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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kislowodsk; Kismaju; Kismet; Kison; Kiß; Kissabos; Kisselew; Kissingen

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Kislowodsk - Kissingen.

K. gilt für sehr gut und findet seinen Hauptabsatz nach Nishnij Nowgorod.

Kislowodsk, geschleifte Festung im Terekgebiet der russ. Statthalterschaft Kaukasien, Kreis Pätigorsk, mit (1879) 1453 Einw., bekannt durch seine sehr heilkräftigen Eisenquellen, liegt in 880 m Höhe.

Kismaju, Hafenplatz an der ostafrikan. Küste, südlich von der Mündung des Dschubaflusses, eine Gründung (1869-70) der Desarguta- und Cablalla-Somal, wurde 1870 durch die Expedition der Gebrüder Rabaud unter französisches Protektorat gestellt, jedoch vom Sultan von Sansibar sogleich reklamiert. Der Ort zählte 1872 bereits 8000 Einw., meist Somal. Hier wurde 1. Dez. 1886 der Reisende K. Jühlke ermordet.

Kismet (arab.), die blinde Ergebung der Mohammedaner in die Fügungen des Schicksals.

Kison (Kischon), der hebr. Name des heutigen Nahr el Mukatta, der am Berg Tabor und dem Gilboagebirge seine Quellen hat, Sebulon und Isaschar von Manasse trennte und unweit Haifa in den Meerbusen von Ptolemais mündet.

Kiß, 1) Ernst, Freiherr von Elemér und Ittebe, ungar. General, geb. 1800 zu Temesvár im Banat, war bereits zum Obersten in einem österreichischen Husarenregiment avanciert, als er 1848 zu den Insurgenten übertrat. Die Kossuthsche Regierung ernannte ihn zum General und Feldmarschallleutnant und im Februar 1849 zum Landeskommandierenden, doch mußte sich K. nach der Kapitulation von Világos an Paskewitsch ergeben und ward 6. Okt. d. J. zu Arad standrechtlich erschossen.

2) August, Bildhauer, geb. 11. Okt. 1802 zu Pleß in Oberschlesien, ging 1822 nach Berlin, wo er an der Akademie und in Rauchs Atelier lernte und nach Schinkels Kompositionen die Reliefs für das Giebelfeld an der Nikolaikirche zu Potsdam ausführte. Im J. 1839 modellierte er die mit einem Tiger kämpfende Amazone, welche seinen Namen bekannt machte. Er führte sie 1842 für König Ludwig I. in Marmor aus, und später wurde sie in Bronzeguß von Fischer vor dem Museum in Berlin aufgestellt (s. Tafel "Bildhauerkunst VII", Fig. 5). Die höchste menschliche Kraftäußerung der brutalen Gewalt des Angriffs eines wilden Tiers gegenüber hat der Künstler in ergreifender Weise zur Anschauung gebracht. 1847 ward zu Breslau die von K. modellierte und von Klagemann in Bronze ausgeführte Reiterstatue Friedrichs d. Gr. enthüllt. Den König Friedrich Wilhelm III. bildete K. zweimal in Bronze, einmal für Potsdam zu Fuß in Generalsuniform mit Mantel und unbedecktem Haupte, dann zu Pferd mit dem Lorbeerkranz für Königsberg (1851). Sechs weibliche allegorische Figuren zieren das Postament des Denkmals an den Ecken, während die Felder mit Reliefs aus der preußischen Geschichte geschmückt sind. Ferner schuf K. einen heil. Michael, der den Drachen besiegt, in Bronze, ein Geschenk König Friedrich Wilhelms IV. an seinen Bruder, den spätern Kaiser Wilhelm, zur Erinnerung an den von ihm gedämpften Aufstand in Baden (Schloß Babelsberg), eine kolossale Reiterstatue des heil. Georg als Drachentöter in Bronze (im Schloßhof zu Berlin), ein Standbild Beuths vor der Berliner Bauakademie sowie die Bronzefiguren für den Wilhelmsplatz in Berlin, welche sechs ältere Marmorstatuen ersetzten. Vier derselben, Keith, Zieten, Seidlitz und der Alte Dessauer, blieben unverändert; Winterfeld und Schwerin modellierte K. neu. Das einzige größere Marmorwerk, welches K. vollendete, ist ein Grabmonument für die Gräfin Henckel von Donnersmark, welches sich an Rauchs Denkmal der Königin Luise anlehnt. Er starb 24. März 1865 in Berlin.

