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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Rom

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Rom (das moderne)

Aquädukte gebaut sind. Die niemals unterbrochene Acqua Vergine versorgt den größten Teil der Stadt auf dem linken Ufer und liefert täglich 80000 cbm Wasser. Die Acqua Felice führte Sixtus V. 1585-87 aus den Quellen der Aqua Alexandrina, unter Benutzung der Bogenreihen der Aqua Marcia und Claudia in die Stadt, namentlich zur Versorgung der von ihm neu besiedelten östl. Hügelquartiere. Sie liefert täglich 21000 cbm Wasser. Die Acqua Marcia-Pia, 1870 wiederhergestellt, kommt 53 km weit aus dem Aniothal oberhalb Subiaco und liefert täglich 78000 cbm vorzügliches, doch sehr kalkhaltiges Wasser; die Acqua Paola, von Paul V. an Stelle der alten Aqua Traiana 1609-11 erneuert, versorgt den Stadtteil rechts vom Tiber; das Wasser, großenteils aus dem Lago di Bracciano, ist von geringerer Qualität (56000 cbm täglich). Die gesamte, durch Leitungen täglich nach R. kommende Wassermenge beträgt ungefähr 235000 cbm, doch fehlen allen Leitungen große Bassins innerhalb der Stadt, was bei jeder Störung im obern Laufe Wassermangel zur Folge hat.

Denkmäler. R. hat nur wenige Standbilder von der Hand moderner Künstler. Zu nennen sind: Das Bronzedenkmal für die 1867 und 1870 in den Kämpfen vor R. gefallenen Brüder Cairoli aus Pavia in den Anlagen am Pincio (1883, von Ercole Rosa), das Standbild des Cola di Rienzo in den Anlagen beim Kapitol (1887, von Masini), des Dichters Pietro Metastasio auf Piazza San Silvestro (1886), des Giordano Bruno auf Piazza di Fiore (1889, von Ettore Ferrari), der Staatsmänner Terenzio Mamiani auf Piazza Sforza Cesarini (1892, von Benini) und Minghetti auf Piazza San Pantaleo (1895, von Gaugeri), das großartige Garibaldi-Denkmal bei Porta San Pancrazio und das Victor-Emanuel-Denkmal auf dem Kapitol (beide im Bau).

Kirchen. Obenan stehen die sieben Basiliken, welche seit Jahrhunderten von den Wallfahrern besucht zu werden pflegen: San Pietro in Vaticano (s. Vatikan und Tafel: Rom I, Fig. 5), San Paolo fuori le mura, San Giovanni in Laterano (s. Lateran und Tafel: Italienische Kunst II, Fig. 4), Sta. Maria Maggiore, Sta. Croce in Gerusalemme, San Lorenzo fuori le mura und San Sebastiano. Alle liegen an der Peripherie der antiken Stadt, zum Teil sogar außerhalb der Mauern, da die Christengemeinden zuerst in den Vorstädten sich ausbreiteten. Am nächsten dem Centrum liegt Sta. Maria Maggiore, die größte der etwa 80 Marienkirchen in R., angeblich vom Papst Liberius 352 gegründet, schon 432 prächtig erneuert (von diesem Bau stammen die 42 schönen Marmorsäulen des Hauptschiffs mit ion. Kapitälen), im 13. Jahrh. restauriert, im 16. und 17. Jahrh. durch Anbauten (Prachtkapellen Sixtus' V., 1586, und Pauls V., 1611, mit den Gräbern derselben) erweitert, 1743 mit barocker Façade versehen. Vor der Porta Tiburtina der Aureliansmauer liegt San Lorenzo, von Konstantin d. Gr. über dem Grabe des Heiligen erbaut, oft restauriert, mit schöner Façade von 1220 und Mosaikschmuck; Pius IX. bestimmte eine Seitenkapelle für sein eigenes Grab (er ist dort 13. Juli 1881 beigesetzt). Neben der Basilika liegt der große Friedhof (Campo Verano) mit zahlreichen, mehr prächtigen als geschmackvollen Monumenten. Die Kirche Sta. Croce in Gerusalemme, von der Kaiserin Helena, Mutter Konstantins, für das von ihr aus Jerusalem nach Rom gebrachte Kreuz Christi gegründet, wurde im 18. Jahrh. gänzlich modernisiert, ebenso im 17. Jahrh. San Sebastiano (4. Jahrh.), über den gleichnamigen Katakomben an der Via Appia. An der Via Ostiensis liegt San Paolo fuori le mura, über dem Grabe des Apostels erbaut, schon Ende des 4. Jahrh. von Theodosius und Honorius prachtvoll erneuert. Die Basilika des Honorius wurde 1823 durch Brand großenteils zerstört; das Langhaus ist seitdem prachtvoll wiederhergestellt (s. Tafel: Altchristliche Kunst II, Fig. 8), ebenso Querschiff und Apsis (mit Mosaiken aus dem 13. Jahrh.). Die Façade wurde 1877 vollendet, ein großartiger quadratischer Vorhof ist (1895) der Vollendung nahe.

