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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kletzko; Kleutgen; Kleve

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Kletzko - Kleve.

kam 1408 durch Heirat an die Grafen von Sulz, von denen eine Linie sich seit 1572 danach benannte, und fiel 1687 an die Fürsten von Schwarzenberg, die ihn 1813 an Baden verkauften. S. Karte "Baden". Vgl. Wanner, Geschichte des Klettgaues (Hamb. 1857).

Kletzko (Klecko), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Bromberg, Kreis Gnesen, zwischen mehreren Seen, hat eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche und (1885) 1872 meist kath. Einwohner.

Kleutgen, Joseph, kath. Theolog, geb. 9. Sept. 1811 zu Dortmund, trat nach vollendeten Studien 1834 in den Jesuitenorden, lehrte sodann in Freiburg und Brieg Rhetorik und Moral, war 1843-70 und 1878-81 am Ordensgeneralat, am Collegium Germanicum und als Konsultor der Indexkongregation in Rom thätig, lebte 1870-78 und seit 1881 in Tirol und starb 13. Jan. 1883 in Kaltern. Von seinen Schriften erwähnen wir: "Philosophie der Vorzeit verteidigt" (Münst. 1860-63, 2 Bde.; 2. Aufl., Innsbr. 1878, 2 Bde.); "Die Theologie der Vorzeit verteidigt" (Münst. 1860-73, 4 Bde.); "Die oberste Lehrgewalt des römischen Bischofs" (1870); "Institutiones theologicae" (Regensb. 1881, Bd. 1); "Das Evangelium des heil. Matthäus" (Freiburg 1882). Seine kleinern Werke erschienen gesammelt in 6 Bänden (Münst. 1868-74).

Kleve (Cleve), ehemaliges Herzogtum im westfälischen Kreis, zu beiden Seiten des Rheins, zwischen dem Hochstift Münster, der Abtei Essen, dem Herzogtum Berg, Brabant u. Geldern gelegen (s. "Geschichtskarte zu Deutschland"), umfaßte 2200 qkm (40 QM.) Areal, das, vom Rhein, der Ruhr, der Emscher und Lippe, der Maas, der Niers und der Alten Yssel bewässert, 100,350 größtenteils kath. Einwohner (das Fürstentum Mörs inbegriffen) zählte. - Das Ländchen, früher Grafschaft K. (comitatus Cliviae), gehörte ursprünglich den Grafen von Teisterbant, kam um 1000 an die Herren von Anton (in Flandern) als Reichslehen und nach dem Erlöschen des Mannesstamms derselben mit Johann I. 1368 an die Grafen von der Mark. K. wurde 1417 vom Kaiser Siegmund zum Herzogtum erhoben. Herzog Johann III., der Friedfertige, schon seit 1511 Herzog von Jülich (s. d.) und Berg, vereinigte 1521 diese Herzogtümer mit K. Er führte 1533 die Reformation in seinen Staaten ein und schloß mit dem Herzog Karl von Geldern einen Erbvertrag, dem zufolge nach des letztern kinderlosem Tod 1538 Geldern und Zütphen an K. fielen; doch mußten jene Länder schon 1543 an den Kaiser Karl V. abgetreten werden. Nachdem Johann Wilhelm IV. 1609 ohne Erben gestorben war, erhoben mehrere fürstliche Häuser Ansprüche auf seine hinterlassenen Länder Jülich, K., Berg, Mark, Ravensberg, Ravenstein, was den jülich-klevischen Erbfolgestreit (s. Jülich, Herzogtum) herbeiführte. K. kam während desselben 1609 in vorläufigen, 1666 in definitiven Besitz der Kurfürsten von Brandenburg. Von 1609 bis 1672 hielten indes die Generalstaaten die festen Plätze von K. mit ihren Truppen besetzt, und erst der Große Kurfürst von Brandenburg vereinigte nach Vernichtung der ständischen Sonderrechte K. völlig mit dem brandenburgisch-preußischen Staat. Nachdem K. 1757-62 in französischer Gewalt gewesen war, blieb Preußen im Besitz des eigentlichen Herzogtums bis zum Baseler Frieden 1795, in welchem es den Teil auf der linken Rheinseite (etwa 990 qkm oder 18 QM.) an Frankreich abtrat, das denselben mit dem Roerdepartement vereinigte. Die Distrikte Zevenaer, Huissen und Malburg kamen 1803 an die Batavische Republik. 1805 trat Preußen auch den auf der rechten Rheinseite gelegenen Teil von K. an Frankreich ab. Napoleon I. schlug Stadt und Festung Wesel zum Roerdepartement und den übrigen Teil zu dem 1806 gegründeten Großherzogtum Berg; 1810 aber verband er das nördlichste Stück desselben mit dem französischen Departement Overyssel. Nach dem Sturz Napoleons I. wurde K. mit dem linken Rheinufer an Preußen zurückgegeben; nur die Distrikte Zevenaer, Huissen und Malburg kamen mit Geldern an die Niederlande. K. hatte nun von 1816 bis 1821 eine eigne Regierung, wurde aber darauf zum Regierungsbezirk Düsseldorf geschlagen. Vgl. Char, Geschichte des Herzogtums K. (Kleve 1845).

