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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cannabich; Cannabina; Cannabis; Canne; Cannelon; Cannes; Canning

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Cannabich - Canning.

feindlichen den Römern in den Rücken fiel. So wurden die Römer in der Mitte eingekeilt und von allen Seiten her niedergemetzelt. 70,000 Mann wurden nach Polybios getötet, worunter der Konsul Ämilius Paullus, 10,000 gefangen; mit einem kleinen Rest rettete sich Varro nach Venusia. Hannibals Verlust betrug nicht über 8000 Mann. Die Folge des Siegs war für Hannibal, daß viele Städte, namentlich Cavua, zu ihm übergingen. Die genauere Bestimmung des Schlachtfeldes, insbesondere des Flußufers, auf dem die Schlacht stattgefunden, ist wegen der sich widersprechenden Nachrichten der Alten eine schwierige topographische Streitfrage. Vgl. Stürenburg, De Romanorum cladibus Trasumenna et Cannensi (Leipz. 1883, mit Karte).

Cannabich, Johann Günther Friedrich, geograph. Schriftsteller, geb. 21. April 1777 zu Sondershausen, studierte 1794-97 in Jena Theologie, ward 1807 Rektor an der Stadtschule zu Greußen, 1819 Pfarrer zu Niederbösa und 1835 zu Bendeleben, lebte seit 1848 emeritiert in Sondershausen und starb 2. März 1859. Er war der erste, welcher in seinem weitverbreiteten "Lehrbuch der Geographie" (Sondersh. 1816; 18. Aufl., bearbeitet von Örtel, Weim. 1871-1875, 2 Bde.) die seit 1815 in der Abgrenzung der Staatengebiete eingetretenen Veränderungen berücksichtigte. Außer einer gleichfalls in vielen Auflagen erschienenen "Kleinen Schulgeographie" (1818) bearbeitete er Teile des "Vollständigen Handbuchs der Erdbeschreibung" (Weim. 1819-27, 23 Bde.) und den 6. und 23. Band der "Neuesten Länder- und Völkerkunde" (das. 1821 u. 1827); ferner: "Statistisch-geographische Beschreibung des Königreichs Preußen" (Dresd. 1827-28, 6 Bde.; neue Ausg. 1835); "Statistische Beschreibung des Königreichs Württemberg" (das. 1828, 2 Bde.); "Neuestes Gemälde von Frankreich" (das. 1831-32, 2 Bde.); "Neuestes Gemälde des europäischen Rußland und des Königreichs Polen" (das. 1833, 2 Bde.); das "Hilfsbuch beim Unterricht in der Geographie" (Eisl. 1833-38, 3 Bde.; 2. Aufl. 1844) und den "Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie" (2. Aufl., das. 1836).

Cannabina, Hänfling.

Cannabis, Pflanzengattung, s. Hanf.

Canne (spr. kann), Längenmaß, s. v. w. Canna.

Cannelon (franz., spr. kann'lóng), eine geriefte Käse- oder Backform; dann auch ein pastetenähnliches feines Gebäck mit verschiedenartiger Füllung, namentlich mit eingemachten Früchten. Besondere Berühmtheit haben die Cannelons von Tours erworben.

Cannes (spr. kann, Cannae), Stadt im franz. Departement der Seealpen, Arrondissement Grasse, am nordöstlichen Ende des Golfe de la Napoule um eine kleine Reede des Mittelmeers, an der Eisenbahn von Toulon nach Nizza gelegen, hat ein verfallenes Schloß, eine alte Hauptkirche, einen kleinen Hafen und (1881) 14,412 Einw., welche Parfümerien und Seife erzeugen und lebhaften Handel mit diesen Produkten sowie mit Sardellen und Anschovis, Öl und Südfrüchten treiben. Vor wenigen Jahrzehnten noch ein armseliger Ort, ist C. gegenwärtig einer der berühmtesten und besuchtesten klimatischen Kurorte, der in seinen reizenden, teilweise prächtigen Landhäusern jeden Winter gegen 5000 Fremde, meist Engländer, Franzosen und Russen, beherbergt. Die Temperatur beträgt im Jahresmittel 16,2° C.; die herrschenden Winde kommen von SO., O. und NO.; selten wehen West-, Nordwest- und Nordwinde. Seebäder werden noch im September und Oktober genommen und mit ihnen Sandbäder (am Strand) sowie aromatische Bäder verbunden. Vgl. Valcourt, C. und sein Klima (Erl. 1869); Buttura, L'hiver à C. et au Cannet (Par. 1882); Gsell-Fels, Südfrankreich nebst den Kurorten der Riviera (2. Aufl., Leipz. 1883). Die Umgebung der Stadt enthält zum Teil prachtvolle Gärten mit zahlreichen Villen, so in dem nördlich gelegenen Dorf Le Cannet, und die angenehmsten Spaziergänge. Gegenüber von C. liegen die Lerinischen Inseln (s. d.). Zwischen C. und Antibes ist der Golf Jouan, wo Napoleon I. nach der Rückkehr von Elba 1. März 1815 landete.

