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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Frankenau - Frankenreich.

hennebergischen, hohenlohischen und andre Gebiete, in welche das ehemalige Herzogtum zerfiel, eingeräumt worden wären. Aus diesen Gebieten wurde dann bei der Einteilung des Reichs in Kreise der fränkische Kreis gebildet. 1633 ließ Bernhard von Weimar sich von den zu Heidelberg versammelten Fürsten des Heilbronner Bundes zum Herzog von F. ernennen, welches Herzogtum größtenteils aus geistlichen Territorien gebildet werden sollte; in Würzburg ließ Bernhard sich huldigen, vermochte sich aber nach dem Sieg der Kaiserlichen bei Nördlingen, 6. Sept. 1634, in F. nicht zu behaupten. Später wurde der größere Teil von F. bayrisch, und 1837 erhielten die drei nördlichen Kreise des Königreichs Bayern den Namen Ober-, Mittel- und Unterfranken (s. die einzelnen Artikel). Vgl. Eckhart, Commentarii de rebus Franciae orientalis et episcopatus Wirceburgensis (Würzb. 1729, 2 Bde.); Breßlau, Die würzburgischen Immunitäten und das Herzogtum Ostfranken, im 13. Bande der "Forschungen zur deutschen Geschichte", S. 87 ff. (Götting. 1873); Henner, Die herzogliche Gewalt der Bischöfe von Würzburg (Würzb. 1874).

Frankenau, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Kassel, Kreis Frankenberg, mit (1885) 995 meist evang. Einwohnern.

Frankenberg, 1) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Kassel, an der Eder, hat ein Amtsgericht, 2 Kirchen (darunter die gotische Liebfrauenkirche), Tuch- und Leinweberei, Gerberei und (1885) 2660 meist evang. Einwohner. -

2) Fabrikstadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Flöha, im Thal der Zschopau und an der Linie Chemnitz-Roßwein der Sächsischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, eine große Kirche mit guter Orgel, ein schönes neues Rathaus, eine Realschule mit Progymnasialklassen, eine Handelsschule, eine Webschule, sehr bedeutende Fabrikation wollener, baumwollener, seidener und halbseidener Stoffe und Chenille (31 Fabriken), Kattundruckerei, Färberei, Appreturanstalten, Zigarrenfabriken, eine Eisengießerei, große Manufakturwarenhandlungen und (1880) 10,913 evang. Einwohner. Die Stadt ist jedenfalls eine Ansiedelung der Abtei Hersfeld (in Hessen-Nassau) und besitzt seit 1457 einen Rat. 2 km nördlich liegt anmutig das Schloß Sachsenburg auf einem Bergvorsprung im Zschopauthal, seit 1609 landesherrliches Kammergut, seit 1867 Korrektionsanstalt für jugendliche Verbrecher, und 4 km oberhalb F. an der Zschopau das schöne Schloß Lichtenwalde, mit Park, dabei der durch Körners Gedicht bekannte Harrassprung mit zwei Denkmälern.

Frankenberger Kornähren, s. Kupferglanz.

Frankenhausen, Hauptstadt der Unterherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt, an einem angeblich im 12. Jahrh. angelegten künstlichen Arm der Wipper, in einem breiten, fruchtbaren Thal zwischen Kyffhäuser und Hainleite, hat ein Amtsgericht, 4 Kirchen, ein fürstliches Schloß mit Garten, ein Progymnasium, Schullehrerseminar, ein Salzwerk mit besuchtem Solbad und Heilanstalt für skrofulöse Kinder, Fabriken für Musikinstrumente (Orgeln, Pianofortes), Zigarren, Zucker, Knöpfe aus Perlmutter und Steinnuß, Bierbrauereien, Braunkohlen- und Kupferschiefergruben, Sandstein- und Syenitbrüche und (1885) 4945 evang. Einwohner. In der Nähe das fürstliche Jagdschloß Ratsfeld und weiterhin der Kyffhäuser (s. d.) sowie die neuentdeckte prächtige, 2 km lange Falkenburger Höhle (Barbarossahöhle, unter der Falkenburg) mit stehenden Gewässern und wunderbaren Gipsbildungen. F. soll seinen Namen von den Franken erhalten haben, die hier 528 zum Schutz der Solquellen gegen die Sachsen ein Schloß erbauten. Bei F. wurden 15. Mai 1525 die aufrührerischen Bauern unter Thomas Münzer von den sächsischen, braunschweigischen und hessischen Truppen an dem davon benannten Schlachtberg geschlagen (s. Bauernkrieg).

