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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kohlrübe - Koinzidenz.

Vereins zu Frankfurt a. M. und 1867 außerordentlicher Professor der Physik in Göttingen. 1870 folgte er einem Ruf an das Polytechnikum in Zürich, 1871 an das Darmstädter Polytechnikum, und 1875 erhielt er die Professur der Physik in Würzburg. Seine Arbeiten erstrecken sich vorzugsweise auf das Gebiet der elektrischen Ströme, die Leitungswiderstände, die Konstanten der galvanischen Ströme, die Elastizität fester Körper und speziell die elastische Nachwirkung. In seinem "Leitfaden der praktischen Physik" (5. Aufl., Leipz. 1884) gab er eine kurze Darlegung der wichtigsten Messungsmethoden der Physik.

Kohlrübe, s. Raps.

Kohlsaat, s. Raps.

Kohlschein, Joseph, Kupferstecher, geb. 1841 zu Warburg in Westfalen, besuchte 1856-70 die Akademie zu Düsseldorf, wo er Schüler Kellers war, und machte dann Reisen durch Österreich, Frankreich und Italien. Seine Hauptblätter sind: heilige Familie in einer Landschaft, nach Ittenbach; Christus am Kreuz, nach Lauenstein; Hochzeit zu Kana, nach Paolo Veronese; die heil. Cäcilia (1880 in Düsseldorf mit der goldenen Medaille gekrönt) und La vierge au linge, nach Raffael.

Kohlvögelchen, s. Wiesenschmätzer.

Kohlweißling, s. Weißling.

Kohn, Salomon, Schriftsteller, geb. 8. März 1825 zu Prag, Sohn eines israelitischen Kaufmanns, studierte 1844-46 auf der dortigen Universität besonders mathematische Wissenschaften und trat dann als Teilnehmer in das väterliche Geschäft ein, das er 1863 allein übernahm. K. ist Verfasser des Romans "Gabriel" (2. Aufl., Jena 1875, 2 Bde.), der zuerst anonym in dem Sammelwerk "Sippurim" (Prag 1852) erschien, dann in den verschiedensten Übersetzungen die ganze zivilisierte Welt durchlief und seltsamerweise in Deutschland nur in der englischen Ausgabe gelesen wurde, ohne daß man den Verfasser kannte, der erst 20 Jahre später sein Autorrecht geltend machte. K. schrieb außerdem Novellen und Erzählungen, meist in Zeitschriften ("Dichterhonorar", "Der Retter", "Bilder aus dem alten Prager Ghetto", "Die Starken" etc.); die Romane: "Ein Spiegel der Gegenwart" (Jena 1875, 3 Bde.) und "Die silberne Hochzeit" (Leipz. 1882); "Prager Ghettobilder" (das. 1884); "Neue Ghettobilder" (2. Aufl., das. 1886); "Des Stadtschreibers Gast. Gerettete Ehre", zwei Erzählungen (das. 1886).

Koehne, Bernhard, Freiherr von, Numismatiker und Heraldiker, geb. 4. Juli 1817 zu Berlin, studierte hier und in Leipzig und begann als Privatdozent in Berlin 1844 die Herausgabe der "Zeitschrift für Münz-, Siegel- und Wappenkunde", der sich später, als er 1845 an die kaiserliche Eremitage in Petersburg berufen wurde, die "Mémoires de la Société d'archéologie et de numismatique de St-Pétersbourg" (1847-52) und "Berliner Blätter für Münz-, Siegel- und Wappenkunde" (1862-73) anschlossen, in welchen er eine große Anzahl wertvoller Arbeiten, namentlich über antikes Münzwesen und deutsches Mittelalter, veröffentlichte. Sein Hauptwerk ist die für die antike Numismatik des Pontus, Bosporus und der Krim wichtige "Description du musée du feu prince B. Kotchoubey" (Petersburg 1857, 2 Bde.). Auch bearbeitete er (in russischer und französischer Sprache) einen Katalog der Gemäldesammlung der Eremitage, zu deren wissenschaftlichem Beirat er 1868 ernannt worden war. Er starb 17. Febr. 1886 in Würzburg.

