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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Grimáldi; Grimasse; Grimm

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Grimaldi - Grimm.

Nicola Pisani auf der Höhe von Loiera 29. Aug. so vollständig geschlagen, daß von der ganzen genuesischen Seemacht nur 17 Schiffe entkamen und die Genuesen genötigt wurden, sich unter den Schutz Johann Viscontis, des Herrschers von Mailand, zu begeben.

3) Giovanni, erfocht als Admiral des Herzogs von Mailand auf dem Po einen großen Sieg über die venezianische Flotte unter Nicola Trevisani (23. Mai 1431), obwohl Carmagnola, der berühmteste General jener Zeit, mit einer bedeutenden Landmacht am Ufer des Flusses zum Beistand der Venezianer bereit stand, und nahm jener 28 Galeeren und 42 Transportschiffe nebst einer unermeßlichen Beute ab.

4) Domenico, Kardinal, Erzbischof und Vizelegat von Avignon, war Oberaufseher der päpstlichen Galeeren und zeichnete sich als solcher 1571 in der Seeschlacht von Lepanto aus. In seiner Diözese Avignon machte er sich später als eifriger Ketzerverfolger bemerklich. Er starb 1592.

Grimáldi, 1) Giovanni Francesco, ital. Maler, genannt il Bolognese, geb. 1606 zu Bologna, bildete sich daselbst in der Schule der Carracci und begab sich später nach Rom, wo ihn Papst Innocenz X. im Vatikan und in der Galerie des Palastes auf dem Monte Cavallo beschäftigte. Im J. 1648 ging G. nach Frankreich, wo Ludwig XIV. und der Kardinal Mazarin, namentlich für mehrere Säle des Louvre, seine Dienste in Anspruch nahmen. Reich belohnt kehrte er nach Rom zurück, wo die Päpste Alexander VII. und Clemens IX. ebenfalls seine Gönner waren. G. starb 1680 in Rom. Seine landschaftlichen Darstellungen dekorativen Charakters zeichnen sich durch edle Komposition, kräftiges Kolorit, breiten, großen Baumschlag, gesättigten, zwar etwas dunkeln, aber klaren Ton aus. In Rom befinden sich noch zahlreiche Gemälde Grimaldis in der Galerie des Belvedere und im Quirinal, andre im Louvre.

2) Francesco Maria, Mathematiker, geb. 2. April 1618 zu Bologna, trat in den Jesuitenorden, wurde Lehrer der Mathematik im Ordenskollegium zu Bologna und starb 28. Dez. 1663 daselbst. Er unterstützte Riccioli bei seinen Arbeiten, lieferte eine genaue Beschreibung der Mondflecke, denen er auch andre seitdem gewöhnlich gewordene Namen erteilte, und stellte besonders über das Licht wichtige Forschungen an, die er in seinem Werk "Physico-mathesis de lumine, coloribus et iride, aliisque annexis libri II" (Bologna 1665) niederlegte. So entdeckte er unter anderm die Diffraktion des Lichts. Sein Werk war die Grundlage von Newtons Lehre vom Licht.

3) Bernardino, ital. Finanzminister, geb. 1841 zu Catanzaro, stammt aus einer kalabresischen Familie. Sein Vater war Advokat und namentlich auf dem Gebiet der Statistik und Staatswirtschaft geachtet. G., schon mit 20 Jahren Laureat, folgte seinem Vater 1863 auf dem Katheder und veröffentlichte kurze Zeit später Kommentare über die neapolitanische Gesetzgebung. Nach längern Reisen im Ausland widmete er sich nach seiner Heimkehr der Advokatur. Nach der parlamentarischen Revolution 18. März 1876 wurde er Deputierter seiner Vaterstadt und 17. Juli 1879 Finanzminister im Kabinett Cairoli. Da er aber beim Studium des Budgets erkannte, daß die Abschaffung der Mahlsteuer ohne Einführung neuer Steuern unmöglich sei, und seine Kollegen hierauf nicht eingehen wollten, trat er schon im November von seinem Posten wieder zurück und übernahm die Führung einer Gruppe der Linken. 1884 übernahm er im Kabinett Depretis das Portefeuille des Ackerbaues und Handels.

