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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lacāva; Lacy; La Farīna; Lafayette; Lager; Lagerfrucht; Laguerre

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Lacava - Laguerre.

einem zentralen Heiligtum, sondern ein Nebeneinander zahlreicher Tempel für durchaus gleichwertige Götter, nämlich die der Nomen des Landes. Heute geht der Kanal el Wardân mitten durch das Areal des Labyrinths hindurch. Unmittelbar nördlich von ihm liegt die Pyramide von Hauwara, in welcher die Mumien des Königs Amenemhat III. (um 2300 v. Chr.), des Schöpfers des Labyrinths und des Mörissees, und seiner Tochter gesunden worden sind.

Lacāva, Pietro, ital. Staatsmann, geb. 1835 in einem kleinen Orte der Basilicata, studierte die Rechte in Neapel, beteiligte sich an den Vorbereitungen der Revolution von 1860 und trat nach deren Gelingen als Unterpräfekt, dann als Polizeidirektor von Neapel in die Dienste der neuen Regierung. Seit der zehnten Legislaturperiode gehört er der italienischen Deputiertenkammer an, in welcher er sich der Linken anschloß. Als diese 1876 zur Regierung gelangte, wurde L. unter Nicotera zum Generalsekretär im Ministerium des Innern ernannt, trat aber im Dezember 1877 mit diesem zurück. Von Dezember 1878 bis Juli 1879 war er unter Depretis Generalsekretär im Ministerium der öffentlichen Arbeiten; im März 1889 berief ihn Crispi zum Leiter des neubegründeten Ministeriums der Posten und Telegraphen; im Februar 1891 nahm er mit Crispi seine Entlassung.

Lacy, Franz Moritz, Graf von, österreich. Feldmarschall. Ihm zu Ehren erhielt 1888 das österreichische Infanterieregiment Nr. 22 seinen Namen.

La Farīna, Giuseppe, ital. Historiker, geb. 20. Juli 1815 zu Messina, studierte daselbst und in Catania die Rechte und wurde Advokat, widmete sich aber bald der italienischen Geschichte und Litteratur. Wegen Verdachts einer politischen Verschwörung wurde er verbannt und kehrte erst 1838 nach Messina zurück, wo er mehrere Zeitungen gründete. Von der Polizei unaufhörlich verfolgt, wanderte er nach Florenz aus, nahm aber 1848 am Aufstand in Messina teil und wurde zum Deputierten für das sizilische Parlament erwählt; auch verwaltete er einige Zeit das Unterrichts- und Kriegsministerium. Nach der Unterdrückung des Aufstandes floh er nach Marseille und begab sich von da nach Turin, wo er die Società Nazionale gründete, welche die Einigung Italiens unter der savoyischen Dynastie sich zum Ziele setzte und eine Zeitung redigierte. Am Kriege von 1859 nahm er als Führer einer Freiwilligenschar teil und spielte bei den Vorbereitungen des Unternehmens gegen Sizilien 1860 den Vermittler zwischen Cavour und Garibaldi. Er wurde zum Deputierten und Vizepräsidenten der Kammer gewählt und zum Staatsrat ernannt, starb aber schon 5. Sept. 1863 in Turin, wo ihm 1884 ein Denkmal errichtet wurde. Er schrieb: »Italia nei suoi monumenti, nelle sue rimembranze, ne' suoi costumi« (1841); »La Svizzera« (1841, 2 Bde.); »Storia d'Italia narrata al popolo italiano« (1846 ff., 10 Bde.); »Storia d'Italia dal 1815 al 1850« (Mail. 1860, 3 Bde.); »Storia documentata della rivoluzione siciliana del 1848-49« (1853, 2 Bde.); »Sulle presenti condizioni d'Italia« (Tur. 1860) u. a. Seine »Scritti politici« (Mail. 1870, 2 Bde.) und sein »Epistolario« (das. 1869, 2 Bde.) wurden von Franchi herausgegeben.

Lafayette, Edmond, franz. Politiker, starb 11. Dez. 1890 in Paris.