Kissabos, Gebirge, s. Ossa.

Kisselew, 1) Paul, Graf, russ. General und Minister, geb. 1788 aus einer alten Bojarenfamilie zu Moskau, trat früh in Militärdienste und machte den Feldzug von 1812 als Adjutant des Fürsten Bagration mit; nach dessen Tod er zum Flügeladjutanten des Kaisers Alexander I. ernannt wurde. Im Gefolge des letztern nahm er an dem Krieg in Deutschland und Frankreich teil, avancierte bis 1814 zum Obersten und erhielt 1817 mit dem Rang als Generalmajor den Posten eines Chefs vom Generalstab der zweiten Armee. Als solcher leitete er die Operationen im türkischen Feldzug von 1828, ward zum Generalleutnant und 1829 zum Befehlshaber des 4. Reservekavalleriekorps befördert. Nach dem Frieden ward er russischer Gouverneur der Moldau und Walachei und stellte daselbst eine geordnete Verwaltung her. 1833 erhielt er auch das Kommando des 6. Infanteriekorps, das dem durch die Heere des Vizekönigs von Ägypten bedrohten Sultan zu Hilfe eilen sollte, avancierte 1834 zum General der Infanterie und ward dann nach Petersburg berufen, um eine Stelle im Reichsrat einzunehmen und dem zur Reorganisation der Krondomänen niedergesetzten Komitee zu präsidieren. Am 1. Jan. 1838 zum Wirklichen Domänenminister ernannt, erwarb er sich große Verdienste um das Wohl der seiner Obhut anvertrauten 18 Mill. Kronbauern. Er gründete 1841 ein eignes "Journal der Reichsdomänen", errichtete viele Schulen, Mustermeiereien etc. und suchte insbesondere auf eine gerechtere Rechtspflege hinzuwirken. Im März 1839 ward er in den Grafenstand erhoben. 1856 ging er als Botschafter nach Paris, legte diese Stelle 1862 nieder, blieb aber in Paris, wo er 26. Nov. 1872 starb.

2) Nikolai Dmitriewitsch, russ. Diplomat, Bruder des vorigen, geb. 1800, widmete sich der diplomatischen Laufbahn, fungierte eine Reihe von Jahren als Legationssekretär bei der russischen Gesandtschaft in Berlin und ward 1838 Botschaftsrat in London und 1839 in Paris. Als der dortige russische Botschafter 1841 abberufen wurde, blieb K. als Geschäftsträger zurück und brachte eine Annäherung zwischen den Höfen von Petersburg und den Tuilerien zustande. Die Revolution von 1848 unterbrach diese Beziehungen und nötigte K. zu vollständiger Zurückhaltung, bis die Erhebung Ludwig Napoleons zum Präsidenten ihm wieder engere Beziehungen erlaubte. 1851 ward K. vom Kaiser Nikolaus zum Geheimrat mit dem Titel als Chef der Gesandtschaft zu Paris, 1853 aber zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister bei dem neuen kaiserlichen Hof ernannt. Infolge des Bruches zwischen Rußland und Frankreich verließ er 4. Febr. 1854 Paris; im Juni 1855 ward er außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Rußlands zu Rom, 1864 beim König von Italien und starb 8. Dez. 1869 in Florenz.

Kissingen, Bezirksamtsstadt und berühmter Badeort im bayr. Regierungsbezirk Unterfranken, im anmutigen Wiesenthal der Fränkischen Saale, über die eine schöne Steinbrücke führt, und an der Linie Ebenhausen-K. der Bayrischen Staatsbahn, 208 m ü. M., hat eine evangelische und 3 kath. Pfarrkirchen, eine Realschule, ein Amtsgericht, ein Theater, Wagenfabrikation, Wein- und Obstbau, Sandsteinbrüche, Gas- und Wasserleitung, Kanalisation und (1885) 4024 meist kath. Einwohner. Wiewohl der Salzquellen von K. schon im 9. Jahrh. Erwähnung ge-^[folgende Seite]