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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bohnerz; Bohne von Angola; Bohnstedt; Bohol; Bohorodczany; Bohren; Bohrer

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Bohnerz - Bohrer.

hatte er die Fähigkeit zu anhaltender Arbeit verloren und begann ein unstetes Wanderleben, welches ihn immer mehr demoralisierte und schließlich an den Bettelstab brachte. B. starb 28. März 1860 bei Gotha mit Hinterlassung einer Anzahl wenn nicht genialer, so doch interessanter und achtungswerter Kompositionen, darunter fünf Klavierkonzerte und eine Oper: "Der Dreiherrenstein", die jedoch nicht zur Aufführung gelangt ist.

Bohnerz, Eisensteine, die aus konzentrisch-schaligen, zuweilen hohlen, erbsenähnlichen, 9-15 mm, aber auch bis 5 cm im Durchmesser haltenden Körnern bestehen, offenbar erbsensteinähnliche Bildungen alter Eisensäuerlinge und daher nicht überall von gleicher chemischer Zusammensetzung. Sie sind meist braun, selten schmutzig grün (Kandern), von verschiedenen Nüancen, gelblich bis schwarzbraun, außen oft fettglänzend. Die Körner sind bald rund, bald zu größern und kleinern Klumpen verwachsen oder stumpfeckige Stücke, alle meist in eisenschüssigem Thon eingebettet. Das B. von Kandern löst sich zum Teil unter Ausscheidung von Kieselerde in Salzsäure auf und besteht aus 5-13 Proz. Kieselerde, 6-7 Proz. Thonerde, 69-76 Proz. Eisenoxyd und aus Wasser; das grüne von da enthält nach Walchner auf 21 Proz. Kieselerde 62 Proz. Eisenoxydul, verbunden mit Thonerde und Wasser; andre Bohnerze sind bloße Gemenge von Brauneisenstein mit Thon. Manche Bohnerze enthalten Spuren von Titan, Vanadin und Chrom, die württembergischen auch Phosphor- und Arseniksäure. Das Erz erfüllt Klüfte und Mulden im Gebiet verhältnismäßig älterer Gesteine und wird für manche Gegenden zum wichtigen Eisenerz; so kommt es vor allem weitverbreitet vom französischen Juragebiet an durch die Schweiz bis Württemberg und Bayern vor und wird namentlich in Frankreich (Obersaône) und Württemberg (Tuttlingen) für die Eisenproduktion ausgebeutet. Die zahlreichen urweltlichen Knochen, die dort darin aufgefunden wurden, beweisen, daß die Thätigkeit der Mineralquellen, aus denen sie abgesetzt wurden, von der ältesten Tertiärzeit (Paläotherium zu Fronstetten) bis in die letzten Zeiten des Mammuts reichte. Andre ausgedehnte Lager tertiärer erbsensteinartiger Eisenerze finden sich in Berry, namentlich im Cherthal, in Nivernais, Bourbonnais etc. in Frankreich. Außerdem kommt B. in Böhmen (Beraun), Mähren (Blansko), Ungarn (Ödenburger Komitat, Banat), Rußland (Olonez), Afrika (Kordofan, Futa Dschallon), Nordamerika (Nordcarolina) vor.

Bohne von Angola, s. v. w. Erdnuß, Arachis hypogaea (s. Arachis).

