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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Beaucaire; Beaucaire de Péguillon; Beauce; Beauchamp; Beaucourt; Beaufort

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Beaucaire - Beaufort.

Beaucaire (spr. bokähr), Stadt im franz. Departement Gard, Arrondissement Nîmes, rechts am Rhône, Tarascon gegenüber, mit welchem sie durch eine Eisenbahn- und eine Kettenbrücke verbunden ist, am Kanal von B., welcher vom Rhône nach Aigues-Mortes führt, und an der Eisenbahn Tarascon-Cette, hat 3 Kirchen, eine schöne Schloßruine auf einem über der Stadt malerisch sich erhebenden Felsen, (1876) 7956 Einw. und nicht unbedeutende Industrie (Töpferwaren, Leinen- und Wollenstoffe, Hüte, Leder). Berühmt ist B. durch die 1217 von dem Grafen Raimund von Toulouse gestiftete Messe (Magdalenenmesse), die jährlich vom 15. bis 20. Juli hier gehalten wird, früher von 300,000 Fremden besucht wurde und zum Abschluß der Geschäfte Frankreichs mit Italien und dem Orient diente. Die Stadt wurde dann zu klein, und es entstand vorübergehend eine gewaltige Baracken- und Zeltstadt auf einer Wiese am Rhône. Bedeutende Summen, 30-40 Mill. Frank, wurden hier umgesetzt. Jetzt hat die Messe ihre frühere Bedeutung verloren, obgleich noch immer gegen 100,000 Personen zusammenkommen und Geschäfte in Seide, Manufakturen, Leder, Wein, Öl und Südfrüchten abschließen. Während der Messe besteht in B. ein Spezialhandelsgericht. B. ist das Ugernum der Römer, sein jetziger Name kommt von dem seines Schlosses im Mittelalter, Bellum Quadrum. Lange Zeit im Mittelalter den Grafen von Toulouse gehörig, hat es in den Hugenottenkriegen viel gelitten.

Beaucaire de Péguillon (spr. bokähr d'pegüijong; lat. Belcarius Peguillio), François, Geschichtschreiber, geb. 1514 zu Creste in Bourbonnais, war zuerst Lehrer des nachmaligen Kardinals von Lothringen und später Begleiter desselben nach Rom und auf die Kirchenversammlung zu Trient, wo er sich durch kräftigen Widerstand gegen die Forderungen der streng päpstlichen Partei auszeichnete. Er ward darauf Bischof von Metz, legte jedoch dieses Amt 1568 wegen calvinistischer Unruhen nieder, zog sich auf sein Landgut Creste zurück und starb daselbst 1591 oder 1593. Seine Hauptschrift: "Rerum gallicarum commentarii", von 1461 bis 1580, erschien erst 1625 zu Lyon und wird wegen ihrer Unparteilichkeit, Freisinnigkeit und Genauigkeit geschätzt.

Beauce (spr. bohß), franz. Landschaft im alten Orléanais, 716 qkm (13 QM.) groß, kahles, aber fruchtbares Plateau ("die Kornkammer von Paris"), zerfiel in das eigentliche B. oder Pays-Chartrain, in Dunois und Vendômois und bildet gegenwärtig Teile der Departements Eure-et-Loir, Loir-et-Cher u. Seine-et-Oise. Die Einwohner hießen Beaucerons.

Beauchamp (spr. bohschāng), Alphonse de, franz. Geschichtschreiber und Publizist, geb. 1767 zu Monaco, ward in Paris erzogen und trat 1784 in sardinische Militärdienste. Seine Weigerung, 1792 gegen die französische Republik zu fechten, brachte ihm mehrmonatliches Gefängnis; freigelassen, eilte er 1793 nach Paris, ward Unterbeamter beim Sicherheitsausschuß und unter dem Direktorium mit Überwachung der Presse beauftragt. Seine "Histoire de la Vendée et des Chouans" (1806, 3 Bde.; 4. Aufl. 1820), die in kurzer Zeit große Verbreitung fand, schilderte die Grausamkeiten der ehemaligen Kollegen Fouchés so treu und wahr, daß sie die Unzufriedenheit der Regierung erregte und dem Verfasser 1809 die Verhaftung, später die Verbannung nach Reims zuzog. 1811 erhielt B. eine Anstellung in den Droits-réunis und statt derselben 1814 vom König eine Pension. Er starb 1. Juni 1832 an der Cholera. Von seinen Schriften sind noch folgende, von Parteitendenzen keineswegs freie hervorzuheben: "Le faux Dauphin" (1803, 2 Bde.); "Histoire de la conquête et des révolutions du Pérou" (1808, 2 Bde.); "Histoire de la captivité de Pie VII" (1814); "Vie du général Moreau" (1814); "Histoire du Brésil 1500-1810" (1815, 3 Bde.); "Catastrophe de Murat" (1815); "Histoire de la campagne de 1814 et 1815" (1816, 2 Bde.); "Histoire des deux faux dauphins" (1818, 2 Bde.); "Histoire de la révolution de Piémont" (1821-23, 2 Bde.); "De la révolution d'Espagne et de son dix août" (2. Ausg. 1822); "Vie de Louis XVIII, roi de France" (2. Ausg. 1824, 3 Bde.).

