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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Durocasses - Durst.

keit und treue Anhänglichkeit wurden auch vom Kaiser anerkannt, und D. übte oft einen mäßigenden und vermittelnden Einfluß auf ihn aus. 1805 kommandierte er bei Austerlitz das Grenadierkorps, schloß nach der Schlacht bei Jena den Frieden mit Sachsen und 1807 nach der Schlacht bei Friedland den Waffenstillstand, der dem Tilsiter Frieden voranging, worauf er zum Herzog von Friaul erhoben wurde. In der Schlacht bei Aspern kommandierte er die Reserveartillerie auf der Insel Lobau, unterhandelte nach der Schlacht von Znaim den Waffenstillstand, begleitete 1812 den aus Rußland fliehenden Kaiser nach Frankreich und leitete hier die Reorganisation der kaiserlichen Garden. In einem Rückzugsgefecht nach der Bautzener Schlacht wurde er 22. Mai 1813 bei Markersdorf in der Nähe des Kaisers von einer Kanonenkugel tödlich getroffen. Napoleon war von seinem Tod besonders ergriffen; noch auf St. Helena bedachte er die Tochter Durocs mit einem ansehnlichen Legat. Durocs Überreste wurden 1845 in der Invalidenkirche zu Paris beigesetzt.

Durocasses, Stadt, s. Dreux.

Durocatalaunum, Stadt, s. Châlons sur Marne.

Durocornovium, Stadt, s. Cirencester.

Durocortorum, Stadt, s. Reims.

Durovérnum, Stadt, s. Canterbury.

Dürr, Wilhelm, Maler, geb. 1815 zu Villingen in Baden, wurde von seinem Vater nach Wien geschickt, wo er sich auf der Akademie der Genremalerei widmete. Dann trat er in das Atelier Kupelwiesers und wandte sich unter dessen Leitung der Historienmalerei zu. 1840 ging er nach Rom, wo er sich besonders an die damals dort weilenden Düsseldorfer Historienmaler Deger, Andreas und Karl Müller und Ittenbach anschloß. Wegen Krankheit kehrte er 1843 nach Deutschland zurück und fand in seiner badischen Heimat ein ausgedehntes Feld der Thätigkeit auf dem Gebiet der kirchlichen Malerei, daneben auch Porträte und Genrebilder malend. 1852 wurde er badischer Hofmaler. Zu seinen größern Schöpfungen gehören: zwei Bilder im Chor des Münsters zu Altbreisach, die vier Evangelisten in der protestantischen Kirche zu Freiburg i. Br., der heil. Laurentius in der Kirche zu Kenzingen, die Predigt des heil. Gallus, Christus segnet die Kinder, der taufende heil. Bonifacius und mehrere Kartons für Glasmalereien badischer Kirchen. Außerdem schuf er humoristische Bilder und Zeichnungen. Er lebt in Freiburg.

Durrah, Längenmaß, s. War.

Durrahirse (Durragras), s. Sorghum.

Dürrenberg, Flecken im preuß. Regierungsbezirk und Kreis Merseburg, 89 m ü. M., rechts an der Saale u. an der Bahnlinie Leipzig-Korbetha, mit (1880) 216 Einw., ist Sitz eines königlichen Salzamtes und hat seit 1763 eine Saline, die jährlich 250,000 metr. Ztr. Salz liefert, ein Solbad und eine Fabrik zur Erzeugung von Bade- und Glaubersalz. In der Nähe zahlreiche Braunkohlengruben und die Dörfer Kötzschau und Teuditz, beide ehemals (bis 1860) auch mit Salzwerken.

Dürrheim, Pfarrdorf im bad. Kreis Villingen, 701 m ü. M., mit einer neuen Kirche und (1880) 1147 kath. Einwohnern. Hier die bedeutende, 1822 eröffnete Ludwigssaline, welche jährlich 140,000 metr. Ztr. Salz liefert, und ein vielbenutztes Solbad. Daselbst befinden sich eine Militärkurstation für Angehörige des 14. und 15. Armeekorps und eine Kinderheilstätte des Badischen Frauenvereins. D. wird schon um 889 urkundlich erwähnt.

Dürrlitzenstrauch, s. Cornus.

