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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cornus; Cornutus; Cornwall

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Cornus - Cornwall.

"Goethe et Bettina, correspondance inédite" (1843, 2 Bde.) u. a.

Cornus L. (Hornstrauch, Hartriegel), Gattung aus der Familie der Kornaceen, Sträucher und Bäume, selten perennierende Kräuter mit gegenüberstehenden, selten abwechselnden, ganzrandigen oder schwach gezahnten Blättern, kleinen, weißen oder gelben Blüten in Dolden oder Trugdolden und einsamiger Steinbeere. 25 Arten. C. mas L. (Korneliuskirschbaum, Dürrlitzen-, Herlitzenstrauch), ein baumartiger, bis 6 m hoher Strauch im mittlern und südlichen Europa und im Orient, hat längliche, zugespitzte, beiderseits etwas behaarte Blätter, vor diesen erscheinende gelbe Blüten in sitzenden Dolden mit besonderer kleinerer Hülle und längliche, ursprünglich korallenrote Früchte, eignet sich trefflich zu Hecken und Zäunen und wird in gelb-, rot-, violett- und großfrüchtigen Varietäten kultiviert. Die Früchte schmecken angenehm säuerlich, werden aber mehr zum Einmachen mit Zucker und Essig und unreif wie Oliven benutzt. In der Türkei bereitet man aus ihnen Gelees und Sirupe, in Griechenland Liköre. Sie wurden sonst auch arzneilich benutzt. Die Kerne dienen zu Rosenkränzen und geröstet als Kaffeesurrogat. Das Holz ist außerordentlich hart und schwer spaltbar, etwas glänzend, fein, nimmt eine gute Politur an und eignet sich deshalb zu Drechsler- und Schreinerarbeiten, auch als Werkholz für Messergriffe, Instrumente etc. Aus den Zweigen werden bei Jena, hauptsächlich im Dorf Ziegenhain, die sogen. Ziegenhainer Stöcke gemacht. C. florida L. (virginische Hundsbeere), ein in den östlichen Staaten Nordamerikas wachsender, 6-9 m hoher Strauch mit eirunden oder länglich zugespitzten, beiderseits schwach behaarten Blättern, kurz vor diesen erscheinenden gelben Blüten in Köpfchen, welche von einer sehr großen, weißen Hülle eingeschlossen sind, und kurz-länglichen, roten Früchten, wird als Zierstrauch angepflanzt. Die Rinde, von bitterm, fast chinaartigem Geschmack, ist gegen Wechselfieber und Durchfälle empfohlen worden. Das schokoladenfarbene Holz ist sehr geschätzt. C. sanguinea L. (gemeiner Hartriegel), ein 3-3,75 m hoher Strauch in Mitteleuropa und dem Orient, mit länglichen, zugespitzten, meist beiderseits behaarten Blättern, nach diesen erscheinenden weißen Blüten in flacher Scheindolde und roten Früchten, eignet sich wegen seiner schön rotbraunen Zweigrinde zu Anpflanzungen in Parken. Das sehr harte, feine, schwer spaltbare, schwach glänzende Holz dient zu Drechslerarbeiten, Radzähnen, Pfeifenrohren etc. C. alba L. (C. tatarica Mill.), ein 2-2,5 m hoher Strauch mit breit elliptischen, unten weißen Blättern, etwas konvexen Blütentrauben, weißen Blüten und bläulichweißen Früchten, stammt aus Sibirien und Nordchina und bildet einen schönen Zierstrauch mit prachtvoll korallenroten Zweigen. Er wird häufig verwechselt mit C. stolonifera Mchx., aus Nordamerika.

Cornutus (lat., "gehörnt"), in der Logik ein sogen. gehörnter Schluß (s. Dilemma); auf den Universitäten zur Zeit des Pennalismus der neu aufgenommene Student wegen des Hutes mit Bockshörnern, den er bei der Aufnahme tragen mußte; bei den Buchdruckern, die ebenfalls diesen Gebrauch annahmen, erhielt er sich am längsten.

