Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Athanatismus; Athanatologie; Äthane; Athapaska; Athara; Atharvaveda

20

Athanatismus - Atharvaveda

energisches Einschreiten gegen die Arianer (s. d.) erregte deren Haß so sehr, daß im Frühjahr 340 ein Arianer Gregor durch den kaiserl. Statthalter mit Waffengewalt als Bischof von Alexandria eingesetzt ward. A. floh nach Rom zum Bischof Julius I., unter dessen Einflüsse eine Synode zu Rom 341 sowie die abendländ. Synode zu Sardica 343 seine Lehre von der Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater für rechtgläubig erklärten. Nach Gregors Tode Okt. 346 durfte A. nach Alexandria zurückkehren, mußte aber 356 die Stadt wieder verlassen, kehrte später mehrmals zurück, blieb aber erst unter Kaiser Valens seit Febr. 366 unbehelligt dort bis an seinen Tod 3. Mai 373. Von seinen Gegnern gehasst und von den Seinigen als ein Heiliger verehrt, hat A. durch Schrift, Wort und That unter den wechselndsten Schicksalen unerschrocken für die volle Gottheit Jesu Christi gekämpft, mit deren Anerkennung nach seiner Überzeugung die christl. Kirche stand und fiel. In seinen zahlreichen dogmatischen und polemischen Schriften zeigt sich neben glühendem Eifer für kirchliche Orthodoxie eine hohe spekulative Begabung, und mit der Wärme tiefster persönlicher Überzeugung verbindet sich Klarheit und Bestimmtheit der Darstellung. Seine «Geschichte der Arianer für die Mönche» ist wesentlich Parteischrift, aber für die Kenntnis der großen Kämpfe jener Zeit unschätzbar. Minder bedeutend sind seine exegetischen und moralischen Schriften. Die beste Ausgabe ist von Montfaucon (3 Bde., Par. 1698), ergänzt im zweiten Bande der «Bibliotheca patrum» (ebd. 1706) desselben Verfassers und mit neu aufgefundenen Stücken vermehrt bei Migne (Bd. 25-28). Die dogmatischen Hauptschriften finden sich bei Thilo, «Bibliotheca patrum graecorum dogmatica», Bd. 1 (Lpz. 1853), die geschichtlichen in «St. Athanasius historical writings, with an introduction by W. Bright» (Lond. 1881). Wichtig, namentlich für die Zeitrechnung, sind die in syr. Sprache aufgefundenen Festbriefe des A. (deutsch von Larsow, Lpz. 1852). Darstellungen seiner Lehre haben Ritter, Baur und Dorner gegeben, ferner in Specialuntersuchungen Voigt (Brem. 1861), Atzberger (Münch. 1880), Pell (Pass. 1888) und P. Wolff (Berl. 1889).

Vgl. Möhler, A. der Große und die Kirche seiner Zeit (2 Bde., Minz 1827); Böhringer, A. und Arius (in der «Kirche Christi», 6. Tl., 2. Aufl., Stuttg. 1874); Sträter, Die Erlösungslehre des A. (Freib. i. Br. 1894).

Athanatismus (grch., «Unsterblichmachung»), Vergötterung, Verewigung; auch der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele.

Athanatologie (grch.), die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele; auch der Glaube an die Unsterblichkeit.