Dürrner, Julius, Männergesangskomponist, geb. 7. Jan. 1810 zu Ansbach, wurde im Seminar zu Altdorf für den Lehrerberuf ausgebildet, widmete sich dann in Dessau unter Friedrich Schneiders Leitung der Musik, erhielt 1831 die Kantorstelle in Ansbach, nahm noch einige Jahre Unterricht in Leipzig bei Mendelssohn und Hauptmann und ging endlich als Musikdirektor und Gesanglehrer nach Edinburg, wo er 10. Juni 1859 starb. Von seinen Männerchören sind verschiedene (z. B. "Zwischen Frankreich und dem Böhmerwald", "Sturmbeschwörung", "Lebensregeln", die schottischen Volkslieder u. a.) allgemein geschätzt.

Dürrwurz, blaue, s. Erigeron.

Dursley (spr. dörsli), Stadt in Gloucestershire (England), mit Tuchfabriken und (1881) 2500 Einw. In der Nähe Brüche von Bathstein.

Durst (sitis), das Gefühl, durch welches das Bedürfnis des Organismus nach Wasser zum Bewußtsein gebracht wird. Der D. kennzeichnet sich als eine unangenehme Empfindung in der Schleimhaut des Schlundkopfes und der Mundhöhle, vorzugsweise des Gaumens und der Zungenwurzel. Die Mundhöhle ist trocken, die Speichelabsonderung vermindert oder aufgehoben; der Schleim der Mundhöhle wird zäh, und das Sprechen wird beschwerlich. Wird der D. nicht gestillt, so rötet sich allmählich die Schleimhaut des Mundes, wird brennend heiß; die Sprache wird heiser, das Schlingen beschwerlich, der Puls beschleunigt; alle Absonderungen werden vermindert, die Augen trocken, rot, brennend; der Harn wird dunkel von Farbe und sparsam, der Stuhl verstopft. Zu diesen Qualen des erhöhten Durstes gesellen sich noch allgemeine Körperschwäche, eine erhöhte Reizbarkeit des Nervensystems mit der peinigenden Vorstellung von Wasser und allen möglichen Flüssigkeiten. Kann der D. auch jetzt noch nicht gelöscht werden, so entstehen förmliche Entzündungen der Mundschleimhaut und der Rachengebilde; der Puls wird überaus schnell, der Atem schnell und seufzend; heftiges Fieber stellt sich ein mit Irrereden, Bewußtlosigkeit, und endlich erfolgt der Tod, der nach allem, was man darüber weiß, viel schrecklicher ist als der Hungertod. Veranlaßt wird das Durstgefühl durch den verminderten Wassergehalt der Schleimhaut der Mund- und Rachenhöhle, deren Befeuchtung ja überhaupt viel stärker wechselt als die aller andern Körperstellen. Der verminderte Wassergehalt wirkt wie ein Reiz auf die sensibeln Nerven der genannten Schleimhautbezirke, und der dadurch bedingte Erregungszustand der Nerven wird von uns eben als D. empfunden. Deshalb entsteht D. schon aus rein örtlichen Ursachen, wie z. B. Austrocknung der Mundhöhle beim Atmen mit offenem Mund, ferner beim anhaltenden Sprechen, Singen, Spielen von Blasinstrumenten u. dgl. Die Trockenheit des Mundes ist aber sehr häufig nur die Folge oder vielmehr eine Teilerscheinung der Verminderung des Wassergehalts im Gesamtorganismus, welche wiederum mit Verminderung der Speichelabsonderung verbunden ist. Daher entsteht D. nach reichlichem Schwitzen, nach starken wässerigen Durchfällen, nach dem Genuß stark gesalzener Speisen, indem das im Darmkanal befindliche Salz dem Blut rasch Wasser entzieht. Der D. ist ein konstantes Symptom zahlreicher Krankheiten. Der im Hitzestadium der fieberhaften Krankheiten vorhandene D. hat seinen Grund teils in dem stärkern Wasserverlust durch die Haut, die Nieren und Lungen, teils in der während des Fiebers verminderten Speichelabsonderung, teils darin, daß der Kranke mit offenem Mund atmet. Starke Blut- und Säfteverluste, z. B. die wässerigen Durch-^[folgende Seite]