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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hildegard; Hilden; Hilderich; Hilders; Hildesheim

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Hildegard - Hildesheim (Fürstentum, Bistum).

Ein Versuch, den Kilima Ndscharo und Kenia zu erreichen, scheiterte 1875; doch kam er 1877 dem Kenia bis auf drei Tagemärsche nahe. Mit reicher Ausbeute, aber durch Fieber sehr geschwächt, kehrte H. im November 1877 heim und lebte bis 1879 in Berlin. Dann ging er nach Madagaskar, sammelte auf einer ersten Expedition sichere Nachrichten über das Ende Rutenbergs und trat 1880, von abermaliger Erkrankung genesen, die Reise ins Innere der Insel an. Von der Hauptstadt Antananarivo besuchte er das östlich gelegene Waldgebirge, unternahm dann eine Expedition in das Ankaratragebirge und wandte sich, von dort durch starken Regen vertrieben, nach Südbetsileo. Kaum nach Antananarivo zurückgekehrt, starb er 29. Mai 1881 daselbst. Seine Berichte veröffentlichte er in der "Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde".

Hildegard, Heilige, bekannt durch ihre Visionen und Offenbarungen, geboren um 1098 zu Böckelheim in der Grafschaft Sponheim als Tochter adliger Eltern, wurde vom achten Jahr an im Kloster Disibodenberg im Fürstentum Zweibrücken erzogen. Als dieses Kloster, dessen Äbtissin sie wurde, die Zahl der Nonnen nicht mehr zu fassen vermochte, gründete sie 1147 ein neues Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen, dem sie bis zu ihrem Tod 1178 als Äbtissin vorstand. Ihre prophetische Begabung wurde durch den Papst Eugen III. ausdrücklich bestätigt. Selbst Päpste und Kaiser legten ihr die wichtigsten geistlichen und weltlichen Angelegenheiten zur Entscheidung vor. Sie eiferte freimütig gegen die Verweltlichung des Klerus und für eine Läuterung der Kirche. Von ihren zahlreichen Schriften sind die "Scivias (d. h. "Sci vias domini", "erkenne die Wege des Herrn") seu visionum et revelationum libri III" (1628), worin sie ihre Visionen und Offenbarungen beschreibt, die wichtigsten. Ihr Tag ist der 17. September. Vgl. Schmelzeis, Leben und Wirken der heil. H. (Freiburg 1879).

Hilden, Stadt im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Düsseldorf, an der Itter und der Linie Speldorf-Troisdorf der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Diakonissinnenlehrhaus, Fabrikation von Seidenwaren, Samtbändern, Teppichen, Kunstwolle, Maschinen etc., Kattundruckerei, Ziegelbrennerei und (1885) 7946 meist kath. Einwohner.

Hilderich (Childerich, v. altd. hilt, "Krieg", und rich, "Herrscher", abzuleiten), König der Vandalen, Enkel Geiserichs, Sohn Hunnrichs (477-484) und der Tochter des Kaisers Valentinian III., hielt sich lange Zeit in Konstantinopel auf, wo er mit Justinian ein Freundschaftsbündnis schloß, und gelangte nach seines Vetters Thrasimund Tod 523 zur Regierung. Er begünstigte die Katholiken und wechselte mit dem oströmischen Kaiser Justinian Gesandtschaften und Geschenke. Dies benutzte Gelimer, Geiserichs Urenkel, um die tapfersten Vandalen auf seine Seite zu bringen. H. ward 530 seines Throns beraubt, nebst seinen Söhnen und seinem Neffen Oamer zu Karthago in Haft gehalten und bei Annäherung des oströmischen Heers unter Belisar 533 ermordet.

Hilders, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Kassel, Kreis Gersfeld, an der Ulster, hat ein Amtsgericht, eine kath. Kirche und (1885) 1046 Einw.