Äthane oder Ethane, Bezeichnung für die sog. Grenzkohlenwasserstoffe, d. h. die Kohlenwasserstoffe mit dem Maximalgehalt an Wasserstoff, von der Formel CnH2n+2 ^[C_{n}H_{2n+2}]. Die Reihe dieser Kohlenwasserstoffe beginnt mit dem Methan oder Sumpfgas, CH4 ^[CH_{4}]; dann folgt das Äthan, C2H6 ^[C_{2}H_{6}], Propan, C3H8 ^[C_{3}H_{8}], die Butane, C4H10 ^[C_{4}H_{10}], Pentane, C5H12 ^[C_{5}H_{12}], Hexane, C6H14 ^[C_{6}H_{14}], bis zu dem höchsten bekannten Gliede der Reihe, dem Pentatriakontan, C35H72 ^[C_{35}H_{27}]. Vom Butan an aufwärts existiert jedes Glied in mehrern Isomeren, deren Anzahl mit dem Gehalt an Kohlenstoffatomen wächst. So sind zwei Butane, das normale CH3·CH2·CH2·CH3 ^[CH_{3}·CH_{2}·CH_{2}·CH_{3}], und das Isobutan ^[img.], drei Pentane, fünf Hexane u. s. w. möglich und auch bekannt. Die Ä. treten natürlich im nordamerik. Petroleum und in den durch trockne Destillation von Torf und Braunkohle entstehenden Teerölen auf. Sie werden aus den Jodverbindungen der Alkoholradikale durch Reduktion mit Zink und Salzsäure, z. B. 2C2H5J+2HCl+2Zn = ZnJ2+ZnCl2+2C2H6 ^[2C_{2}H_{5}J+2HCl+2Zn = ZnJ_{2}+ZnCl_{2}+2C_{2}H_{6}], durch Zersetzung von Zinkalkylen mit Wasser, z. B. Zn(C2H5)2+2H2O = Zn(OH)2+2C2H6 ^[Zn(C_{2}H_{5}+2H_{2}O = Zn(OH)_{2}+2C_{2}H_{6}],und synthetisch durch die Einwirkung von Alkyljodüren auf Zinkalkyle, z. B. 2C2H5J+Zn(CH3)2 = ZnJ2+2C3H8 ^[2C_{2}H_{5}J+Zn(CH_{3})_{2} = ZnJ_{2}+2C_{3}H_{8}], gewonnen. Die niedrigsten Glieder der Reihe bis zum Butan sind bei gewöhnlicher Temperatur Gase; die mittlern farblose Flüssigkeiten von schwachem, charakteristischem Geruch, die in Wasser unlöslich, aber ungemein leicht löslich in Alkohol und Äther sind. Die höhern Glieder endlich sind feste Körper (Paraffine), die sich ebenfalls in Alkohol und noch leichter in Äther lösen. Die Siedepunkte der Glieder dieser Reihe steigen mit dem Molekulargewicht; bei der Vergrößerung des Moleküls um CH2 ^[CH_{2}] anfangs etwa um 30°, später bei den höhern Gliedern um 25-13°. Ebenso nehmen die specifischen Gewichte zu, bleiben aber immer unter dem des Wassers. Die Ä. sind wenig reaktionsfähig, daher auch ihre Bezeichnung als Paraffine von parum affinis. Von rauchender Salpetersäure und von Chromsäure werden sie erst beim Erhitzen angegriffen und zu Kohlensäure und Wasser verbrannt. Bei der Einwirkung von Chlor oder Brom bilden sie Substitutionsprodukte, z. B.:

CH4+Cl2 = CH3Cl+HCl ^[CH_{4}+Cl_{2} = CH_{3}Cl+HCl]

und können vermittels dieser Produkte leicht in andere Verbindungen übergeführt werden.

Athapaska, s. Athabaska.

Athara, s. Derketo.

Atharvaveda., Name des vierten der unter dem Namen Veda zusammengefaßten ältesten Denkmäler der ind. Litteratur, auch Brahmmaveda genannt nach brahman, «Zauberspruch». Der A. gilt nicht für kanonisch, wie die drei andern Veden, der Rig-, Sama- und Yajur-Veda, was sein Inhalt erklärt. Er enthält in seinen ältesten Bestandteilen Fluch- und Beschwörungsformeln, Verwünschungen gegen die Feinde, Liebeszauber, Sprüche gegen Krankheiten von Mensch und Tier, gegen Behexung und Verzauberung, gegen Dämonen, Ungeziefer, Gebete um Gesundheit und langes Leben u. s. w. So enthält er die ältesten Zeugnisse für den ind. Aberglauben, der sich vielfach mit dem anderer indogerman. Völker, speciell der Germanen, berührt. Die Hauptvertreter des A. waren die Familien der Atharvan, Angiras und Bhrigu, die in naher Beziehung zum Feuerdienst standen, wie auch der Name Atharvan zu baktrisch atar, «Feuer», zu gehören scheint. Seine Heimat ist der äußerste Nordwesten von Indien, vor allem Kaschmir, aber auch im Dekan ist er wohlbekannt gewesen. Es werden neun Schulen des A. genannt; bekannt sind zwei Recensionen, die der Caunakinas, die Vulgata, und die der Paippaladas, die in Kaschmir geltende Bearbeitung. Diese Recensionen unterscheiden sich sehr bedeutend voneinander in Inhalt und Anordnung; so fehlen z. B. der kaschmirschen Bearbeitung die im 20. Buche der Vulgata stehenden sog. Kuntapasukta, die ganz einzig in der ind. Litteratur dastehen. Bis jetzt ist nur die Vulgata herausgegeben von Roth und Whitney (Berl. 1856), wozu Whitney einen Index gab (im «Journal of the American Oriental Society», XII, Newhaven 1881). Buch 1-3