Kohobieren, s. Destillation, S. 720.

Kohortation (lat.), Ermahnung.

Kohorte (lat.), ursprünglich das Kontingent, welches jede einzelne Völkerschaft Italiens zu dem großen Truppenkontingent der Bundesgenossen den Römern zu stellen hatte, und welches dann auch im Heer als nationales Ganze unter einer Fahne und einheimischen Offizieren zusammenblieb. Sie bildete den zehnten Teil einer Ala (s. d.). Marius führte die Kohorteneinteilung auch in die römische Legion ein, indem er aus den 30 Manipeln derselben 10 Kohorten bildete, deren jede 600 Mann zählte. Die Effektivstärke der K. war später bedeutend geringer und richtete sich nach der der Legion (s. d.). Jede K. zerfiel in sechs Centurien; die Kommandeure der K. waren wahrscheinlich die erste Klasse der Centurionen, primi ordines genannt. Die Bildung besonderer, nicht im Legionsverband stehender Kohorten ward mit dem Ausgang der republikanischen Zeit und unter den Kaisern immer gewöhnlicher. Solche selbständige Bataillone waren: Cohortes civium romanorum, in Italien gebildete Kohorten, in denen vorzugsweise römische Bürger dienten; Cohortes auxiliariae, in den Provinzen ausgehobene Kohorten von Nichtrömern, die in Cohortes quingenariae zu 500 Mann und Cohortes miliariae zu 1000 Mann zerfielen und, je nachdem ihnen noch 6 oder 10 Turmen von Reitern zugeteilt waren oder nicht, den weitern Zusatz equitatae oder peditatae führten; Cohortes urbanae, in Stärke von 1000 Mann unter dem Befehl des Praefectus urbi; Cohortes vigilum, eine Schutzmannschaft für die 14 Regionen (Stadtteile) Roms, und Cohortes praetoriae, die Leibwache der Kaiser (s. Prätorianer).

Kohrasch, Zählmaß, s. Corge.

Kohren (ehedem Chorun, "Gerichtsstätte"), Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Borna, hat eine neue Kirche, eine Burgruine, Töpferei u. (1885) 980 evang. Einwohner.

Koilanaglyph (griech., Hohlrelief), eine der ägyptischen Bildhauerkunst eigentümliche Art des Flachreliefs, bei welcher die Konturen eingeschnitten und der Grund 1-2 cm vertieft ist, so daß die Fläche der Figuren in derjenigen des Steins liegt. Diese Technik bezweckt, das Bildwerk vor Beschädigung und Verwitterung zu sichern. Man findet sie meist bei Granit- und Basaltsarkophagen, seltener bei Kalkplatten angewendet. Bei letztern wurde das K. auch bemalt.

Koïmbatur (Coimbatore), Distrikt in der britisch-ind. Präsidentschaft Madras, zwischen den Nilgiribergen im N. und dem Kawerifluß im O., 20,310 qkm (369 QM.) groß mit (1881) 1,657,690 Einwohnern (97 Proz. Hindu, 2 Proz. Mohammedaner, 13,326 Christen). Das Land ist sanft gegen O. geneigt und erhält reichlichen Regen durch den Nordostmonsun (Oktober bis Dezember); doch verursachen Dürren häufig Mangel. Hauptkulturen sind: Hirse, Reis, Baumwolle, Tabak; von Industrie ist nur die Weberei zu nennen; auch der Elefantenfang ist wichtig. Der Handel ist unbedeutend. Der Distrikt wird von der Eisenbahnlinie Madras-Beypur durchschnitten. An derselben liegt der Hauptort K. mit (1881) 38,967 Einw., Sitz eines katholischen Bischofs und 4 evangelischer (2 deutscher) Missionen, von wo eine Zweigbahn nach den Nilgiri abgeht.

Koïnvestitur (lat.), Mitbelehnung, Mitbelehnschaft, s. Lehnswesen.

Koïnzidénz (lat.), Zusammentreffen, Zusammenfallen; koinzidieren, aufeinander passen, einander decken, zusammentreffen.