Beaucourt (spr. bokuhr), Dorf im franz. Departement Oberrhein, an der Eisenbahn Montbéliard-Delle, mit prot. Pfarrkirche, (1876) 4505 Einw. und berühmter Fabrikation kleiner Schlosserwaren, Uhren u. Lampen.

Beaufort, 1) (B. en Vallé, spr. bofōr ang walleh) Stadt im franz. Departement Maine-et-Loire, Arrondissement Baugé, mit interessanten Schloßruinen, Statue der 1498 hier gestorbenen Johanna von Laval, Gemahlin des Königs Rene, einem Collège und (1876) 2680 Einw., welche Fabrikation von Segeltuch und Getreidehandel treiben. -

2) (spr. bohfort) Seestadt im nordamerikan. Staat Nordcarolina, an der Mündung des Newportflusses und zwischen den Bogue und Core Sounds genannten Haffen gelegen, mit 2981 Einw., hat einen guten Hafen, durch Fort Macon geschützt, und einigen Handel (Ausfuhr 1883 bis 1884: 67,328 Doll., Einfuhr nur 13,393 Doll.). -

3) Hafenstadt im nordamerikan. Staat Südcarolina, an einem Arm des Port Royal (s. d.), 25 km vom offenen Meer, mit (1880) 2549 Einw., meist Negern, die von den Häusern ihrer frühern Herren Besitz ergriffen haben. Ausfuhr (meist Föhren- und Zedernholz) 1883-84: 1,057,985 Doll., Einfuhr 49,061 Doll.

Beaufort (spr. bohfort oder bofōr), 1) Henry von, Kardinal und brit. Staatsmann, zweiter Sohn aus der dritten Ehe Johanns von Gent, des Vaters König Heinrichs IV. von England, ward 1397 Bischof von Lincoln und 1404 von Winchester, war dreimal Lordkanzler. Er ging 1414 als englischer Gesandter nach Frankreich, 1417 zu der Konstanzer Kirchenversammlung, förderte daselbst die Wahl Martins V., erhielt von demselben 1427 den Kardinalshut und eine Mission nach Deutschland, um einen Kreuzzug gegen die Hussiten zu betreiben, führte 1431 Heinrich II. von England nach Frankreich und krönte ihn 17. Dez. in Paris. Er gehörte zu den Mitgliedern des Gerichts, welches Johanna von Orléans zum Tod verurteilte. Während seiner Abwesenheit wurde er von seinem Feinde, dem Herzog von Gloucester, 1431 des Hochverrats verdächtigt, vom Oberhaus aber für unschuldig erklärt. Nach wie vor ein Gegner der Pläne Gloucesters, starb B. wenige Monate nach diesem 11. April 1447.

2) Edmund, Herzog von Somerset, Enkel Johanns von Gent, führte seit 1448 den Oberbefehl über die englischen Truppen in Frankreich, verlor aber 1450 und 1451 alle englischen Besitzungen daselbst bis auf Calais und wenige andre Orte und ward deshalb vom Herzog Richard von York des Hochverrats angeklagt, von Heinrich VI. und der Königin Margarete zwar beschützt, aber 1454, als König und Königin krank waren, verhaftet. Im Februar 1455 freigelassen, bemächtigte er sich wieder der Regierung, fiel aber gegen York in der Schlacht von St. Albans 22. Febr. 1455. - Sein ältester Sohn, Henry B., wurde 1461 bei Towton von Eduard IV. geschlagen, unterwarf sich darauf demselben, ergriff aber wieder die Partei Heinrichs VI., ward 8. Mai 1464 bei Hexham gefangen und hingerichtet.