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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bitjuga; Bitlis; Bitolia; Biton; Bitonto; Bitsch; Bitschurin

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Bitjuga - Bitschurin.

blühte (jetzt Ismid). Daneben ist Nikäa (s. d.) zu nennen. Die von Europa her eingewanderten Thraker vermochten übrigens die vorgefundenen Urbewohner keineswegs zu verdrängen. So hielten sich namentlich im O. die Mariandyner, einst Unterthanen der dorischen Kolonie Heraklea, deren Sitten Spuren semitischen Einflusses zeigten. - B. bildete einen Bestandteil des lydischen Reichs und wurde mit demselben von den Persern unterworfen, unter deren Herrschaft es zur Satrapie Phrygien gehörte. Die Zerrüttung des Perserreichs unter Xerxes' Nachfolgern ermöglichte es dem einheimischen Fürstengeschlecht, sich fast unabhängig zu machen. Nach dem Tod Alexanders d. Gr. fiel B. an Lysimachos. Nach dem Untergang des Reichs des letztern (281 v. Chr.) gelang es dem Fürsten der Bithyner, Nikomedes, die Selbständigkeit zu erringen und alle thrakischen Stämme zu dem Königreich B. zu vereinigen Nikomedes I. (gest. 246) kämpfte mit Glück gegen Antiochos Soter, verbündete sich 275 mit den Galatern und erweiterte sein Reich durch die Eroberung des nordöstlichen Teils von Phrygien. Unter seinen Nachfolgern sind hervorzuheben: Prusias I. (236-186), der die Grenzen des Reichs nach O. und W. erweiterte; Prusias II. (gest. 148), der 184 den flüchtigen Hannibal aufnahm, aber nicht schützte, die pergamenischen Könige Eumenes II. und Attalos II. besiegte, von den Römern aber zum Frieden gezwungen wurde, und Nikomedes III. mit dem Beinamen Philopator, der von Mithridates zweimal vertrieben, von den Römern aber zurückgeführt wurde. Bei seinem Tod (74) vermachte er sein Reich den Römern, die es auch unter Lucullus gegen Mithridates behaupteten und zuerst mit der Provinz Asien, dann mit Pontus vereinigten. Unter Augustus wurde B. eine Prokonsularprovinz, die aus zwei Hauptteilen bestand: B., westlich von der Propontis bis zum Sangarios, und Pontus, vom Sangarios bis Kytoros in Paphlagonien. Theodosius II. trennte beide Teile wieder und nannte den östlichen nach seinem Oheim Honorias. 1074-1097 war das Land im Besitz der Seldschukken, die es im ersten Kreuzzug an die Christen verloren. Während der Dauer des lateinischen Kaisertums in Konstantinopel (1204-1261) war Nikäa in B. Sitz eines griechischen Kaisers. 1298 brach Osman in B. ein, und 1326 ward das eroberte Prusa (Brussa) Hauptstadt des Reichs der Osmanen.

Bitjuga, Nebenfluß des Don von O. her, im russ. Gouvernement Woronesh, an dessen Ufern ausgezeichnete Pferdezucht betrieben wird.

Bitlis, Stadt im türk. Armenien, liegt malerisch am Fluß B., einem nördlichen Zufluß des Tigris, 18 km südwestlich vom Wansee, an der großen Straße von Trapezunt und Erzerum nach Mosul, 1668 m ü. M. und gilt für die Haupthandelsstadt Armeniens. Sie hat reiche Obstgärten, eine verfallene Bergfeste, einen Bazar nebst 7 Chanen, 32 Moscheen (darunter 3 große), zahlreiche Medressen und 12 Tekkijeh (Klöster von tanzenden Derwischen), auch mehrere armenische Kirchen und Klöster. Über der Stadt erhebt sich der länglich viereckige Konak (Palast des Paschas). Die Zahl der Einwohner beläuft sich auf 15,000 (davon etwa ⅔ Mohammedaner, ⅓ Armenier). Haupterwerbszweige sind Baumwollweberei, Färberei und Gerberei. B., nach der Sage von Alexander d. Gr. erbaut, wurde 648 n. Chr. dem Feldherrn des Kalifen Omar von dem Befehlshaber Justinus übergeben und stand später unter eignen Chans. Sultan Ussun Hassan ließ die Festung drei Jahre lang belagern, ohne sie einnehmen zu können; nachdem aber Sultan Murad IV. Eriwan erobert hatte, unterwarf sich ihm der Chan von B. Die Stadt ist der Geburtsort mehrerer gelehrter Männer, z. B. des osmanischen Geschichtschreibers Edris, des Dichters Schukri u. a.

