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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Becker

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Becker (Schriftsteller und Dichter, Maler).

lich zum eignen Vertrieb seiner Zeitschriften und Bücher, die Beckersche Buchhandlung in Gotha und wurde 1802 zum schwarzburg-sondershäusischen Hofrat ernannt. Wegen eines Aufsatzes in der "Nationalzeitung" ward er 30. Nov. 1811 durch französische Gendarmen verhaftet und bis April 1813 in Magdeburg gefangen gehalten; erst auf Verwendung des Herzogs von Gotha bei Napoleon I. erhielt er seine Freiheit wieder. Seine darauf bezügliche Schrift "Beckers Leiden und Freuden in 17monatlicher französischer Gefangenschaft" (Gotha 1814) ist ein interessanter Beitrag zur Zeitgeschichte. Auch der deutschen Kunstgeschichte hat B. durch Herausgabe von Derschaus "Holzschnitten alter deutscher Meister" (Gotha 1808-1816, 3 Lfgn.) einen schätzenswerten Dienst geleistet. Außerdem schrieb er noch "Das Eigentumsrecht an Geisteswerken" (Frankf. 1789). B. starb 28. März 1822. - Sein Sohn Friedrich Gottlieb B., geb. 9. Nov. 1792, vereinigte 1830 die "Nationalzeitung der Deutschen" und den "Allgemeinen Anzeiger" in ein täglich erscheinendes Blatt, das 1850 einging. Er war 1848 Mitglied der deutschen Nationalversammlung, dann bis 1860 Direktor der Gothaer Feuerversicherung und starb 28. Juli 1865.

6) Wilhelm Gottlieb, Belletrist und Kunstschriftsteller, geb. 4. Nov. 1753 zu Oberkallenberg in Sachsen, lehrte seit 1776 am Philanthropin zu Dessau, ward 1782 Professor an der Ritterakademie zu Dresden, erhielt 1795 die Aufsicht über die Dresdener Antikengalerie und das Münzkabinett und vereinigte damit seit 1805 die über das Grüne Gewölbe. Er starb 3. Juni 1813 in Dresden. Die besten seiner Gedichte und Erzählungen sind enthalten in dem "Taschenbuch zum geselligen Vergnügen" (Leipz. 1791 bis 1814, fortgesetzt von Kind), den "Erholungen" (das. 1796-1810) und "Neuen Erholungen" (1808-1810). Großen Beifall fand sein "Augusteum", Dresdens antike Denkmäler enthaltend (Dresd. 1805-1809, 2 Bde.; 2. vermehrte Aufl. von seinem Sohn W. A. Becker, Leipz. 1832-37, mit 162 Kupfertafeln).

7) Karl Friedrich, bekannter Geschichtschreiber, geb. 1777 zu Berlin, studierte in Halle Philosophie und Geschichte, war eine Zeitlang Hauslehrer in Kottbus, dann 1798-1800 Mitglied des Seminars für gelehrte Schulen in Berlin. Wegen Kränklichkeit mußte er jeder unterrichtenden Thätigkeit entsagen und widmete sich ausschließlich litterarischen, besonders geschichtlichen, Arbeiten, denen er bis zu seinem Tode, der 15. März 1806 erfolgte, oblag. Er ist Verfasser mehrerer sehr gelesener Schriften: "Erzählungen aus der Alten Welt für die Jugend" (Halle 1801-1803, 3 Bde.; 10. Aufl. von Masius, 1873), "Die Dichtkunst aus dem Gesichtspunkt des Historikers" (Berl. 1803), besonders aber der bekannten, für die allgemeine Bildung in Deutschland sehr einflußreich gewordenen "Weltgeschichte für Kinder und Kinderlehrer" (das. 1801-1805, 9 Bde.), welche von Woltmann und K. A. Menzel fortgesetzt, später von Loebell, dann von A. Schmidt und E. Arnd (8. Aufl., das. 1874, 22 Bde.) und neuerdings von W. Müller (Stuttg. 1883 ff.) überarbeitet und fortgesetzt wurde, wodurch sie eine größere wissenschaftliche Gediegenheit erhielt, freilich auch den eigentümlichen Reiz der Beckerschen Darstellung ganz einbüßte.

