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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wilamowitz-Möllendorf; Wilczynski; Wilhelm; Wilhelmine; Wille; Willmann

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Wilamowitz-Möllendorf - Willmann.

den im J. 1889 im städtischen Schlachthaus 140,253 Schafe geschlachtet (1888: 68,679). Der Auftrieb von Rindvieh auf den Wiener Viehmarkt belief sich auf 265,641 Stück. Im J. 1889 wurden die wichtigern Verbrauchsartikel in folgenden Mengen eingeführt:

^[Liste]

Rindvieh 78477 Stück Obst 188273 metr. Ztr.

Kälber 149162 - Brot 190789

Schafe 73354 - Reis 23435

Schweine 186617 - Eier 95890544 Stück

Fleisch etc. 189598 metr. Ztr. Käse 16255 metr. Ztr.

Geflügel 2 266 645 Stück

Wildbret 180261 - Butter u. Speisefett 29971

Federwild 170568 - Brennholz 317591 Kubikm.

Hafer 344806 metr. Ztr. Holzkohle 35127 metr. Ztr.

Heu, Stroh 394030 Steinkohle 7268579

Gemüse 70298 Wein, Most 383328 Hektol.

Bier 825697 -

Mehl, Gries Kartoffeln 544394 Branntw. 62855

Das Gemeindebudget wurde für 1891 in den Einnahmen mit 9,751,760 Guld., in den Ausgaben mit 21,303,510 Guld. veranschlagt, woraus sich ein Nettoerfordernis von 11,551,750 Guld. ergibt. Zur Deckung desselben werden sämtliche Steuerzuschläge und die Umlagen auf den Mietszins in bisheriger Höhe belassen. Bei den Gemeinderatswahlen in den Jahren 1890 und 1891 haben die Antisemiten bemerkenswerte Erfolge, namentlich im dritten Wahlkörper, errungen. Ebenso gelang es ihnen, bei den Landtags- und Reichsratswahlen 1890 und 1891 mit ihren Kandidaten in der Mehrzahl der Bezirke Wiens durchzudringen. Vgl. »Groß-Wien. Skizze seines Entstehens und Beschreibung seiner neuen Grenzen« (Wien 1891).

Wilamowitz-Möllendorf, Hugo Theodor Wichard, Freiherr von, preuß. Staatsmann, geb. 18. Juni 1846 zu Markowitz in der Provinz Posen, älterer Bruder des Philologen W. (Bd. 17), studierte in Heidelberg und Berlin Rechts- und Staatswissenschaften, war als Auskultator in Berlin, als Regierungsreferendar in Posen thätig, 1867-76 Landrat des Kreises Inowrazlaw, in welchem sein Rittergut Markowitz liegt, und von dem er eine statistische Beschreibung herausgab. Als Landwehroffizier machte W. die Kriege von 1864 und 1866 mit und war 1870-71 Führer einer Garde-Garnisonkompanie. Seine Besitzungen verwaltete er seit 1874 mit großer Einsicht und bedeutendem Erfolg und widmete sich auch mit Eifer den öffentlichen Angelegenheiten. Er war Mitglied des Kreistags, Vorsitzender des Provinzialausschusses von Posen und für Posen-Obornik 1876-79 Mitglied des Abgeordnetenhauses, in welchem er sich der neukonservativen Partei anschloß. 1884 wurde er zum königlichen Kammerherrn und Mitglied des Staatsrats ernannt, 1888 in den Freiherrenstand erhoben und in das Herrenhaus berufen. Im März 1891 ward er zum Oberpräsidenten der Provinz Posen ernannt.

Wilczynski, Albert, poln. Humorist, geb. 1830, studierte in Warschau und trat als Beamter in das damalige Departement der Justiz. Seit 1854 veröffentlichte er in der »Biblioteka Warszawska« unter dem Gesamttitel: »Klopoty starego komendanta« (»Die Sorgen des alten Kommandanten«) humoristische Skizzen, welche seinen Namen populär machten und seither viele Auflagen erlebt haben. Weniger gefielen seine Erzählungen: »Dziecie niedoli« (1856), »Nasze dzieci« (1857), »Drobiazgi« (1858). Inzwischen siedelte W. nach Galizien über, wo er später im Landesausschuß angestellt wurde. Nachdem er fast 20 Jahre der Litteratur fremd geblieben war, errang er mit seinen neuen, von gesundem Humor sprudelnden Erzählungen: »Die Geschichte meiner Doppelflinte« (1877), »Gesellschaftliche Photographien« (1878), »Erinnerungen« (1880), »Arbeitsochsen« (1882), »Humoresken« (1884), »Aus unserm Leben« (1885) etc. großen Erfolg. Eine Gesamtausgabe seiner Schriften erschien in 16 Bänden (Warsch. 1885-88).