Bitolia, s. Monastir.

Biton, s. Kleobis und Biton.

Bitonto, Stadt in der unterital. Provinz Bari, 9 km vom Meer, in herrlicher Ebene gelegen, zerfällt in die enge, mittelalterliche Altstadt und die sie rings umgebende Neustadt, ist Sitz eines Bischofs, hat eine alte dreischiffige reichverzierte Kathedrale, Ringmauern und ein Kastell, einen gotischen Palast, ein neues Theater, ein theologisches Seminar und (1881) 22,726 Einw., welche vorzüglichen Weinbau (Zagarese) und lebhaften Handel treiben. B. ist das Butuntum der Römer (eine der alten griechischen Kolonien) und ward 975 von den Sarazenen erobert. Im Mittelalter blühte hier die Accademia degl' Infiamnmati, und ein zahlreicher gebildeter Adel wählte von alters her B. zu seinem Lieblingssitz. Hier 25. Mai 1734 Schlacht zwischen den Spaniern unter Montemar (später Duca di B. genannt) und 9000 Österreichern, die sich unter dem Oberbefehl des Grafen Visconti in B. eingeschlossen hatten, aber besiegt und zur Übergabe gezwungen wurden. Zum Andenken an diesen Sieg, der Neapel wieder an Spanien brachte, ließ Philipp V. von Spanien eine Pyramide mit Inschriften auf dem Schlachtfeld errichten.

Bitsch (Bitche, sonst Kaltenhausen), Stadt im deutschen Reichsland Lothringen, Kreis Saargemünd, an der Schwalbe, 375 m hoch, am Fuß eines Felsens des Wasgenwaldes und an der Hagenau-Beningen-Diedenhofer Eisenbahn gelegen, besteht aus einer einzigen langen Straße und hat 1 kath. Kirche, Amtsgericht und (1880) mit der Garnison (1 Inf.-Bataillon Nr. 60) 2908 Einw. (852 Evangelische). Auf dem Felsen liegt, 50 m über der Stadt, die gleichnamige Bergfestung, welche tiefe, in Felsen gehauene Gräben und bombenfeste Kasematten hat und durch ihre Lage sowie durch die Kunst Cormontaignes von außerordentlicher Festigkeit, doch ohne sonstige Bedeutung ist. B. war ehedem eine zum Herzogtum Lothringen gehörige Grafschaft, die 1297 durch Heirat an Eberhard vom Haus Zweibrücken kam und dessen Nachkommen bis 1569 verblieb, worauf sie an Lothringen zurückfiel. 1766 kam sie mit Lothringen an Frankreich und 1871 an das Deutsche Reich. Ein Überfall, den am 16. Nov. 1793 unter dem Obersten v. Wartensleben 1600 Preußen unternahmen, schlug fehl. Vom 11. Juli bis 30. Aug. 1815 ward B. von den Preußen blockiert. Auch im Krieg 1870/71 wurde die Festung nach der Schlacht von Wörth eingeschlossen, konnte aber nicht genommen werden.

Bitschurin (als Mönch Jakint, d. h. Hyacinth), einer der ersten Sinologen Rußlands, geb. 1778, erwarb sich während seines vieljährigen Aufenthalts in China an der Spitze der russischen Mission daselbst eine gründliche Kenntnis des Chinesischen und lieferte seit 1828 eine Reihe von Schriften über China, die Mongolei, Tibet etc. meist aus chinesischen Quellen, als deren wichtigste wir nennen: "Bemerkungen über die Mongolei" (Petersb. 1828); "Beschreibung von Tibet" (das. 1828); "Beschreibung der Dsungarei und des östlichen Turkistan" (das. 1829, 3 Bde.); "China, seine Einwohner, Sitten, Gebräuche und Aufklärung" (das. 1840); "Statistische Beschreibung Chinas" (das. 1841) u. a. Auch verfaßte er eine "Grammatik der chinesischen Sprache" (Petersb. 1838), ein "Chinesisch-russisches Wörterbuch" und eine "Geschichte der