Cornutus, L. Annäus, stoischer Philosoph, zu Leptis in Afrika geboren, Lehrer der Philosophie zu Rom, wurde von Nero 66 n. Chr. auf die Insel Gyaros verwiesen, wo er starb, war auch als Dichter, Redner, Grammatiker und Historiker berühmt. Die Dichter Persius und Lucanus bildeten sich in seiner Schule. Ein griechisches Werk über die Natur der Götter (Vened. 1505), welches im Sinn der stoischen Naturphilosophie die Götter des Volkskultus allegorisch deutet (hrsg. von Osann, Götting. 1844), soll ihn zum Verfasser haben. Vgl. Martini, Disputatio de Cornuto stoico (Leid. 1825).

Cornwall (spr. kórn-ual, von Cornu Galliae, d. h. das äußerste von Galliern bewohnte Land), die südwestlichste Grafschaft Englands, bildet eine in den Atlantischen Ozean hinausragende Halbinsel, die im O. von der Grafschaft Devon begrenzt wird und ein Areal von 3495 qkm (63,5 QM.) umfaßt. Es ist ein rauhes Bergland, gebildet durch eine mit ihrem Kamm der Südküste genäherte Granitkette (Cornish Heights), die sich steil, stellenweise mit schrecklichen Klüften und Klippen, aus dem Meer erhebt und die Halbinsel mit öden und waldlosen, nur mit Heide und Ginster überwachsenen, finstern Bergen und Thälern erfüllt. Der höchste Punkt ist der Brown Willy von 416 m Höhe. Nur einzelne Thäler sind fruchtbar und gut bewaldet. Das Land wird von vielen kleinen Flüssen bewässert; die bedeutendsten sind: Tamar und Fal, die in den Englischen Kanal fließen, und Camel (Alan), der in den Bristolkanal mündet. Das Klima ist bei vorherrschendem Südwestwind feucht; an der Küste bringen heftige Stürme oft der Schiffahrt Gefahr. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 12,5° C. Die Bevölkerung zählte 1881: 330,686 Einw. (gegen 355,558 im J. 1851). Der Reichtum des Landes besteht in Lagern von Kupfer und Zinn, welche die Gebirgskette von C. birgt, und die schon im Altertum ganz England den Namen der Zinninseln (Kassiteriden) verschafften. Früher, ehe noch in andern Ländern reichere Erzlager entdeckt worden waren, brachten sie ihren Besitzern große Schätze; jetzt aber sind viele der Bergleute ausgewandert. Die wichtigsten Kupfergruben befinden sich um Redruth, die Hauptminen auf Zinn bei Penzance. Gegenwärtig werden an Zinn jährlich mehr als 7600 Ztr., an Kupfer etwa 1880 Ton. gewonnen bei einem durchschnittlichen 9proz. Metallertrag. Außerdem liefert das Mineralreich 400 T. Blei, 3500 T. Zink, 14,910 T. Eisenkies, 7460 T. Eisenerz, ferner Silber, Arsenik, Nickelerz, Cossaw in geringen Quantitäten und 210,000 T. Porzellanerde und Töpferthon. Bergbau und Ausbeutung der Steinbrüche und Thongruben beschäftigen über 18,400 Menschen, und ihr Gesamtertrag wird auf 2 Mill. Pfd. Sterl. geschätzt. Daneben beschäftigt die Strömlingsfischerei, namentlich auf den Pilchard, eine Art Sardelle, die vom Juli bis zum November die Küste Cornwalls besucht, über 4000 Menschen und liefert eine beträchtliche Ausfuhr. Der Ackerbau wird von ca. 29,000 Menschen betrieben. Etwa 38 Proz. der Oberfläche sind Ackerland (Klee, Weizen, Gerste und Hafer sind Hauptprodukte), 15 Proz. bestehen aus Weide und 3 Proz. aus Wald. Obstgärtnerei und die Zucht von Frühgemüsen für den Londoner Markt sind wichtig. Der Viehbestand belief sich 1884 auf 30,519 Ackerpferde, 174,072 Rinder, 455,369 Schafe und 71,550 Schweine. Merkwürdig ist die Ähnlichkeit Cornwalls mit der Bretagne wie in der Bodenbeschaffenheit und dem Erzreichtum des Landes, so auch in der vorhandenen Menge alter sogen. Druidenheiligtümer (Cromlechs, Dolmen und Menhirs) und in der gleichen keltischen Mundart (Cornisch), welche die Bevölkerung beider Landstriche lange Zeit gesprochen hat, und die in C. erst in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts vollständig erloschen ist.

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