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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Bersaba - Bert.

Bersaba (Beerseba), im Altertum Stadt an der Südgrenze Palästinas, ursprünglich ein brunnenreicher Lagerplatz, der Wohnsitz Abrahams und Isaaks. Bei der Verteilung des Landes ward B. zuerst dem Stamm Juda, später Simeon zugeteilt. Im Mittelalter war es Bischofsitz. Jetzt sind daselbst noch zwei die Zeichen hohen Altertums an sich tragende Brunnen, Bir-es-Seba ("Löwenbrunnen") genannt. In der Wüste bei B. verweilte die vertriebene Hagar, ebenso der flüchtige Prophet Elias.

Bersaglieri (spr. -ssaljehri; v. ital. bersaglio, "Zielscheibe"), Jägertruppe der ital. Armee, zuerst 1836 im sardinischen Heer nach dem Muster der franz. Fußjäger organisiert. Vgl. Italien (Heerwesen).

Berschlik, s. Zander.

Berschling, s. Barsch.

Bersenbrück, Kreis im preuß. Regierungsbezirk Osnabrück; daselbst das Dorf B. an der Haase und der Oldenburg-Osnabrücker Eisenbahn, mit Amtsgericht, kath. Kirche, evang. Damenstift (ehemals Nonnenkloster, 1231 gegründet) und 290 Einw.

Berserker (von ber, "Bär", und serkr, "Fell, Hemd"), in der nord. Mythologie wilde, mit übermenschlicher Stärke begabte Menschen, die, von blind tobender Kampfeswut befallen, sich gleichsam in wilde Tiere verwandelten (auch die Bezeichnung Ulfhedhnar, d. h. Wolfsgewandige, kommt vor) und so auf den Feind losstürzten. Der erste derselben war Arngrim, ein gefürchteter Kriegsheld, Sohn des achthändigen Riesen Starkadder und der schönen Alshilde. Seine Gemahlin, die Tochter des Königs Swafurlam, gebar ihm zwölf Söhne, die alle von gleicher Wut und Stärke wie der Vater waren und ebenfalls B. hießen. Auch Hrolf Krake, der Dänenkönig, da er dem Schweden Adil (gegen Ali von Norwegen) nicht selbst zu Hilfe kommen konnte, schickt mit Erfolg "zwölf B."; ja, als Balders Leiche auf sein Schiff geschafft war, um auf demselben verbrannt zu werden, und das Schiff nur durch eine aus Jötunheim berufene Riesin in Bewegung gesetzt werden konnte, mußten "vier B." kommen, um ihr Reittier (einen schlangengezäumten Wolf) so lange zu bändigen. In der Folge wurde der Name Berserkerwut auf jede blinde und maßlose Zornwut übertragen.

Bersēzio, Vittorio, ital. Erzähler und Journalist, geb. 1830 zu Peveragno in Piemont, studierte die Rechte zu Turin, nahm teil an den nationalen Kämpfen von 1848 bis 1849 und betrat hernach auf Wunsch seines Vaters die Advokatenlaufbahn, wandte sich aber bald ausschließlich der Schriftstellerei zu. Zunächst versuchte er mit geringem Erfolg sein Glück als dramatischer Dichter, half dann das Journal "L'Espero" mitbegründen und redigierte ein Jahr lang das "Fischietto". Nachdem er sich hierauf für einige Jahre in die Einsamkeit seiner ländlichen Heimat zurückgezogen und hier sein erstes bedeutendes Werk: "Il novelliere contemporaneo", geschrieben, welchem andre Erzählungen folgten, hielt er sich 1857 und 1858 wiederholt in Paris auf, gründete dann die "Gazzetta piemontese", die er noch gegenwärtig redigiert, und der er später die Wochenschrift "Gazzetta letteraria" beifügte, und veröffentlichte in der Folge noch eine Reihe von Romanen: "I segreti d'Adolfo", "La mano di neve", "Mina", "La fanilla", "L'odio", "Gli angeli della terra" (deutsch, Leipz. 1884), "L'amor di patria", "La corruttela" (deutsch: "Korruption", Wien 1877), "Arme Johanna" (deutsch, Leipz. 1883) u. a. Zugleich versuchte er mit größerm Glück als früher im ernsten Drama sich auf dem Gebiet des Lustspiels. Großen Erfolg hatte z. B. "Una bolla di sapone" (1864); seine besten Lorbeeren aber erntete er mit piemontesischen Dialektkomödien, unter welchen "Le miserie d' Monsù Travet" (u. d. T.: "Bartholomäus' Leiden" auch auf deutschen Theatern aufgeführt) als sein Meisterstück zu bezeichnen ist. Als Erzähler wie als Komödiendichter glänzt B. vornehmlich durch die Lebhaftigkeit und Treue seiner Darstellung piemontesischen Lebens. Als Geschichtschreiber trat er neuestens auf mit dem Werk "Il regno di Vittorio Emanuele II; trent' anni di vita italiana" (Turin 1878-81, Bd. 1-3).

