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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hayez; Hayingen; Hayle; Haym; Haymerle; Haynald; Haynau

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Hayez - Haynau.

Schlitten 81° 35' nördl. Br. Nach seiner Rückkehr (Oktober 1861) machte er den Bürgerkrieg als Wundarzt in der Nordarmee mit, veröffentlichte nach dem Friedensschluß den Reisebericht "The open Polar Sea" (New York 1867; deutsch, Jena 1868) und "Physical observations in the arctic seas" (Washingt. 1867) und unternahm 1869 auf der Jacht des Malers Bradford einen neuen Ausflug nach Grönland, den er in "The land of desolation" (Lond. 1871) beschrieb. Außerdem ließ er die Erzählung "Cast away in the cold" (1868) erscheinen. Er starb 17. Dez. 1881 in New York.

Hayez (spr. haiez), Francesco, ital. Maler, geb. 15. Febr. 1791 zu Venedig, studierte auf der Akademie seiner Vaterstadt und unter Palagi zu Rom. Nachdem er die ersten Preise der Akademie von San Luca und der Akademie zu Mailand erhalten, wurde er Professor an letzterer. Seine Gemälde sind durch romantische Zartheit der Form und Wahrheit des Ausdrucks ausgezeichnet, weniger durch das allzu weiche Kolorit. In seinen Bildnissen zeigt er mehr photographische als künstlerische Wahrheit, wie in dem Cavours. Seine Hauptwerke sind: Graf Carmagnola, dem sein Todesurteil verkündigt wird; die sizilianische Vesper; Pietro Rossi; Maria Stuart, das Schafott besteigend; Peter der Einsiedler; die letzten Augenblicke des Marino Faliero; Vittorio Pisani, aus dem Kerker zum Oberbefehl berufen; 22 Blätter zu W. Scotts "Ivanhoe" (Mail. 1834); Flucht der Bianca Capello (Berlin, Nationalgalerie). Er starb 11. Febr. 1882 in Mailand.

Hayingen, 1) Stadt im württemberg. Donaukreis, Oberamt Münsingen, an der Lauter, hat besuchte Vieh- und Pferdemärkte und (1885) 684 meist kath. Einwohner. In der Nähe Schloß Ehrenfels, die Ruine Altehrenfels, die Friedrichshöhle, Reste eines römischen Kastells auf einem fast unzugänglichen Berg und Schloß Schilzburg. -

2) (franz. Hayange) Gemeinde im deutschen Bezirk Lothringen, Kreis Diedenhofen, an der Fensch und der Eisenbahn Diedenhofen-Französische Grenze, in einer an Eisenerzen sehr reichen Gegend, hat große Eisenwerke, in welchen Roheisen, Stabeisen, Stahl, Kessel- und Sturzbleche, Weißblech, Eisenbahnschienen etc. erzeugt werden, und (1885) 5837 meist kath. Einwohner.

Hayle (spr. hehl), kleine Seestadt in der engl. Grafschaft Cornwall, im Hintergrund der St. Ivesbai, mit (1881) 1089 Einw.

Haym, Rudolf, Philosoph und Litterarhistoriker, geb. 5. Okt. 1821 zu Grünberg i. Schl., studierte in Halle und Berlin Theologie und Philologie, war eine Zeitlang als Lehrer am Köllnischen Gymnasium zu Berlin thätig, privatisierte dann (1846-47) in Halle und wurde 1848 zum Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung ernannt, wo er sich der Partei des rechten Zentrums anschloß. Vom altliberalen Standpunkt aus ist sein Werk "Die deutsche Nationalversammlung" (Berl. 1848-50, 3 Tle.) abgefaßt. Im J. 1850 übernahm er die Redaktion der "Konstitutionellen Zeitung" in Berlin, ward aber schon im November desselben Jahrs von dort ausgewiesen und habilitierte sich darauf in Halle, wo er Ostern 1851 seine Vorlesungen über Philosophie und neuere deutsche Litteraturgeschichte begann. 1858 übernahm er die Herausgabe der neugegründeten "Preußischen Jahrbücher", die er bis 1864 leitete; 1860 wurde er zum außerordentlichen, 1868 zum ordentlichen Professor ernannt. Als Schriftsteller erwarb er sich, von zahlreichen Abhandlungen in den "Preußischen Jahrbüchern" abgesehen, durch mehrere biographisch-litterarische Werke: "Wilhelm v. Humboldt" (Berl. 1856), "Hegel und seine Zeit" (das. 1857), "Arthur Schopenhauer" (das 1864), die ausgezeichnete Monographie "Die romantische Schule" (das. 1870) und vor allen durch das Buch "Herder, nach seinem Leben und seinen Werken dargestellt" (das. 1877-85, 2 Bde.), verdiente Auszeichnung.