Bohnstedt, Ludwig, Architekt, geb. 27. Okt. 1822 zu St. Petersburg von deutschen Eltern, bezog im Herbst 1839 die Universität Berlin und besuchte gleichzeitig die damalige Bauschule. 1841 machte er eine Studienreise nach Italien. In die Heimat zurückgekehrt, entfaltete B. eine reiche Thätigkeit. 1851 berief ihn die russische Großfürstin Helene Paulowna zum Oberarchitekten für ihre Palais; 1858 wurde er Professor an der Akademie. Unter seinen zahlreichen Bauten in Rußland sind zu nennen: die Restaurations- und Neubauten am chinesischen Palais in Oranienbaum, das Nonnenkloster der Auferstehung, das Stadthaus, das Palais des Ministers der Reichsdomänen und das der Fürstin Jussupow, alle vier in Petersburg, das 1882 abgebrannte Stadttheater in Riga etc. 1854 trat B. aus dem russischen Staatsdienst aus, und im Herbst 1863 siedelte er nach Gotha über. Seitdem beteiligte er sich an vielen öffentlichen Konkurrenzen in Deutschland, so daß er auf der internationalen Kunstausstellung 1869 in München 12 Foliobände seiner Entwürfe ausstellen konnte. Dieselben zeugten von einer großen Leichtigkeit der architektonischen Erfindung wie von einer starken künstlerischen Kraft, die stets nach monumentalem Charakter strebt. Die Höhe seines Könnens trat bei der Konkurrenz für das Reichstagsgebäude in Berlin im Frühjahr 1872 zu Tage, wo B. für seinen Entwurf den ersten Preis erhielt. In der zweiten Konkurrenz (1882) vermochte er dagegen keinen Erfolg zu erzielen. Er erbaute ferner die Villa Borchard in Baden-Baden, die drei Verwaltungsgebäude der Feuerversicherungsbank, der Grundkreditbank und der Privatbank in Gotha. In Portugal wurde nach seinen Plänen die Kathedrale von Guimaraes ausgeführt. Er starb 4. Jan. 1885 in Gotha. Eine Publikation seiner Entwürfe erschien Halle und Leipzig 1874-77. Auch war er Mitarbeiter an Durms "Handbuch der Architektur".

Bohol (Bojol), eine Insel der Bissayagruppe (Philippinen), zwischen Zebu und Leyte, 3250 qkm (59 QM.) groß mit 284,000 Einw., gebirgig, gut bewässert und fruchtbar, sonst wenig bekannt.

Bohorodczany (spr. -rotzani), Stadt in Galizien, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat ein Dominikanerkloster, Gerberei, Bierbrauerei und (1880) 4423 Einw.

Bohren. Das B. zu bergmännischen Zwecken geschieht mittels des Erdbohrers (s. d.) und hat den Zweck, in gewissen Tiefen der Erdrinde Lagerstätten nutzbarer Fossilien aufzusuchen, deren Mächtigkeit zu erforschen, Salz- und Quellwasser zu erschroten, letzteres aus alten ersoffenen Bauen zu entfernen, gute Wetter von einem Grubenraum zum andern überzuführen und die Mächtigkeit einzelner Gesteinslagen kennen zu lernen. Über das B. von Holz und Metall s. Bohrer und Bohrmaschinen.

Bohrer, Musikerfamilie, bestehend zunächst aus vier Brüdern: Anton, Violinvirtuose (geb. 1783 zu München), Max, Violincellvirtuose (geb. 1785 daselbst), Peter und Franz, welche Violine und Viola spielten. Den ersten Unterricht erhielten alle vier von ihrem Vater Kaspar B., einem trefflichen Kontrabassisten. Anton bildete sich dann unter Winter und Kreutzer im Violinspiel und bei Danzi in der Komposition, Max bei dem Violoncellisten Schwarz in München im Violoncellspiel weiter aus. Die vier Brüder erregten schon als Knaben durch ihr meisterhaftes Quartettspiel die Aufmerksamkeit aller Kenner und unternahmen 1805 ihre erste Kunstreise nach Wien. Nach ihrer Rückkehr starben in München Peter und Franz. Anton und Max unternahmen dann 1806-1808 eine Reise durch Deutschland und Polen und traten 1810, nach des Vaters Tod, ihre große Wanderung durch fast ganz Europa an, auf der sie die glänzendsten Triumphe feierten. Nach Deutschland 1818 zurückgekehrt, wurden sie in Berlin, Anton als Konzertmeister und Max als erster Violoncellist, angestellt, nahmen aber schon 1824 wegen Mißhelligkeiten mit Spontini ihre Entlassung. Sie gingen vorerst nach München zurück, verheirateten sich hier mit den als Klaviervirtuosinnen rühmlichst bekannten zwei Töchtern des Instrumentenmachers Dülken und wandten sich dann nach Paris (1827), wo sie als erste Solospieler am Hof Karls X. angestellt wurden. Nach der Julirevolution begaben sie sich nach London und kehrten von da nach Deutschland zurück. Max wurde 1832 erster Violoncellist und Konzert-^[folgende Seite]