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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kochan; Kochanowski; Kochel; Köchel

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Kochan - Köchel.

lischen Sprache" (aus dem Nachlaß hrsg. von Wilhelm, Eisen. 1874).

9) Robert, Mediziner, geb. 11. Dez. 1843 zu Klausthal, studierte 1862-66 in Göttingen Medizin, wurde dann Assistent am allgemeinen Krankenhaus in Hamburg, ließ sich 1866 als Arzt in Langenhagen bei Hannover, bald darauf zu Rackwitz in der Provinz Posen nieder und wurde 1872 Physikus in Wollstein im Kreis Bomst. Hier stellte er bakterioskopische Untersuchungen über Wundinfektion, Septichämie und Milzbrand an, welche 1880 seine Berufung als ordentliches Mitglied in das Reichsgesundheitsamt zur Folge hatten. Er gab sehr scharfsinnige Verbesserungen der mikroskopischen Technik und der Färbemethoden mikroskopischer Objekte an und gelangte mit diesen neuen Hilfsmitteln 1882 zur Entdeckung der Tuberkelbacillen, die er auch außerhalb des tierischen Körpers züchtete und erfolgreich zur Hervorrufung von Tuberkulose bei Tieren benutzte. 1883 zum Geheimen Regierungsrat ernannt, wurde er als Leiter der deutschen Cholera-Expedition nach Ägypten und Indien entsandt und entdeckte hier den Cholerabacillus (Kommabacillus). Das Deutsche Reich ehrte diese Entdeckung mit einer Dotation von 100,000 Mk. Nachdem K. als Cholerakommissar auch nach Frankreich geschickt worden war, wurde er 1885 zum Professor an der Universität und zum Direktor des neugegründeten hygieinischen Instituts in Berlin ernannt. Er schrieb: "Zur Ätiologie des Milzbrandes" (1876); "Untersuchungen über die Ätiologie der Wundinfektionskrankheiten" (Leipz. 1878, auch ins Englische übersetzt); "Über die Milzbrandimpfung" (Berl. u. Kassel 1882); "Beitrag zur Ätiologie der Tuberkulose" ("Berliner klinische Wochenschrift" 1882) und zahlreiche Abhandlungen in den "Mitteilungen aus dem kaiserlichen Gesundheitsamt".

Kochan (hebr.), der Geliebte.

Kochanowski, Johann, poln. Dichter, geb. 1532 auf seinem väterlichen Stammgut Siczyn, erhielt im elterlichen Haus eine sorgfältige Erziehung und studierte dann in Deutschland, Italien (Padua) und in Paris, wo er von Ronsard zum Dichten angeregt wurde. Ins Vaterland zurückgekehrt, fand er am Hof des Krakauer Krongroßkanzlers Padnjewski Aufnahme und wurde durch dessen Vermittelung zum Sekretär des Königs Siegmund August ernannt. Er zog sich jedoch bald auf sein väterliches Gut Czarnolas zurück und lebte hier den Musen, zugleich aber an allen Ereignissen des Vaterlandes den lebhaftesten Anteil nehmend. So wohnte er dem Kongreß von Stenzyca bei, welcher die Entsetzung des Königs Heinrich von Valois aussprach, und erschien sodann auf dem Wahlreichstag, wo er sich für die österreichische Kandidatur erklärte. Nichtsdestoweniger suchte auch der neue König, Stephan Báthori, den berühmten Dichter an seinen Hof zu ziehen, aber vergeblich. Auch schlug K. in seltener Bescheidenheit die ihm von dem Kanzler Zamojski, seinem Jugendfreund, angebotene Würde eines Kastellans aus. Er starb in Lublin, wohin er sich begeben hatte, um von dem König Báthori Rache für die Ermordung seines Schwagers Podlodowski durch die Türken zu fordern, vom Schlage getroffen, 2. Aug. 1584. K. ist bis auf Mickiewicz der bedeutendste Dichter der Polen. Unter seinen polnischen Dichtungen stehen die "Treny", Elegien auf den Tod seiner Tochter Ursula, obenan und gelten, was poetischen Schwung und vollendete Beherrschung der Sprache betrifft, als Meisterwerke. Das Drama "Die Entlassung der Gesandten", 1578 zu Ehren der Vermählung Zamojskis mit der Prinzessin Báthori gedichtet, die "Preußische Huldigung", das satirische Gedicht "Die Eintracht" zeichnen sich durch patriotische Begeisterung aus. In den "Kleinigkeiten", welche oft an Boccaccios "Decamerone" erinnern, läßt er seiner heitern Laune freiesten Spielraum. Seine durch kernige Einfachheit ausgezeichnete Übersetzung der "Psalmen" (Krak. 1578) hat ihm den Namen des "polnischen Pindar" erworben. In lateinischer Sprache schrieb er: "Elegiae", "Lyricorum libellus" und zahlreiche Gelegenheitsgedichte. Die polnische Sprache verdankt ihm wesentliche Vervollkommnung, die polnische Poesie große Bereicherung durch Einbürgerung fremder Dichtungsformen, die er stets mit nationalem Geist zu durchdringen verstand. Seine Schriften erschienen Krakau 1584-90 (neuere Ausgaben, Bresl. 1826, Leipz. 1835, Krak. 1859, 3 Bde.). Die vollständigste Biographie Kochanowskis hat v. Przyborowski (Pos. 1857) geliefert. Vgl. Löwenfeld, Joh. K. und seine lateinischen Dichtungen (Pos. 1878). - Sein jüngerer Bruder, Piotr (1566-1620), war Sekretär des Königs Siegmund III. und Malteserritter, nahm an mehreren Zügen seines Ordens teil und verlebte einige Jahre in Italien. Er lieferte eine treffliche polnische Übersetzung von Tassos "Befreitem Jerusalem" im Versmaß des Originals (Krak. 1618 u. öfter) und Ariosts "Rasendem Roland" (das. 1799).

