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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bocskay; Bodden; Bode

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Bocskay - Bode.

ausschließlich der Pflege des Schulgesangs. Um 1815 begann er die Lancastersche Methode in mehrere Privatschulen einzuführen, und sein Erfolg war ein so glänzender, daß er 1819 von den Behörden beauftragt wurde, den Musikunterricht in allen Elementarschulen der Stadt zu organisieren. 1839 wurde ihm seitens der Regierung die Aufsicht über den gesamten Schulgesangsunterricht übertragen. Er starb in Chaillot bei Paris 26. April 1842. Unter seinen hinterlassenen Werken sind Kompositionen für Gesang sowie mehrere instruktive Werke zu bemerken, namentlich sein "Manuel musical; methode graduée pour le chant élémentaire, etc." (Par. 1846 u. öfter).

Bocskay (spr. böttschkai), Stephan, geb. 1557, war Haupt der siebenbürgischen Insurrektion von 1604 bis 1606. Als 1604 der Kaiser Rudolf II. auf Betrieb der Jesuiten den Protestantismus in Ungarn zu unterdrücken begann und die Kirchen schließen ließ, brach ein Aufstand aus, den B. im Einverständnis mit den ungarischen Malkontenten und der Pforte zur Schilderhebung Siebenbürgens und Insurgierung Ostungarns mit Erfolg benutzen konnte. Er fand überall beim Volk und den Großen kräftige Unterstützung, trieb die kaiserlichen Truppen trotz einer durch General Basta erlittenen Schlappe zurück und wurde auf dem Landtag zu Szereda (22. Febr. 1605) von den Magyaren und Szeklern zum Fürsten Siebenbürgens, auf dem zu Szerencs (20. April) von der ungarischen Bewegungspartei zum Fürsten Ungarns ausgerufen und von der Pforte mit der Übersendung der Insignien der Fürstenwürde geehrt. Nach längern Unterhandlungen mit Erzherzog Matthias schloß B. mit dem Kaiser 23. Jan. 1606 den Wiener Frieden, wodurch den ungarischen Protestanten die Religionsfreiheit zugesichert, auch sonstige Beschwerden abgestellt wurden. B. blieb Fürst von Siebenbürgen und einem Teil von Ungarn, starb aber schon 29. Dez. 1606.

Bodden, Name mehrerer Strandseen und Meerbusen der Ostsee: der Rügensche B., zwischen der Insel Rügen und dem preußischen Festland (Kreis Greifswald), südlich auch Greifswalder B. genannt, 440 qkm (8 QM.) groß, an vielen Stellen jedoch nur 4 m tief, nimmt den Ryckgraben auf; der Jasmunder B., im nordöstlichen Teil von Rügen, zwischen den Halbinseln Wittow und Jasmund und dem Innern der Insel, gegen 110 qkm (2 QM.) groß; der Kubitzer B., zwischen Rügen, der Insel Ummanz und dem Festland (Kreis Franzburg); der Saaler, Bodstedter und Barther B., im Kreis Franzburg, alle drei untereinander sowie mit dem Grabow zusammenhängend, mit diesem die Halbinsel Dars und die Insel Zingst vom übrigen Teil des Kreises trennend; der Kamminer B., zwischen dem Kreis Kammin und der Insel Wollin, 4 km lang, wird von der Dievenow gebildet und hängt nördlich mit dem Fritzower See zusammen. Vgl. Karte "Pommern".

Bode, 1) linker Nebenfluß der Saale, entsteht bei Königshof aus der Kalten und Warmen B., die am Brockengebirge, jene oberhalb des preußischen Dorfs Schierke, diese oberhalb des braunschweigischen Fleckens Braunlage, entspringen. Sie fließt bei Rübeland und Treseburg vorbei, viele Hüttenwerke, Mühlen etc. treibend, verläßt im großartigsten Thal zwischen Roßtrappe und Hexentanzplatz (oberhalb Thale) den Harz und mündet nach einem Laufe von 160 km in die Saale bei Nienburg in Anhalt. Ihre wichtigsten Zuflüsse sind die Harzflüsse Holzemme und Selke. -

2) Fluß in der preuß. Provinz Sachsen, Regierungsbezirk Erfurt, entspringt im Kreis Worbis oberhalb Großbodungen, geht an Bleicherode im Kreis Nordhausen vorbei und vereinigt sich bald darauf mit der Wipper.

