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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Hykkara - Hymenaea.

Hykkara, im Altertum Stadt auf der Nordküste von Sizilien, westlich von Panormos, wurde im Peloponnesischen Krieg von den Athenern überrumpelt und geplündert. Unter der Beute befand sich die Hetäre Lais, damals noch ein Kind. Ruinen bei Carini.

Hyksos (Hakuschasu, "Vorsteher der Hirten"), semit. Hirtenvolk; welches 2100 v. Chr. Ägypten eroberte, aber nach 500jähriger Herrschaft um 1600 wieder vertrieben wurde. Vgl. Chabas, Les Pasteurs en Égypte (Amsterd. 1868). S. Ägypten, S. 224.

Hyla, Laubfrosch; Hylidae (Laubfrösche), Familie aus der Ordnung der Frösche (s. d., S. 752).

Hylas, in der griech. Mythologie der Sohn des Dryoperkönigs Theiodamas, Liebling des Herakles, der ihn auf dem Argonautenzug mit sich nahm. In der Nähe von Troja verließ H. das Schiff, um Wasser zu schöpfen; aber seine Schönheit erregte das Verlangen der Quellnymphen, die ihn in die Fluten hinabzogen. Herakles suchte und rief vergeblich den Geliebten, während die Argo unterdessen weitersegelte (s. Argonauten). Später feierten die Einwohner von Prusias in Bithynien dem H. zu Ehren jährlich ein Fest, wobei sie den Namen H. riefen.

Hyle, in der griech. Philosophie die formlose Materie, welche erst durch die Weltseele (Hylarch, "Stoffbeherrscher") zu besondern Gebilden gestaltet und in fortwährender Umgestaltung erhalten wird.

Hylesinus, s. Borkenkäfer.

Hyllos, in der griech. Mythologie Sohn des Herakles und der Deïaneira, heiratete nach des Vaters Tod und auf dessen Befehl die Iole (s. Herakles, S. 397). Vor der Feindschaft des Eurystheus irrte er mit seinen Geschwistern flüchtig umher, bis sie in Attika bei Theseus oder dessen Sohn Demophon Aufnahme fanden. Als darauf Eurystheus mit Heeresmacht heranrückte, um auch von dort ihre Vertreibung zu erzwingen, opferte sich Makaria, Herakles' Tochter, freiwillig für ihre Geschwister, die nun mit Hilfe ihrer Gastfreunde den Feind schlugen; H. selbst tötete den Eurystheus auf der Flucht. Später wurde H. von dem Dorierfürsten Ägimios in Thessalien adoptiert, und das Königtum der Dorier ging an ihn und seine Nachkommen über. Er war dann Anführer des Zugs der Herakliden nach dem Peloponnes, fiel aber im Zweikampf mit dem König Echemos von Tegea (s. Herakliden).

Hylobates, s. Gibbon.

Hylobier (griech.), Waldbewohner.

Hylobius, s. Rüsselkäfer.

Hylodes, Antillenfrosch, s. Frösche, S. 752.

Hylopathismus (griech.), diejenige philosophische Anschauung, welche der Materie menschliche Gefühle, Affekte und Leidenschaften zuschreibt.

Hylotheïsten (griech.), diejenigen Philosophen, welche Gott in der Materie (s. Hyle) finden; Hylotheismus, die Ansicht oder Lehre derselben; vgl. Pantheismus.

Hylotoma, Rosenbürsthornwespe, s. Blattwespen.

Hylozoismus (griech.), die Ansicht, wonach der Materie (s. Hyle) eine ursprüngliche Lebenskraft innewohnen soll, deren Wirkungen sich in den Erscheinungen des Lebens offenbaren. Die Anhänger dieser Lehre heißen Hylozoisten. Vgl. Spitzer, Ursprung und Bedeutung des H. (Graz 1881).