Kochel, Nebenflüßchen des Zacken in Schlesien, kommt vom Hohen Rad und bildet oberhalb Schreiberhau (Kreis Hirschberg) den 13 m hohen Kochelfall.

Kochel, Pfarrdorf im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, Bezirksamt Tölz, 14 km südlich vom Bahnhof Penzberg, 605 m ü. M., mit Pfarrkirche, natronhaltiger Quelle mit Badeanstalt und 350 kath. Einwohnern. Östlich die 1804 m hohe Benediktenwand mit herrlicher Aussicht; südwestlich der im S. von den schroffen Wänden des Jochbergs, Herzogstandes und Heimgartens umgebene, gegen N. in den Rohrsee und das Haselmoos auslaufende Kochelsee. Letzterer ist 4 km lang, 2 km breit und 80 m tief und erhält seinen Hauptzufluß von W. her durch die Loisach.

Köchel, Ludwig, Ritter von, Musikgelehrter und Naturforscher, geb. 14. Jan. 1800 zu Stein in Niederösterreich, studierte zu Wien die Rechte, leitete 1827-42 die Erziehung der österreichischen Erzherzöge Albrecht, Karl Ferdinand, Friedrich und Wilhelm und begleitete dann den Erzherzog Friedrich nach Algier, Spanien, England und Schottland. Mit Vorliebe der Botanik ergeben, machte er 1845, 1847 und 1853 botanische Studienreisen, die ihn nach Italien und Sizilien, Frankreich und der Schweiz wie auch nach Rußland, Norwegen und Schweden führten. Schon 1832 zum kaiserlichen Rat ernannt und 1842 in den Adelstand erhoben, ließ sich K. 1850 in Salzburg nieder, wo er zeitweilig als k. k. Schulrat fungierte, später aber ausschließlich seinen naturwissenschaftlichen und musikalischen Studien lebte. Er starb 3. Juni 1877 in Wien. Mehr als durch seine botanischen Verdienste und ein Werk über die "Mineralien des Herzogtums Salzburg" (Wien 1859) hat sich K. einen Namen erworben durch sein "Chronologisch-thematisches Verzeichnis sämtlicher Tonwerke W. A. Mozarts" (Leipz. 1862), dem bereits eine Arbeit "Über den Umfang der musikalischen Produktion W. A. Mozarts" (Salzb. 1862) vorausgegangen war. Später veröffentlichte K. auf Grund urkundlicher Forschungen noch: "Die kaiserliche Hofmusikkapelle in Wien von 1543 bis 1567" (Wien 1868) und "Johann Jos. Fux, Hofkompositor und Hofkapellmeister der Kaiser Leopold I., Joseph I. und Karl VI." (das. 1872).