Bode, 1) Johann Joachim Christoph, bekannter Übersetzer, geb. 16. Jan. 1730 zu Braunschweig, Sohn eines armen Tagelöhners aus Schöppenstedt, kam als Schäferjunge zu seinem Großvater in Barum, lernte dann seit 1745 als Musikus in Braunschweig und wurde 1750 Hoboist in einem Regiment daselbst. Ein Student in Helmstedt, wo er sich in der Musik weiter ausbildete, gab ihm französischen Unterricht; auch Englisch lernte er dort. Im J. 1752 trat er als Hoboist zu Celle in hannöversche Dienste, komponierte hier mehrere Konzerte und Solostücke für das Fagott und gab Liederkompositionen heraus; auch begann er hier zu schriftstellern. Nach dem Tod seiner Frau ging er 1757 nach Hamburg, wo er als Sprach- und Musiklehrer wirkte, zugleich Übersetzungen aus dem Französischen und Englischen lieferte, für das Kochsche Theater arbeitete und 1762-63 die Redaktion des "Hamburgischen Korrespondenten" leitete. Durch eine zweite Heirat mit einer reichen Schülerin (Simonette Tam) kam er in den Besitz eines bedeutenden Vermögens. Als dieselbe nach wenigen Jahren ebenfalls starb, verehelichte er sich zum drittenmal mit der Witwe des Buchhändlers Bohn, errichtete eine Buchdruckerei und verband sich mit Lessing zu einer "Buchhandlung der Gelehrten". Er verlegte eigne und fremde Werke (Lessings "Dramaturgie", Goethes "Götz", Klopstocks "Oden"), sah aber, da er das kaufmännische Geschäft so wenig wie Lessing verstand, das Unternehmen bald scheitern und sein Vermögen zugesetzt. B. folgte nun 1778 der Gräfin von Bernstorff, der Witwe des berühmten dänischen Ministers, als deren Geschäftsführer nach Weimar, wo er als Hofrat 13. Dez. 1793 starb. Unter Bodes Übersetzungen, durch welche er einen nicht geringen Einfluß auf die deutsche Litteratur übte, sind Sternes "Yoriks empfindsame Reise" (Hamb. 1768, 5. Aufl. 1804), "Tristram Shandys Leben" (das. 1774, 9 Bde.), Goldsmiths "Dorfprediger von Wakefield" (Leipz. 1776 u. öfter) und Fieldings "Tom Jones" (das. 1786-88, 6 Bde.) als die besten hervorzuheben. Auch von Montaignes "Gedanken und Meinungen" (Berl. 1793-97, 7 Bde.) gab er eine treffliche Übersetzung. Vgl. Böttiger, Bodes litterarisches Leben (Berl. 1796).

2) Johann Elert, Astronom, geb. 19. Jan. 1747 zu Hamburg, widmete sich früh mathematischen und astronomischen Studien und veröffentlichte zuerst "Berechnung und Entwurf der Sonnenfinsternis vom 5. Aug. 1766" (Berl. 1766), dann gab er seine "Anleitung zur Kenntnis des gestirnten Himmels" (11. Aufl., hrsg. von Bremiker, das. 1858) und die Monatsschrift "Anleitung zur Kenntnis der Lage und der Bewegung des Mondes und der übrigen Planeten" (1770-77) heraus. Im J. 1772 wurde B. Astronom der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1786 aber Direktor der Sternwarte daselbst, wo er auch 23. Nov. 1826 starb. Er schrieb noch: "Erläuterung der Sternkunde" (Berl. 1778, 2 Bde.; 3. Aufl. 1808); "Astronomische Jahrbücher oder Ephemeriden" (das. 1776-1829, 54 Bde.), die nachher unter dem Titel: "Berliner astronomisches Jahrbuch" fortgesetzt wurden; "Représentation des astres" (Strals. 1782 u. Berl. 1805), welche auf 34 Blättern alle über dem Horizont von Berlin mit freiem Ange sichtbaren und die wichtigern telesko-^[folgende Seite]