Hymans, 1) Louis, belg. Geschichtschreiber, Dichter und Journalist, geb. 1829 zu Rotterdam, nahm infolge der Übersiedelung seiner Familie nach Antwerpen die belgische Staatsangehörigkeit an und machte sich früh unter den Schriftstellern der liberalen Schule bemerklich. 1854 zum Professor der Geschichte am Industriemuseum zu Brüssel ernannt, übernahm er 1857 die Chefredaktion des liberalen "Étoile belge", 1865 die des einflußreichen "Écho parlementaire". In die Kammer der Repräsentanten war er bereits 1859 gewählt worden. Als Schriftsteller trat er zuerst mit der "Histoire du marquisat d'Anvers" (Brüssel 1848) auf. Später folgten außer mehreren politischen Streitschriften das große beschreibende Werk "Le Rhin monumental" (Brüssel 1857-61, 2 Bde.); die vielgelesenen Romane: "La famille Buvard" (1858) und "André Bailly" (1861); die "Histoire populaire de la Belgique" (1860, 18. Aufl. 1880), "Histoire de Leopold I" (1865) und "Histoire politique et parlementaire de la Belgique", sein geschichtliches Hauptwerk (1869-70, 3 Bde.), nebst "Histoire parlementaire de la Belgique" (1877 ff., fortgesetzt von Paul Hymans); ferner: "Six nouvelles" (1882); "La Belgique contemporaine" (2. Aufl. 1884); "Bruxelles à travers les âges" (1883 ff., 2 Bde.); mehrere Bände "Souvenirs de voyage" u. a. Beim 50jährigen Jubelfest Belgiens 1880 vertrat H. dem vlämischen Parteihaupt E. Hiel (s. d.) gegenüber die Muse mit dem Festgedicht "Stances patriotiques" und den Chören zur "Cavalcade historique", welche Lahory in Musik setzte, zwei Dichtungen, welche denen Hiels an Begeisterung für Belgiens Freiheit und Wohlstand nichts nachgeben, jedoch die spezifisch romanische Haltung des Wallonentums nicht verleugnen. Er starb 22. Mai 1884.

2) Henri, belg. Kunstschriftsteller, Bruder des vorigen, geb. 1836 zu Antwerpen, seit 1867 bei dem Kupferstichkabinett der Brüsseler Staatsbibliothek angestellt, hat sich an vielen der großen nationalen Publikationen Belgiens beteiligt und namentlich zwei größere kunstarchäologische Werke herausgegeben: "Documents de la bibliothèque royale de Belgique" (Brüssel 1864) und "Compositions décoratives et allégoriques des grands maîtres de toutes les écoles" (das. 1879 ff.); außerdem: "Histoire de la gravure dans l'école de Rubens" (1879) und "Le réalisme, son influence sur la peinture" (1884).

Hymen (auch Hymenäos), bei den Griechen der Hochzeitsgesang; desgleichen der Hochzeitsgott, welcher im Hochzeitslied angerufen wurde. Er war nach einigen ein Sohn des Dionysos und der Aphrodite, oder des Apollon und einer Muse (Urania oder Kalliope), nach andern ein argivischer Schiffer, welcher attische Jungfrauen vor dem Überfall von Seeräubern schützte, nach andern endlich ein athenischer Jüngling, der einst einer geliebten Jungfrau, deren Eltern sie ihm verweigerten, in Mädchenkleidung nach Eleusis zum Demeterfest folgte, aber samt den dort versammelten Jungfrauen von Räubern entführt ward, welche er, während sie betrunken an der Küste schliefen, tötete, wodurch die Mädchen gerettet wurden. Er starb am Tag seiner Hochzeit. Dargestellt wurde H. als schöner Jüngling, wie Dionysos, geflügelt wie Eros, nur ernster und größer; sein unerläßliches Attribut ist die Hochzeitsfackel. Vgl. Rich. Schmidt, De Hymenaeo (Kiel 1886).

Hymen (griech.), Jungfernhäutchen, s. Scheide.

Hymenaea L. (Heuschreckenbaum, Lokustbaum), Gattung aus der Familie der Cäsalpiniaceen, große, harzreiche Bäume mit einjährig gefiederten Blättern, lederigen, drüsig punktierten Fiederblättchen, weißen Blüten in terminalen, dichtblütigen, rispig oder doldenrispig zusammengesetzten Trauben und großen, derb lederig-holzigen Hülsen, welche zahlreiche Samen, in einem mehligen Brei eingebettet,