Lager. Um bei Lagern die gleitende Reibung in rollende zu verwandeln und dadurch eine Verminderung des Reibungswiderstandes herbeizuführen, werden zuweilen Kugellager angewendet, bei welchen ein Zwischenraum zwischen Lagerschale und Welle, bez. Zapfen mit Kugeln ausgefüllt ist. In einzelnen Anwendungsarten haben sich diese L. durchaus bewährt, z. B. bei Velocipeden. Bei einem neuern Kugelstützlager wird nur eine einzige Kugel angewendet. Die in ihrer Längsrichtung belastete Welle B (s. Figur) wird durch ein Halslager A gegen seitliche Verschiebung gesichert und trägt an ihrem untern Ende die Hülse C und einen eingesetzten, leicht auswechselbaren Spurzapfen E. In der Hülse liegt unter dem Zapfen E, unterstützt durch einen verstellbaren, in einer festen Platte angebrachten Zapfen J, die Kugel H, deren Durchmesser etwas kleiner ist als derjenige der Hülsenhöhlung. Bei der Drehung der Welle nimmt die Kugel H, da sie nie in der geometrischen Achse der Welle liegen bleibt, eine wälzende Bewegung an, deren Größe von der Entfernung des Zapfenmittels vom Berührungspunkt zwischen Kugel und Zapfen abhängig ist. Diese Entfernung wird so lange zunehmen, bis die Kugel die Hülse C berührt. Dann tritt auch an dieser Berührungsstelle eine rollende Bewegung ein, und die Kugel erhält eine resultierende Bewegung, die sich aus den beiden Wälzungen zusammensetzt. Hierbei läßt sich durch bestimmt gewählte Verhältnisse die Bewegung der Kugel so einrichten, daß möglichst alle Punkte derselben nacheinander zur Druckübertragung und Berührung mit den Stützflächen E und J gelangen, so daß eine gleichmäßige, an jeder einzelnen Stelle der Kugel sehr geringe Abnutzung eintritt.

^[Abb.: Kugelstützlager]

Lagerfrucht. Wird ein Getreidehalm durch Nässe, Wind u. dgl. zur Erde gebogen, so richtet er sich bei normaler Entwickelung dadurch wieder in die Höhe, daß der Blattknoten an der dem Boden zugekehrten Seite stärker als an der dem Lichte zugekehrten Seite wächst. Bei übermäßig üppiger Entwickelung auf reich gedüngtem Boden, bei unzureichender Verholzung richtet sich dagegen der niedergebogen Halm nicht mehr auf, lagert sich. Gelagerte Frucht ist in ihrer weitern Ausbildung gestört und liefert daher nur unvollkommen ausgebildete Körner, während zugleich für Rost- und andre Pilze die Widerstandskraft der Kulturpflanzen geschwächt ist. Ursache der Bildung von L. ist der Mangel an Licht, wodurch die untern Internodien des Getreidehalms übermäßig verlängert werden, während die Verholzung der Zellen behindert ist. Die üppig entwickelten obern Halmpartien können nunmehr von den schwächlich ausgebildeten untern Halmteilen nicht mehr aufrecht erhalten werden. Geeignetste Abhilfe gegen L. gewähren: Drillsaat, Aussaat von lang- und kurzhalmigen Getreidevarietäten, Lichtung des zu üppigen Pflanzenstandes im Frühjahr durch flüchtiges Abweidenlassen, scharfes Eggen und Abwalzen, Schröpfen oder Serben, d. h. Abnehmen der obersten Halmblätter mit der Sichel oder Sense, u. dgl. Vgl. Kraus, Das Schröpfen und Walzen der Getreidesaaten als Mittel gegen Lagerung (»Forschungen aus dem Gebiet der Agrikulturphysik«, Bd. 13, Heidelb. 1890).

Laguerre (spr. -ghär), Georges, franz. Politiker, sagte sich nach dem Zusammenbruch des Boulangismus von dieser Sache los und veranlaßte durch Mermeix die Veröffentlichung skandalöser Enthüllungen über Boulanger und seine politischen Umtriebe im »Figaro« unter dem Titel: »Coulisses du Boulangisme«.