Frankenhöhe, Höhenrücken im westlichen Bayern, zieht vom Härdtfeld nach N. und bildet die Wasserscheide zwischen den Zuflüssen des Neckars und Mains einerseits und denen der Donau und Regnitz anderseits. Die F. gilt zugleich als die Grenzmarke zwischen den schwäbischen und fränkischen Landschaften Bayerns und ist in der Quellregion der Tauber und Wörnitz im Spitalwald bei Schillingsfürst 551 m hoch.

Frankeniaceen, dikotyle, nur etwa 20 Arten umfassende, die Küsten des Mittelmeers und des Atlantischen Ozeans bewohnende Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Cistifloren, meist stark verästelte Kräuter mit gegliederten Stengeln, kleinen, gegenständigen Blättern und vier- oder fünfzähligen, in Wickeln stehenden Blüten.

Frankenjura, s. Jura, deutscher.

Frankenreich (Fränkisches Reich). Der Stamm der Franken umfaßte um die Mitte des 3. Jahrh. eine Anzahl germanischer Völkerschaften am mittlern und niedern Rhein, unter denen die Chamaven, die Attuarier, die Ampsivarier, die Sigambrer und die Salier die wichtigsten sind. Der gemeinsame Name, neben welchem noch eine Zeitlang die besondern Bezeichnungen der einzelnen Stämme fortbestehen, ist seiner Bedeutung nach nicht ganz klar; am wahrscheinlichsten ist immer noch, daß Franken ursprünglich nichts andres als "Freie" bedeutete; andre bringen den Namen mit dem keltischen Wort ffrank, d. h. lockig, behaart, in Zusammenhang. Die Gesamtmasse der als fränkisch bezeichneten Stämme sonderte sich später in zwei Hauptgruppen: die Salier am Niederrhein und die Ripuarier am Mittelrhein, als deren vorzüglichster Sitz später Köln erscheint. Um 240 ward ein fränkischer Haufe, der plündernd Gallien durchzogen hatte, bei Mainz von dem nachmaligen Kaiser Aurelian geschlagen. Nachdem sie sich unter fortwährenden Kriegen mit den Römern und trotz mehrfacher Niederlagen um 290 der sogen. Bataverinsel bemächtigt hatten, dehnten sie sich von hier aus über die Landschaft Toxandrien (die Gegend des jetzigen Nordbrabant) aus, wurden hier zwar 358 vom Kaiser Julian unterworfen, aber in ihren Wohnsitzen belassen und mußten nur Hilfstruppen zum römischen Heer stellen. Dies Verhältnis der Abhängigkeit dauerte bis zum Anfang des 5. Jahrh. In den ersten Jahrzehnten desselben verbreiteten sich die salischen Franken weiter westlich und erfüllten das Land an beiden Ufern der Schelde mit salisch-fränkischer Bevölkerung. Abgesehen von einem nur in der Sage fortlebenden König Faramund (Pharamund), unter welchem die Salier zuerst sich vereinigt haben sollen, wird etwa um die Mitte des 5. Jahrh. als erster fränkischer König Chlodio oder Chlojo, der Sage nach Faramunds Sohn, erwähnt, der zwar 431 im Kampf mit dem Römer Aetius das salische Gebiet bis zur Somme ausdehnte, aber die römische Oberhoheit wieder anerkennen mußte. Als Hilfstruppen des Aetius kämpften die Franken in der Schlacht bei Catalaunum (451).

Von Chlodio stammte der Überlieferung nach Merovech ab, von dem das Geschlecht der Merowinger seinen Namen hat, dessen Existenz aber nicht einmal über allen Zweifel erhaben ist. Aller Wahrscheinlich-^[folgende Seite]