Canning, 1) George, berühmter brit. Staatsmann, geb. 11. April 1770 zu London aus einer wenig bemittelten Familie, verwaiste früh und ward von seinem Oheim, einem angesehenen Kaufmann, erzogen. Schon zu Eton erregte C. durch einige Gedichte Aufsehen. In Oxford, wo er seit 1787 studierte, schloß er mit Lord Liverpool Freundschaft und lernte auch Pitt kennen. Nach beendigten Universitätsstudien ließ er sich als Rechtsanwalt in London nieder und trat auf Pitts Betrieb 1793 für den Flecken Newport ins Parlament. Obwohl seine Jungfernrede 1794 über den Krieg mit Frankreich wenig Beifall gefunden hatte und C. auch in der nächsten Zeit nicht sehr hervorgetreten war, ernannte ihn Pitt 1796 zum Unterstaatssekretär für die auswärtigen Angelegenheiten, und er wurde durch seine Wirksamkeit in diesem Amt sowie durch seine Mitarbeiterschaft an der 1797 begründeten Zeitschrift "The Anti-Jacobin, or Weekly Examiner", die aus Cannings Feder viele Satiren gegen den französischen Republikanismus enthielt, eine kräftige Stütze der Politik Pitts. Als dieser 1801 einem Ministerium Addington weichen mußte, verließ auch C. seinen Posten und trat in die Reihen der Opposition. In Pitts zweiter Verwaltung 1804-1806 übernahm C. das Schatzamt der Flotte, trat nach dem Tod seines Gönners in die Opposition zurück und wurde 1807 in dem nach Fox Hinscheiden gebildeten Kabinett des Herzogs von Portland Minister des Auswärtigen. Das Bombardement von Kopenhagen sowie die Wegnahme der dänischen Flotte mitten im Frieden und das 1809 mit der spanischen Junta geschlossene Bündnis waren sein Werk. Im Herbst d. J. entzweite er sich mit dem Kriegsminister Lord Castlereagh infolge des Mißlingens der von diesem angeordneten Expedition nach Walcheren; es kam zu einem Duell, in welchem C. verwundet wurde; die Folge war der Austritt beider aus dem Ministerium. Das ihm 1812 von Lord Liverpool angebotene Ministerium des Äußern lehnte C. ab. Nachdem er seit 1814 als Gesandter zu Lissabon fungiert hatte, kehrte er Anfang 1816 nach England zurück, trat nach einer höchst stürmischen Wahl für Liverpool ins Parlament und noch 1817 als Präsident des indischen Departements ins Ministerium, verließ aber 1820 wegen des berüchtigten Ehebruchsprozesses gegen Königin Karoline, mit der er von früher her befreundet war, England, brachte die Zeit des Prozesses zumeist in Frankreich zu und legte nach seiner Rückkehr noch vor Ablauf des Jahrs sein Amt nieder. Bald darauf wurde ihm von den Direktoren der Ostindischen Kompanie wegen seiner trefflichen Verwaltung des indischen Kontrollamts der Posten eines Generalgouverneurs von Indien angeboten; allein eben im Begriff anzureisen, übernahm C. nach dem Selbstmord Castlereaghs 1822 aufs neue das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten, brach nun völlig mit den damals in Europa herrschenden absolutistischen und reaktionären Tendenzen und begünstigte namentlich den Aufstand

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