Wilhelm, 2) W. I., deutscher Kaiser und König von Preußen. Vgl. »Politische Korrespondenz Kaiser Wilhelms I.« (Berl. 1890).

27) W. III., König der Niederlande, erkrankte im Herbst 1890 auf dem Schlosse Loo, das er seit Jahren nicht verlassen hatte, wieder so schwer, daß von neuem die Einsetzung einer Regentschaft in den Niederlanden und in Luxemburg nötig wurde. Die Ärzte stellten fest, daß er zwar körperlich nicht hinfällig, aber wegen Geisteszerrüttung außer stande sei, die Regierung zu führen, und die Generalstaaten ermächtigten daher 29. Okt. das Ministerium, den Staatsrat zur Übernahme der Staatsgeschäfte zu berufen, bis die Königin Emma zur Regentin proklamiert sei und die Regentschaft übernommen habe. Dies geschah 20. Nov., doch schon 23. Nov. starb W. Mit ihm erlosch die jüngere Linie des Hauses Oranien im Mannesstamm.

Wilhelmine, Helene Pauline Marie, Königin der Niederlande, geb. 31. Aug. 1880 im Haag, einzige Tochter des Königs Wilhelm III. und seiner zweiten Gemahlin, Prinzessin Emma von Waldeck, wurde durch die neue Verfassung von 1884 für die nächstberechtigte Thronerbin erklärt und durch den Tod ihres Vaters 23. Nov. 1890 Königin. Während ihrer Minderjährigkeit führt ihre Mutter, die Königin Emma, die Regentschaft.

Wille, Richard, Artillerist, geb. 26. Febr. 1841 zu Spandau, studierte seit 1857 in Berlin Rechtswissenschaft, trat aber 1858 in das 3. Artillerieregiment ein, wurde 1860 Offizier, machte die Feldzüge von 1864 und 1870/71 mit und wurde seit 1865 dauernd im Kriegsministerium, bei der Artillerieprüfungskommission und bei den technischen Instituten der Artillerie verwendet. Zuletzt war er Oberst und Direktor der Artilleriewerkstatt in Spandau sowie Vorsteher des Artilleriekonstruktionsbüreaus daselbst. Als Generalmajor trat er in den Ruhestand und lebt jetzt in Berlin. Er schrieb: »Schießversuche gegen Schiffspanzer« (1867, nicht im Buchhandel); »Panzerbatterien« (Übersetzung, Berl. 1868); »Über das Einheitsgeschütz der Feldartillerie« (das. 1870); »Die Riesengeschütze des Mittelalters und der Neuzeit« (das. 1870); »Über Kartätschgeschütze« (das. 1871); »Die Feldartillerie der europäischen Großmächte« (anonym, das. 1874); »Leitfaden der Waffenlehre« (das. 1874); »Leitfaden der allgemeinen Maschinenlehre und der artilleristischen Technologie« (das. 1875, 4 Hefte); »Das deutsche Feldartilleriematerial« (3. Aufl., das. 1890); »Gebrauch der Belagerungsgeschütze« (1877, nicht im Buchhandel); »Die Feldartillerien Deutschlands, Englands, Frankreichs, Italiens, Österreichs und Rußlands« (das. 1878); »Die Bewaffnung der Feldartillerie« (das. 1880); »Wolframgeschosse« (das. 1890); »Geschichte der Preisaufgaben für preußische Artillerieoffiziere« (das. 1891); ferner »Die letzten Grafen von Hanau-Lichtenberg« (Hanau 1886); »Hanau im Dreißigjährigen Kriege« (das. 1886), dazu als Ergänzung: »Urkundliche Beiträge zur Geschichte Hanaus etc. aus Herzog Bernhards Nachlaß« (das. 1888); »Mosaik. Geschichtliche Skizzen« (das. 1889).

Willmann, Otto, Philosoph und Pädagog, geb. 24. April 1839 zu Polnisch-Lissa, studierte in Bres-^[folgende Seite]