Grimasse (franz. grimace), Verzerrung des Gesichts oder der Gebärde; auch Bezeichnung von etwas Verstelltem, Erheucheltem etc.; grimassieren, Grimassen machen, Gesichter schneiden; etwas mit übertriebenen, unwahren Gebärden zur Schau tragen, erheuchelnd zeigen.

Grimm, 1) Friedrich Melchior, Freiherr von, geistreicher Litterator des 18. Jahrh., geb. 25. Dez. 1723 zu Regensburg als Sohn armer Eltern und sorgfältig erzogen, begleitete nach beendeten Studien den jungen Grafen von Schönberg auf die Universität zu Leipzig, dann nach Paris, wo er Vorleser des damaligen Erbprinzen von Sachsen-Gotha wurde. Rousseau, den ihm seine musikalischen Kenntnisse bekannt machten, führte ihn bei d'Alembert, Holbach, Diderot, der Frau v. Epinay u. a., der Graf Friesen, Neffe des Marschalls von Sachsen, als dessen Sekretär er fungierte, in die ersten Zirkel von Paris ein, und überall machte sich G. durch seinen lebendigen Geist wie durch sein feines und gewandtes Wesen beliebt. Eine gewisse Berühmtheit erhielt er als Stimmführer der Partei (genannt "le coin de la reine"), welche die damals nach Paris gekommenen italienischen Buffones auf Kosten der französischen Bouffons in Schutz nahm, durch seine pikanten Broschüren zu gunsten der erstern: "Le petit prophète de Boemischbroda" (Par. 1753) und "Lettre sur la musique française" (das. 1753), die ihn beinahe in die Bastille gebracht hätten. Nach dem Tode des Grafen Friesen wurde G. Sekretär des Herzogs von Orléans, fand aber noch Zeit genug, seine litterarischen (vielleicht mit Beihilfe Diderots und Raynals verfaßten) Bülletins für mehrere deutsche Fürsten zu schreiben, die 37 Jahre lang fortgesetzt wurden und nach seinem Tod unter dem Titel: "Correspondance littéraire, philosophique et critique" (Par. 1812-13, 17 Bde., nebst "Supplément", das. 1814; neu hrsg. von Taschereau, das. 1829-31, 15 Bde.; von Tourneux, das. 1878-82, 16 Bde.; deutsch im Auszug, Brandenb. 1820-23, 2 Bde.) erschienen. Sie bilden eine vollständige Geschichte der französischen Litteratur von 1753 bis 1790 und zeichnen sich sowohl in sprachlicher Hinsicht als durch glänzende und pikante Urteile aus. Seit 1776 versah G., zum Baron ernannt, am französischen Hof die Funktionen eines bevollmächtigten Ministers des Herzogs von Gotha. Nach dem Ausbruch der Revolution begab er sich nach Gotha, wo ihn 1795 die Kaiserin Katharina II. von Rußland zum Staatsrat und Ministerresidenten in Hamburg ernannte. Als er infolge einer Krankheit ein Auge verloren, nahm er seine Entlassung und kehrte nach Gotha zurück, wo er 19. Dez. 1807 starb. Noch erschien: "Correspondance inédite de G. et Diderot" (Par. 1829). Vgl. Sainte-Beuve, Études sur G. (Par. 1854); Avezac-Lavigne, Diderot et la société du baron Holbach (das. 1875).

2) Jakob Ludwig Karl, der Begründer der deutschen Philologie und Altertumswissenschaft, geb. 4. Jan. 1785 zu Hanau, wurde in Steinau, wohin sein Vater 1791 als Amtmann versetzt worden war, erzogen, kam 1798 mit seinem Bruder Wilhelm auf das Lyceum in Kassel und bezog 1802 die Universität Marburg, um sich dem Studium der Rechtswissenschaft zu widmen. Durch Wachlers Vorträge wurde indes seine Aufmerksamkeit mehr und mehr auf den deutschen Sprachstamm und die Schätze der deutschen Litteratur fixiert, worauf sie schon Savignys rechtshistorische Forschungen hingelenkt hatten. Als letzterer 1804 behufs wissenschaftlicher Forschungen nach Paris ging, ließ er G. bald dahin nachkom-^[folgende Seite]