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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Berti; Bertin

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Berti - Bertin.

machte seine Studien im Collège von Douai, erwarb sich, noch ziemlich jung, um seine Vaterstadt durch wissenschaftliche Anregungen und Gründungen namhafte Verdienste und durch gehaltvolle Feuilletonartikel die Mitarbeiterschaft an den geschätztesten Pariser Journalen. Namentlich schrieb er jahrelang unter dem Namen Sam in die "Patrie" populärwissenschaftliche Abhandlungen, die ihr besonderes Publikum hatten und unter den Titeln: "Fantaisies scientifiques" (1861, 16 Bde.) und "Petites chroniques de la science" (1867-71, 10 Bde.) gesammelt erschienen. Von seinen geschichtlichen Arbeiten seien "Chroniques et traditions sur naturelles de Flandre" (1831-34, 3 Bde.), von seinen Romanen "Pierre Paul Rubens" (1840), "El-Hioudi" (1847) und "Le zéphyr d'El-Arouch" (1850) besonders erwähnt. Auch die Jugendschriftstellerei hat an B. einen gediegenen Vertreter gefunden in "La France historique, industrielle et pittoresque" (1835-37, 3 Bde.); "Histoires pour les petits et pour les grands enfants" (1863); "Le monde des insectes" (1864); "L'esprit des oiseaux" (1866); "Les hôtes du logis" (1867) u. a.

Berti, Domenico, ital. Philosoph und Staatsmann, geb. 17. Dez. 1820 zu Cumiana in Piemont, studierte zu Turin, ward 1849 an der Universität daselbst Professor der Philosophie, war 1855-62 Referendar im Staatsrat, 1866-67 Minister des Unterrichts, bekleidete 1871-77 die Professur der Philosophie an der Universität zu Rom und übernahm im Mai 1881 das Ministerium des Ackerbaues und Handels daselbst. B. vertritt in der Politik sowohl als in der Litteratur eine gemäßigte Richtung. Von seinen zahlreichen Schriften verdienen Hervorhebung: "Vita di Giordano Bruno" (Tur. 1868), nach größtenteils unveröffentlichten Quellen; "Il processo originale di Galileo Galilei" (2. Aufl., Rom 1878); "Copernico e le vicende del sistema Copernicano in Italia" (das. 1876); "Cesare Alfieri" (das. 1877); "Di Giovanni Valdes e di taluni suoi discepoli" (das. 1878); "Di Cesare Cremonino e della sua controversia con l'inquisizione di Padova" (das. 1878); "La vita e le opere di Tommaso Campanella" (das. 1878) etc.

Bertin (spr. -täng), 1) Antoine, genannt Chevalier B., franz. Dichter, geb. 10. Okt. 1752 auf Ile Bourbon, wurde in Paris erzogen, betrat die militärische Laufbahn und brachte es bis zum Grad eines Kapitäns der Reiterei, beschäftigte sich aber dabei eifrig mit Poesie und Litteratur und starb, ein Opfer seiner Ausschweifungen, bereits 1790 auf Santo Domingo. Einer der sinnlichsten Erotiker Frankreichs, erhielt er den Beinamen des "französischen Properz"; doch gehen ihm die Mannigfaltigkeit, Lebendigkeit und der lyrische Schwung des römischen Dichters ab. Seine durch Geist und Geschmack ausgezeichneten Dichtungen erschienen zuerst unter dem Titel: "Les Amours" (1780), in neuerer Ausgabe als "Œuvres complètes" (1824) und als "Poésies et œuvres diverses" (1879).