Haymerle, Heinrich Karl, Freiherr von, österreich. Staatsmann, geb. 7. Dez. 1828 zu Wien aus einer alten deutsch-böhmischen Adelsfamilie, absolvierte seine Studien an der orientalischen Akademie in Wien, ward im Oktober 1848, dem Aufruf der Wiener Studentenschaft zu den Waffen folgend, bei der Einnahme der Hauptstadt durch die Truppen gefangen genommen und entging nur durch die Fürsprache des Barons Hübner bei Windischgrätz der kriegsrechtlichen Erschießung. 1850 ward er zum Dolmetschadjunkten bei der Internunziatur in Konstantinopel ernannt und 1854 zum dritten Dolmetsch befördert. 1857 wurde er als Legationssekretär nach Athen, 1861 nach Dresden und 1862 nach Frankfurt a. M. versetzt, wo er den deutschen Fürstenkongreß mit erlebte. Nach dem Wiener Frieden 1864 ward er als Geschäftsträger nach Kopenhagen geschickt, um die diplomatischen Beziehungen mit Dänemark wieder anzuknüpfen, und nahm 1866 an den österreichisch-preußischen Friedensverhandlungen in Prag teil. Hierauf ging er als interimistischer Geschäftsträger nach Berlin, arbeitete 1868 einige Zeit unter Beust im auswärtigen Ministerium in Wien, dann bei der Internunziatur in Konstantinopel und erhielt im Dezember 1869 den Gesandtschaftsposten in Athen, 1872 den im Haag, wo er 1876 auch in den Freiherrenstand erhoben wurde. Nachdem er wiederum einige Zeit im auswärtigen Ministerium unter Andrássy beschäftigt gewesen, ward er im Januar 1877 zum Botschafter in Rom ernannt. 1878 war er dritter österreichischer Bevollmächtigter auf dem Berliner Kongreß und wurde 8. Okt. 1879 zum Nachfolger Andrássys ernannt, dessen auswärtige Politik er fortführte. Namentlich pflegte er das Bündnis mit Deutschland und bemühte sich, den Frieden im Orient aufrecht zu erhalten. Doch starb er schon 10. Okt. 1881. Vgl. v. Arneth, Heinrich v. H. Ein Rückblick auf sein Leben (Wien 1882).

Haynald, Ludwig, Erzbischof, Botaniker, geb. 3. Okt. 1816 zu Szecsen im Neográder Komitat, studierte in Gran und Tyrnau, war 1842-46 Professor der Theologie in Gran, beschäftigte sich lebhaft mit Naturwissenschaft, besonders mit Botanik, wurde 1851 Koadjutor des Bischofs zu Karlsburg und 1852 Bischof daselbst. 1863 entsagte er seinem Bistum und lebte in Rom, bis er 1867 als Erzbischof von Kalocsa nach Ungarn zurückkehrte. 1879 erhielt er die Kardinalswürde. Er errichtete in Kalocsa ein reichdotiertes Gymnasium der Jesuiten und versah es 1877 mit einer Sternwarte. Sein Herbarium und seine botanische Bibliothek gehören zu den vollständigsten in Europa, auch lieferte er eine wertvolle Arbeit über die Pflanzen der Bibel.

Haynau (Hainau), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, Kreis Goldberg-H., 153 m ü. M., an der Schnellen Deichsel und an der Linie Sommerfeld-Liegnitz der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, Tuchmanufaktur, Handschuh-, Metallwaren- und Raubtierfallenfabrikation, eine chemische Düngerfabrik, besuchte Getreidemärkte und (1885) 6433 meist evang. Einwohner. Bei H. 26. Mai 1813 siegreiches Reitertreffen der Preußen unter Blücher gegen die Franzosen unter Maison.