Unter den übrigen Kirchen (Gesamtzahl gegen 400) sind einige in antiken Bauwerken errichtet. So am Forum Santi Cosma e Damiano (mit Mosaiken aus dem 6. Jahrh.) im Tempel des Divus Romulus; San Lorenzo in Miranda im Tempel des Antoninus und der Faustina; San Giuseppe de' Falegnami über dem Carcer Mamertinus. Einen Hauptsaal der Diocletiansthermen wandelte Michelangelo 1561 im Auftrag Pius' IV. zur Kirche Sta. Maria degli Angeli um; Vanvitelli veränderte ihn 1749 in wenig glücklicher Weise. Endlich das Pantheon (s. d. und Tafel: Rom I, Fig. 1), als Kirche Sta. Maria ad Martyres genannt. Auf den Fundamenten und mit Beibehaltung des Planes eines antiken Gebäudes (Macellum magnum) ist Santo Stefano Rotondo, die größte Rundkirche R.s errichtet, die 468 unter Papst Simplicius gebaut, 1450 und 1572 restauriert und dabei von Tempesta und Pomarancio mit den berüchtigten Marterbildern verunziert wurde. Nicht als Kirche gebaut ist auch Sta. Costanza an der Via Nomentana, ein Rundbau, ursprünglich Mausoleum einer Tochter Konstantins d. Gr., mit Mosaiken aus dem 4. Jahrh.

Die übrigen bedeutendern Kirchen R.s haben entweder aus ihrer Entstehungszeit die Form der altchristl. Basilika bewahrt oder sind Neugründungen der Renaissance und Barockzeit. In got. Stile erbaut ist einzig Sta. Maria sopra Minerva (1285), welche die Christusstatue Michelangelos, schöne Fresken von Filippino Lippi, das Grabmal des Fra Angelico da Fiesole und mehrerer Päpste (unter andern Leos X.) enthält. Altchristliche Basiliken sind: Sta. Agnese an der Via Nomentana (s. Tafel: Altchristliche Kunst II, Fig. 6), ein zweigeschossiger Bau aus der Zeit Honorius' I. (626), mit Mosaiken aus dem 7. Jahrh.; San Bartolomeo auf der Tiberinsel; Sta. Cecilia in Trastevere, schon 499 erwähnt, mit Mosaiken aus dem 9. Jahrh. in der Tribuna, der liegenden Statue der Heiligen von Maderna (1600) und einem got. Marmortabernakel von Arnolfo di Cambio (1283) über dem Hochaltar. San Clemente, zwischen Kolosseum und Lateran, wird schon 392 erwähnt; die jetzige Kirche, Anfang des 12. Jahrh. erbaut, enthält Fresken von Masaccio und Mosaiken (s. Tafel: Mosaik, Fig. 3); unter ihr eine (seit 1858 ausgegrabene) ältere Basilika, mit Malereien aus dem 11. Jahrh., noch tiefer Bauten aus röm. Zeit. San Crisogono, mit 22 antiken Säulen und Mosaiken aus dem 14. Jahrh.; Sta. Francesca Romana, früher Sta. Maria Nuova, auf den Trümmern des Tempels der Venus und Roma am Forum; San Giorgio in Velabro, aus dem 7. Jahrh., mit malerischer Vorhalle und Turm (840); Satt Giovanni e Paolo, die obere Kirche aus dem 12. Jahrh., darunter eine andere mit byzant. Wandgemälden,