Hildesheim, ehemaliges deutsches Fürstentum, jetzt ein Teil des preuß. Regierungsbezirks gleichen Namens, 1784 qkm (32,4 QM.) groß, wird (im S.) von Ausläufern des Harzes und des Deisters durchzogen, von der Leine, Innerste, Fuse und Oker bewässert und gehört zu den ergiebigsten Gegenden der Provinz Hannover. Bis 1803 war das Fürstentum ein reichsunmittelbares Bistum und zerfiel in das kleine und große Stift. Der Bischof war Suffragan von Mainz, deutscher Reichsfürst und hatte auf dem Reichstag seinen Sitz zwischen den Bischöfen von Augsburg und Paderborn. Das Wappen des Hochstifts war ein von Gold und Rot die Länge herab geteilter Schild. Das Bistum H. läßt sich in seinen Ursprüngen bis auf Karl d. Gr. zurückführen. Der ursprüngliche Sitz desselben war Elze (Aulica), doch wurde derselbe bereits 822 nach H. verlegt. Seinen Glanz verdankt das Bistum dem gelehrten und kunstliebenden Bischof Bernward (s. d., 993-1022). Unter Bischof Hermann (1162-70) wurde das Stift von Heinrich dem Löwen und unter Adelog (1171-90) von dem Erzbischof von Köln sowie 1189 von König Heinrich stark verwüstet. Unter Hartbert (1199-1215) verlor das Stift 1206 nach langem Streit Gandersheim, das am Anfang des 11. Jahrh. erworben war und nun unmittelbar unter den Papst gestellt wurde. Zur Reichsunmittelbarkeit gelangte es unter dem Bischof Konrad II. (1221-46). Die Unabhängigkeit des Bistums nahm zu, seitdem die Bischöfe meist aus reichsfürstlichen Familien, der welfischen und sachsen-lauenburgischen, hervorgingen. Dagegen wurde es in fortwährende Fehden verwickelt, und während die Bischöfe nur das weltliche Stiftsgut zu vermehren strebten, erlangte die der Hansa beigetretene Stadt H. allmählich völlige Selbständigkeit. Besonders hatte 1331 eine doppelte Besetzung des bischöflichen Stuhls lebhafte Kämpfe zur Folge, indem der Papst den Grafen Erich von Schaumburg ernannte, während das Domkapitel Herzog Heinrich von Braunschweig wählte. Heinrich gewann zunächst das Übergewicht, und 1333 kam es zu einem Waffenstillstand; doch 1344 brach die Fehde von neuem aus, und erst nach einem Sieg bei Hildesheim zwang Heinrich die Stadt zur Anerkennung seiner Wahl.

Unter Johann IV. (seit 1504), Herzog von Sachsen-Lauenburg, brach die Hildesheimer Stiftsfehde aus. Johann, ein haushälterischer Fürst, suchte die Pfandschaften einzulösen und reizte die Herren v. Saldern durch Zurückforderung der Burg Brockenem zur Selbsthilfe; dieselben fielen, als Johann gerade in eine Fehde mit dem Bischof von Minden verwickelt war, zugleich mit den Herzögen Heinrich und Wilhelm von Braunschweig-Wolfenbüttel und Erich von Kalenberg in das Stift ein, wurden jedoch von den Bischöflichen mit Hilfe des Koadjutors Franz, Herzogs von Sachsen-Lauenburg, und der Grafen von Schaumburg und Lippe, Diepholz und Hoya 28. Juni 1519 bei Soltau geschlagen. Die Sache sollte nun durch einen kaiserlichen Ausspruch entschieden werden. Da sich jedoch der Bischof Johann demselben nicht unterwarf, wurde er 1521 in die Reichsacht erklärt und deren Vollziehung dem König Christian von Dänemark und den Herzögen von Braunschweig übertragen. Nachdem letztere fast das ganze Stiftsgebiet erobert hatten, schlossen endlich das Kapitel und der Stadtrat von Hildesheim 1523 zu Quedlinburg einen Vertrag, zufolge dessen dem Stift von seinen sieben Grafschaften und 21 Schlössern nur noch Peine, Steuerwald und Marienburg, den Herzögen aber ihre Eroberungen verblieben. Nach vergeblichen Verhandlungen des Bischofs Burchard von Oberg wegen der Restitution des Stifts und nach langen Streitigkeiten seines Nachfolgers Ernst II. (1573-1612), eines bayrischen Prinzen, glückte es endlich Ferdinand (1612-50), Prinzen von Bayern und Erzbischof von Mainz, den Prozeß gegen Braunschweig in betreff der Restitution des Stifts zu ge-^[folgende Seite]