2) Louis François, genannt B. der ältere (l'aîné) zum Unterschied von B. 3) u. 4), franz. Journalist, geb. 14. Dez. 1766 zu Paris, Sohn eines Sekretärs des Herzogs von Choiseul, wollte sich dem geistlichen Stand widmen, als die Revolution ihn nötigte, eine andre Laufbahn einzuschlagen. Er entfaltete nun seit 1793 eine große journalistische Thätigkeit, gab den "Eclair" heraus, arbeitete am "Courrier Universel" und gründete 1799 mit seinem Bruder das "Journal des Débats", welches bald das bedeutendste Organ der monarchisch gesinnten Partei wurde. Royalistischer Tendenzen verdächtig, ward er 1802, nachdem er schon 1800 beinahe ein ganzes Jahr im Gefängnis gesessen, von neuem verhaftet und nach Elba verwiesen und erhielt nur mit Mühe die Erlaubnis, den Aufenthalt auf der Insel mit dem in Italien zu vertauschen. 1805 nach Paris zurückgekehrt, übernahm er wieder die Redaktion seines Blattes, welches aber auf kaiserlichen Befehl den Titel: "Journal de l'Empire" führen mußte und unter der Leitung des der Redaktion aufgedrängten Fiévée eine fast ganz offizielle Farbe erhielt. Mit Chateaubriand, den B. schon in Italien kennen gelernt hatte, redigierte er damals auch den "Mercure de France", verlor aber 1811 durch einen Akt des brutalsten Napoleonischen Despotismus sein Eigentumsrecht am "Journal de l'Empire". Erst nach der Rückkehr der Bourbonen erschien das "Journal des Débates" wieder, das die legitime Monarchie mit Eifer verteidigte. Während der Hundert Tage nahm B. in Gent an der Redaktion des "Moniteur de Gand" teil; die zweite Restauration rief ihn nach Paris zu seinem Blatt zurück. Seit dem Regierungsantritt Karls X., auf dessen Befehl Chateaubriand aus der Administration des Journals austreten mußte, wandte sich B. von der Sache der Bourbonen ab und trat für die konstitutionellen Grundsätze der Doktrinäre ein. Im Juni 1830 hatte sich das Blatt wegen eines Aufsatzes zu verteidigen, der mit den Worten endigte: "Malheureuse France, malheureux roi!" Nach dem Sieg der Julirevolution erklärte sich B., obgleich er anfangs den Beitritt zur Opposition der liberalen Journale gegen die Ordonnanzen verweigert hatte, für die Julimonarchie und war bis zu seinem Tod (13. Sept. 1841) eine der wichtigsten Stützen derselben.

3) (B. de Vaux) Pierre Louis, Bruder des vorigen, geb. 1771 zu Paris, gründete 1801 ein Bankgeschäft daselbst und nahm an der Redaktion des von seinem Bruder gegründeten "Journal des Débats" teil, wurde bald darauf Richter und Präsident beim Handelsgericht, 1825 Deputierter, dann Unterstaatssekretär im Polizeiministerium unter Decazes, 1827 Staatsrat, nahm aber 1829, als Polignac Minister wurde, seine Entlassung und ward nach der Julirevolution Gesandter im Haag, nach seiner Rückkehr Pair. Nach dem Tod seines ältern Bruders beteiligte er sich an der Redaktion des "Journal des Débats", starb aber schon 23. April 1842.

4) Louis Maria Armand, Sohn von B. 2), geb. 22. Aug. 1801 zu Paris, genoß eine gelehrte Bildung und versah nach der Restauration den Dienst eines Sekretärs bei Chateaubriand während dessen Gesandtschaft zu London. 1820 einer der Redakteure des "Journal des Débats", übernahm er nach seines Vaters Tode dessen Hauptleitung. Dem Julikönigtum gegenüber wußte er seinem Blatt eine gewisse Unabhängigkeit zu wahren. So wies er, als ihm Ludwig Philipp einen die Waffenthaten des Herzogs von Aumale in Algerien ungebührlich erhebenden Artikel zum Abdruck übersandte, das Manuskript mit einer beißenden Bemerkung zurück. Auch nach der Revolution von 1848, wo man die Existenz des "Journal des Débats" bedroht glaubte, wußte B. dessen Fortbestehen zu sichern, indem er mit vielem Takt seinen ursprünglich liberal-konservativen Standpunkt festhielt. Er starb 11. Jan. 1854. - Sein älterer Bruder, Edouard, geb. 1797 zu Paris, gest. 13. Sept. 1871 daselbst, widmete sich unter Girodets und Bidaults Leitung der Landschaftsmalerei historischen Stils und war unter Ludwig Philipp Inspektor der