Bersig, s. Barsch.

Bersingsteine, s. Barsch.

Bersot (spr. -sso), Erneste, franz. Schriftsteller, geb. 22. Aug. 1816 zu Surgeres (Charente-Inférieure), besuchte seit 1836 die Normalschule in Paris, wirkte später als Professor der Philosophie in Rennes, Paris, Bordeaux, Dijon und Versailles, wandte sich, nachdem er nach dem Staatsstreich von 1851 wegen Eidesverweigerung seiner Stelle entlassen worden, der litterarischen Thätigkeit zu, wurde 1859 Mitarbeiter des "Journal des Débats", 1866 Mitglied des Instituts, 1871 Direktor der Normalschule und starb 1. Febr. 1880 in Paris. Von seinen gediegenen und geschmackvollen Schriften führen wir an: "Essais sur la providence" (2. Aufl. 1855); "Mesmer et le magnétisme animal" (4. Aufl. 1879); "Études sur le XVIII. siècle" (1855, 2 Bde.); "Littérature et morale" (1861); "Questions actuelles" (1862); "Essais de philosophie et de morale" (1864, 2 Bde.); "Morale et politique" (1868); "Libre philosophie" (1868); "Études et discours" (1879); "Questions d'enseignement" (1880). Vgl. Scherer, Un moraliste, études et pensées d'Erneste B. (Par. 1882).

Berstett, Wilhelm Ludwig Leopold Reinhard, Freiherr von, bad. Minister, geb. 6. Juli 1769 zu Berstett bei Straßburg, machte 1792-1804 in österreichischem Militärdienst zahlreiche Schlachten und Gefechte gegen Frankreich mit, ward 1809 badischer Kammerherr, 1811 Oberstkammerjunker und begleitete den Großherzog Karl Ludwig 1814 auf dem Wiener Kongreß; auch war er 1815 bei den Verhandlungen über den zweiten Pariser Frieden beteiligt. 1815 ward er zum Bundestagsgesandten, 1816 zum Minister des großherzoglichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten ernannt. Unter seiner thätigen Mitwirkung erhielt das Land eine Konstitution. Er eröffnete 1819 die erste Ständeversammlung. Doch flößte ihm die heftige Opposition der Liberalen gegen das von ihm erlassene Adelsedikt eine so entschiedene Abneigung gegen den Liberalismus ein, daß er auf den Karlsbader Konferenzen für möglichst weitgehende Repressivmaßregeln des Bundes eintrat, um die schon verliehenen Verfassungen unschädlich zu machen. Für die Aufrechterhaltung der Integrität Badens war er auf dem Kongreß in Aachen 1818 und sonst mit Erfolg bemüht. Nachdem er 1825 eine die Macht der Stände beschränkende Verfassungsänderung durchgesetzt hatte, nahm er infolge der Verhandlungen des badischen Landtags von 1831 über die Verantwortlichkeit der Minister, schon länger kränkelnd, seine Entlassung. Er starb 16. Febr. 1837 in Karlsruhe.

Bert (spr. bähr), Paul, franz. Gelehrter und Politiker, geb. 17. Okt. 1833 zu Auxerre, studierte in Paris Medizin, übernahm, nachdem er 1863 zum Doktor der Medizin und 1866 zum Doktor der Naturwissenschaften promoviert worden war, eine Stelle als Professor dieser Wissenschaften an der Fakultät in Bordeaux und widmete sich hauptsächlich der Physiologie. 1869 wurde er zum Professor der Physio-^[folgende Seite]