8) Nikolaus, der Dichter des "Rheinliedes", geb. 8. Okt. 1809 zu Bonn, studierte die Rechte, ward 1838 Auskultator, später als Schreiber bei einem Friedensgericht angestellt, starb 28. Aug. 1845 in Hunshoven ^[richtig: Hünshoven]. Seinen Ruf hatte er 1840 durch das Lied: "Sie sollen ihn nicht haben, den freien, deutschen Rhein etc.", welches als ein volkstümlicher Ausdruck des deutschen Gefühls ungemessenen Beifall fand, erworben. Der König von Preußen überwies dem Dichter ein Honorar von 1000 Thlr., und König Ludwig von Bayern übersandte ihm einen Ehrenpokal. Auch erschienen von dem "Rheinlied" über 70 Kompositionen, von denen jedoch keine eigentlich populär wurde. Da das Lied dem französischen Nationalstolz zu nahe trat, so rief es in Frankreich Erwiderungen hervor, unter denen die von Alfred de Musset: "Nous l'avons eu, votre Rhin allemand", sich durch Übermut auszeichnete, während Lamartines "Friedensmarseillaise" (1841) versöhnlichere Saiten anschlug. Beckers gesammelte "Gedichte" (Köln 1841) erhoben sich nicht über das Gewöhnliche und gingen spurlos vorüber.

9) August, Dichter und Schriftsteller, geb. 27. April 1828 zu Klingenmünster in der Pfalz, studierte 1847-50 zu München Philosophie und Geschichte, widmete sich dann ganz der Litteratur, in der er mit einer Reihe von Liedern und Novellen (unter ihnen die Preisnovelle "Die Pestjungfrau") debütierte, und erwarb sich durch das lyrisch-epische Gedicht "Jungfriedel, der Spielmann" (Stuttg. 1854), das, an einen lockern Faden gereiht, poetische Bilder aus dem Sänger-, Wander- und Kriegerleben des 16. Jahrh. enthält, seinen ersten Ruf. Seit 1855 fleißiger Mitarbeiter der Augsburger "Allgemeinen Zeitung", fand B. mit dem Skizzenbuch "Die Pfalz und die Pfälzer" (Leipz. 1858) den Übergang zur Publizistik. Seit 1859 gab B. die "Isar-Zeitung" heraus, welche der liberalen großdeutschen Partei zum Organ diente. Die tägliche Sorge für ein großes Blatt beeinträchtigte jetzt zwar seine poetische Produktionslust, doch legten einzelne Dichtungen und Novellen (so die Festhymne zur Eröffnung der Befreiungshalle bei Kelheim) gleichwohl Zeugnis von seiner ungeschwächten poetischen Kraft ab. Während der beginnenden Katastrophe der deutschen Verhältnisse ward (Juli 1864) das Erscheinen der "Isar-Zeitung" eingestellt. Nachdem der Dichter schon früher eine Sammlung "Novellen" (Pest 1856) veröffentlicht, erschienen jetzt rasch nacheinander die Romane: "Des Rabbi Vermächtnis" (Berl. 1866-67, 6 Bde.), ein Gemälde aus der Zeit der ersten französischen Revolution; "Hedwig" (das. 1868, 2 Bde.) und "Vervehmt" (das. 1868, 4 Bde.), welch letzteres Werk dem Verfasser viele Anfechtungen zuzog, weil man lebende Persönlichkeiten des bayrischen Hofs darin geschildert glaubte. B. siedelte bald darauf nach Eisenach über, wo er noch jetzt lebt. Er wandte sich immer mehr der Romanproduktion zu, sammelte frühere Novellen unter dem Titel: "Aus Dorf und Stadt" (Berl. 1869) und veröffentlichte an neuen Romanen: "Der Karfunkel" (das. 1870); "Der Nixenfischer" (das. 1871, 2 Bde.); "Das Turmkätherlein" (Leipz. 1872, 4 Bde); "Meine Schwester" (Wismar 1876, 4 Bde.); "Maler Schönbart, eine Geschichte aus der Mark Brandenburg" (3. Aufl., Kassel 1878) und "Auf Waldwegen" (Stuttg. 1881).

Maler.

10) Jakob, Maler, geb. 15. März 1810 zu Dittelsheim bei Worms, erhielt in letzterer Stadt den ersten Unterricht in der Kunst und zeichnete und lithographierte dann in Frankfurt a. M. mehreres, namentlich im Verein mit Dielmann ein Rheinpanorama. Seit 1833 widmete er sich in Düsseldorf unter Schirmers Leitung erst der Landschaftsmalerei, ging dann zum historischen Fach über und lieferte einige Darstellungen aus dem Buch des Tobias, worauf er sich auch in der romantischen Richtung versuchte. Bald erkannte er aber, daß die Genremalerei, welche damals zuerst eine