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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Bull-finch - Bülow.

Bulletins der großen Armee Napoleons I. zu erinnern ist). Endlich führen auch die regelmäßigen Berichte über die Sitzungen der Akademien und gelehrten Gesellschaften sowie die Sammlungen der von ihren Mitgliedern gelieferten wissenschaftlichen Abhandlungen öfters den Titel Bulletins. Bekannt wegen des Reichtums ihres Inhalts sind z. B. die "Bulletins" der Petersburger Akademie sowie das "Bulletino" des Archäologischen Instituts zu Rom. Auch die offizielle Sammlung der Gesetze und Verordnungen der französischen Republik führte seit ihrem Beginn (14. Frimaire des Jahrs II) den Titel "B. des lois". In noch umfassenderm Sinn wird das Wort von Franzosen und Italienern als Aufschrift für Zeitschriften wissenschaftlichen Inhalts gebraucht. - Bulletinist, Bulletinschreiber, -Verfasser.

Bull-finch (engl., spr. -fintsch), Hindernis auf der Steeplechasebahn, bestehend aus Erdaufwurf oder niedriger Mauer, mit leichter, hoher Hecke gekrönt, die im Sprung zu durchbrechen ist.

Bullieren (neulat.), eine Urkunde besiegeln; Bullist, Schreiber der päpstlichen Bullen.

Bullinger, Heinrich, schweizer. Reformator, geb. 18. Juli 1504 zu Bremgarten im Aargau als der Sohn eines Priesters, der später der Reformation offen beitrat und seine bisherige Haushälterin, die Mutter seiner fünf Söhne, heiratete, erhielt seine Bildung seit 1520 in Köln, wo ihn Luthers Schrift "Von der babylonische Gefangenschaft" der Reformation zuführte. Als Lehrer im Kloster Kappel trat er mit Zwingli in enge Verbindung, begleitete ihn auf das Religionsgespräch zu Bern und wurde nach kurzem Pfarrdienst in Bremgarten (1529-31) sein Nachfolger als Pfarrer und Antistes, bald auch als Führer und Verfechter der Reformation, sowohl gegen die Katholiken als gegen Schwarmgeister und Lutheraner. Er hintertrieb in Zürich Bucers Concordia und war Haupturheber der zweiten Baseler oder ersten Helvetischen (1536) sowie der zweiten Helvetischen Konfession (1566). Nicht ohne Heftigkeit sind seine Streitschriften über das Abendmahl gegen Luther und Brenz. Auch auf die französische und englische reformierte Kirche erstreckte sich sein Einfluß und fürsorglicher Rat. Er starb 17. Sept. 1575. Sein Leben beschrieb er zum Teil selbst in seinem "Diarium". Seine Reformationsgeschichte gaben Hottinger und Vögeli (Frauenf. 1838-40, 3 Bde.) heraus. Vgl. Pestalozzi, Heinrich B. (Elberf. 1858); Christoffel, B. und seine Gattin (Zürich 1875).

Bullion (engl., spr. búlljön), ungemünztes Gold oder Silber; ehemals der unedle Zusatz, das schlechte Metall (B. war eigentlich die königliche Münze, in welche Gold und Silber, das nicht probehaltig war, eingeliefert werden mußte).

Bullock-Maschine, von Bullock erfundene Buchdruckmaschine, die erste, bei welcher Rollenpapier beim Druck von Stereotypplatten angewandt wurde. Sie zerschneidet dasselbe nach dem Abrollen und vor dem Druck in Bogenbreite, nach demselben aber in Exemplargröße und liefert hierbei 12-15,000 fertige Exemplare pro Stunde. Vgl. Schnellpresse.

Bullrichsches Salz, s. v. w. doppeltkohlensaures Natron.