Kleve, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, an und auf den Ausläufern des Heibergs und Hagenwaldes, am schiffbaren Spoykanal und an den Linien Neuß-Zevenaar und K.-Nimwegen der Preußischen Staatsbahn, 46 m ü. M., ist im holländischen Geschmack erbaut und besteht aus der Ober- und Unterstadt. Unter den Gebäuden sind bemerkenswert: das auf einer Anhöhe liegende Residenzschloß der ehemaligen Herzöge mit dem 56 m hohen, angeblich von Julius Cäsar erbauten Schwanenturm (Sage vom Schwanenritter), das jetzt, zum Teil abgebrochen und umgebaut, als Sitz des Landgerichts und als Gefängnis dient (auf dem Platz davor das 1859 errichtete, von Bayerle entworfene Denkmal des Kurfürsten Johann Siegmund); die Stifts-, jetzt katholische Pfarrkirche, im gotischen Stil, von 1341 bis 1427 erbaut, mit den Grabmälern mehrerer Grafen und Herzöge von K.; die Annexkirche (früher Minoritenkloster) mit trefflich eingerichtetem Krankenhaus; die reformierte, die lutherische und die Mennonitenkirche, die Synagoge, 2 Klöster etc. Sehenswert sind auch noch die vom Verschönerungsverein besorgten, von Custodis in Köln ausgeführten Brunnenmonumente: Otto der Schütz und der Schwanenritter, letzteres nach Zeichnungen von Steinle und Statz. K. zählt (1885) mit Garnison (ein Füsilierbat. Nr. 56) 10,170 Einw., meist Katholiken, welche Fabrikation landwirtschaftlicher Geräte, Seilerei, Zigarren- und Tabaksfabrikation, Vieh- und Flachshandel etc. betreiben. Es bestehen daselbst ein Landgericht, ein Hauptzollamt, ein Gymnasium, eine landwirtschaftliche Schule und ein Arrest- und Korrektionshaus. Zum Landgerichtsbezirk K. gehören die 9 Amtsgerichte zu Dülken, Geldern, Goch, Kempen, K., Lobberich, Mörs, Rheinberg und Xanten. Östlich von der Stadt befindet sich ein Überrest des früher am Residenzschloß vorbeifließenden Rheinstroms, Kermisdal genannt, der später kanalisiert wurde und als Spoykanal K. mit dem Rhein verbindet. Bei der prächtigen Kanalschleuse steht ein Monument der von Goethe besungenen Johanna Sebus. Im O. dehnt sich der Bergabhang über den Prinzenhof, früher Sitz des Prinzen Moritz von Nassau-Siegen, brandenburgischen Statthalters in K., 6 km weit aus nach "Berg und Thal", wo das (1811 von Napoleon I. hergestellte) Kenotaphium des Prinzen steht. Nördlich windet sich die Hügelreihe, Tiergarten genannt, mit schönen Parkanlagen und einer eisenhaltigen Quelle, an der Landstraße nach Nimwegen hinab. Die in Verfall geratene eisenhaltige Mineralauelle ward 1846 neu gefaßt, dabei auch eine Trinkhalle und ein Badehaus (Friedrich-Wilhelmsbad) und 1870-71 eine neue Wasserheilanstalt errichtet. Wegen der Schönheit seiner Lage, seiner prächtigen Umgebung und seiner gesunden Luft (2 km von der