn, seiner Geliebten, zu vereinigen. Als nun der Papst der Scheidung Schwierigkeiten entgegensetzte, glaubten der König und Anna den Grund hiervon in Ränken