Bull-Run (spr. bull-rönn), ein Bach im NO. Virginias, der sich in einen Nebenfluß des Potomac ergießt, hat in dem nordamerikanischen Sezessionskrieg zwei Schlachten den Namen gegeben. Die erste derselben fand 21. Juli 1861 statt. Auf unionistischer Seite befehligte McDowell, ihm gegenüber stand Beauregard. Die Ungeübtheit des zwar 35,000 Mann starken, aber meist aus unerprobten Milizen bestehenden Bundesheers, die langsame Ausführung der Dispositionen, vor allen Dingen aber das Eingreifen des südstaatlichen Generals Johnston im letzten entscheidenden Augenblick mit einem frischen Truppenkorps von 3000 Mann, endlich die Panik, welche im Troß und unter den zahlreichen Zuschauern bei der Nordarmee ausbrach, hatten die Niederlage und den eiligen Rückzug, zuerst des rechten Flügels der Nordarmee, zur Folge. In der allgemeinen Auflösung hielt nur die Brigade Blenkers die Ordnung beim Zentrum und linken Flügel aufrecht und ermöglichte so einen geordneten Rückzug nach Centreville. Der Verlust der Bundestruppen betrug 1500 Tote und Verwundete, 1216 Vermißte, 28 Kanonen und fast alles Kriegsmaterial. Die Folge der Schlacht war, daß die Sezessionisten ihre Linien bis in die Nähe von Washington vorschieben konnten, während im N. eine neue Armee organisiert werden mußte. Die zweite Schlacht am B. fand 29. und 30. Aug. 1862 statt. Damals bewerkstelligte McClellan seinen Rückzug vom James River nach Washington, und zur Deckung desselben sollte General Pope von Washington aus eine Bewegung nach dem obern Rapidan machen und dadurch Richmond bedrohen. Rasch faßten die Sezessionisten den Plan, unbekümmert um McClellan auf Pope sich zu werfen und einen Streich gegen Washington auszuführen. Pope wich, stets sich verteidigend, vor dem andringenden Heer Lees zurück, mußte indes, auf dem rechten Flügel von dem Korps des Generals Jackson umgangen, seine Fronte wechseln und, statt wie bisher über den Rapahannock zurückzugehen, die Linie des B. zu gewinnen suchen, wo ihm möglicherweise eine Unterstützung durch McClellan zu teil werden konnte. Diese letztere aber erfolgte nicht zur rechten Zeit, und so ging auch diese Schlacht von B. für die Unionisten verloren. Besonders rühmlich hielt sich dabei das deutsche Korps unter General Sigel. Die Schlacht, für beide Teile eine der blutigsten des ganzen Kriegs (der Verlust betrug beiderseits mindestens 10,000 Mann), blieb übrigens ohne entscheidende Nachwirkung; ihr für die Unionisten ungünstiger Ausgang fiel vor allem McClellan zur Last, insofern er trotz wiederholten Befehls des Kriegsministers nicht rechtzeitig Verstärkungen von Alexandria aus zu Pope hatte stoßen lassen. Vgl. Barnard, The battle of Bull-Run (New York 1862).

Bulmerincq, August von, Staatsrechtslehrer, geb. 12. Aug. 1822 zu Riga, studierte in Dorpat, wo er sich 1853 habilitierte und 1858 ordentlicher Professor des Staats- und Völkerrechts wurde und seit 1863 auch die Redaktion der "Baltischen Wochenschrift für Landwirtschaft, Gewerbfleiß und Handel" führte. Auf Grund seiner Schriften: "Das Asylrecht in seiner geschichtlichen Entwickelung" (Dorpat 1853), "De natura principiorum juris inter gentes positivi" (das. 1856) und "Die Systematik des Völkerrechts" (das. 1858, Bd. 1) zur Mitbegründung des Institut de droit international in Gent 1873 aufgefordert, siedelte B. 1875 nach Deutschland über und war seit 1877 als Berichterstatter der Kommission für Seekriegsrecht bei dem genannten Institut thätig. Seit 1882 ist er als Nachfolger Bluntschlis Professor in Heidelberg. Er schrieb noch: "Praxis, Theorie und Kodifikation des Völkerrechts" (Leipz. 1874) und bearbeitete in Marquardsens "Handbuch des öffentlichen Rechts" das "Völkerrecht" (Freiburg i. Br. 1884).

Bülow (Vogel Bülow), s. v. w. Pirol.

Bülow, 1) Friedrich Wilhelm, Freiherr von, Graf von Dennewitz, preuß. General, geb. 16.