Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Biene (Insekt)'
B. in ihrer Arbeit dadurch zu Hilfe, daß man künstlich aus Wachs gepreßte, mit Zellenanfängen versehene Mittelwände in die Rähmchen einklebt. Die künstlichen
Mittelwände, auch Kunstwaben genannt (Fig. 14), von Otto Schulz und H. Gühler in
Buckow (Regierungsbezirk Frankfurt a.O.) und von Gust. Ad. Friedrich in Greifswald besonders schön hergestellt, verhindern zugleich den
Wirrbau, da durch dieselben den B. die Stellung der einzelnen Waben vorgezeichnet ist.
Die Bienenzucht, Zeidlerei oder Imkerei hat den
Zweck, Honig und Wachs in möglichster Fülle zu liefern. Sie bildet in vielen Gegenden eine wesentliche Beigabe der Landwirtschaft und wird in mehrern Arten
(Zuchtmethoden) betrieben. Die Zuchtmethode, welche Kasten mit beweglichen Waben (z. B. den Dzierzonstock, Fig. 12) als Wohnungen verwendet, wird
Mobilzucht genannt, im Gegensatz zu der Korb- oder
Stabilzucht (Fig. 1 u. 8). Die Mobilzucht, welche mehr Kunde, mehr Geschick und mehr Arbeit des Imkers erfordert, unter diesen
Voraussetzungen aber auch höhere Erträge sichert, hat neuerdings mehr und mehr Eingang gefunden und einer rationellen Bienenwirtschaft wesentlichen Vorschub
geleistet. Unter Umständen hat jedoch auch die Korbzucht noch ihre volle Berechtigung. Klima, Tracht- und andere Verhältnisse bedingen die Wahl der einen oder der
andern Betriebsweise, und daß man auch die Stabilzucht rationell betreiben kann, zeigt die Lüneburger Bienenzucht. Die
bewegliche Wabe gestattet ein ganz anderes Verfahren bei der Honiggewinnung als der feste Bau: die einzelnen ausgebauten und mit Honig besetzten Waben werden
aus dem Bienenstock herausgenommen, mittels der Honigschleuder (einer Centrifuge) ausgeschleudert und dann wieder in den
Stock hineingestellt. Die Vorteile dieses Verfahrens sind einleuchtend: der Honig läßt sich nach den verschiedenen Trachten (Raps, Linde, Klee, Buchweizen u.s.w.)
sondern, ist vollkommen rein, und das in Form von leeren Waben den B. wiedergegebene Wachs beschränkt im Stock sehr wesentlich den Honigverbrauch.
Die B. tragen Honig, Blütenstaub (Pollen) und
Klebwachs (Propolis) ein. Der Blumenstaub, welcher hauptsächlich zur Nahrung der Brut dient, wird, nachdem derselbe in
Verbindung mit Honig im Bienenmagen teilweise verdaut worden ist, als milchartiger Saft den Larven zur Nahrung in die Zellen gegossen, oder im rohen Zustande mit
Honig vermischt den ältern Larven als Nahrung gereicht. Was davon nicht sofort verbraucht wird, verpacken die B. in Zellen neben der Brut. Außerdem tragen die B.
Wasser ein, teils zur Bereitung des Futters, teils zur Auflösung des im Frühjahr hart gewordenen Honigs.
Nachdem die junge B. ihre Zelle verlassen, ist sie zur Arbeit noch nicht sofort geschickt. Der Körper ist weich, lichtgrau von Farbe;
er bedarf noch der Pflege. Nach Verlauf von 2 Tagen nimmt die junge B. an den häuslichen Arbeiten teil: sie muß Futter bereiten, die Larven füttern, Waben bauen, den
Stock reinigen, ventilieren, um im Stock frische Luft zu schaffen und zu verhindern, daß die Wärme über 30° R. steigt. Später hat sie Wache zu halten, um den Stock
gegen Feinde zu schützen, und erst 10 Tage nach dem Verlassen der Zelle fliegt sie aus dem Stock. Wenn die jungen B. zuerst den Stock verlassen, halten sie ein
Vorspiel, d. h. sie fliegen beim Flugloch herum, um die Flügel zu üben, sich ↔ an die Luft zu gewöhnen und sich
über den Stand des Mutterstocks und die Umgebung genau zu orientieren. Von nun an nehmen sie teil an den Feldarbeiten und heißen
Trachtbienen. Diese Arbeit ist für die B. eine sehr gefährliche. Viele Feinde (s. unten) in der Tierwelt drohen ihnen, ärger noch ist
die Witterung, am ärgsten mitunter des Menschen unverständige Behandlung der B. Die Lebensdauer der B. ist je nach der Jahreszeit eine verschiedene, im Winter bei
vollkommener Ruhe währt sie oft 6–8 Monate, im Sommer bei starker Tracht dagegen nur 2–3 Wochen, Tausende verschleißen ihre Flügel und kehren nicht heim.
Die Einwinterung der Bienenstöcke muß geschehen ehe die B. sich zu einem Winterknäuel zusammengezogen haben. Aus den
zur Kassierung bestimmten schwachen Stöcken werden die Honigwaben herausgenommen, die Brutwaben und B., nachdem letztere mit Bovist betäubt sind, werden
zur Verstärkung der Standstöcke verwendet. Das Flugloch der Stöcke wird verengert und diese selbst mit schlechten Wärmeleitern umgeben. Geht bei langen Wintern
der Honigvorrat auf die Neige, so muß durch Fütterung mit Honig oder Zucker nachgeholfen werden.
Unter den Bienenfeinden aus der Tierwelt sind hauptsächlich folgende zu nennen: Bär, Dachs, Fuchs, Ratten und Mäuse, Wiesel,
die dem Honig oder dem Wachsbau nachgehen; unter den Vögeln: Schwalben, Storch, Fliegenschnäpper, Bachstelze, Rotschwänzchen, Bienenfresser (Bienenwolf,
Merops apiaster L.), Specht, Meise, Sperlingseule u.s.w.; unter den Insekten: die
Bienen- oder Wachsmotte (Galleria melonella L., Fig. 4), der bunte Bienenwolf
(Philanthus triangulum Fab., Fig. 9), Hornisse, Wespen, Spinnen, Ameisen, Bienenlaus
(Fig. 16), gelegentlich auch der Totenkopf, Kellerasseln; unter den Amphibien: die Kröten u.s.w.
Von den Krankheiten, denen die B. ausgesetzt sind, ist die ärgste die Faulbrut; sie ist im
hohen Grad ansteckend und in Pommern, Posen und andern Gegenden wiederholt aufgetreten. Gegen die bösartige Faulbrut (die gutartige ist leicht heilbar) hat
Gutsbesitzer Hilbert neuerdings die Räucherung mit Salicyl mit großem Erfolg angewandt. Auf der deutsch-österr. Wanderversammlung 1879 in Prag hat derselbe sich
über sein Heilverfahren ausführlich ausgesprochen. Für die Faulbrut hat Matron Cheque einen Bacillus ( Bacillus alvei) als
Ursache nachgewiesen; er findet sich in den der Faulbrut anheimgefallenen Larven, läßt sich rein züchten und bildet sehr große Sporen. Infektion einer Bienenwabe
mit Reinkulturen dieses Bacillus erzeugt Faulbrut. Andere Krankheiten sind: die Flugunfähigkeit, Fußgängerei, die
Tollkrankheit, Maikrankheit, die Pilzkrankheit und die
Büschelkrankheit.
Außer der sog. deutschen B., die in Deutschland weitaus die größte Verbreitung hat, giebt es eine Anzahl fremder Bienenrassen,
die, aus fremden Landen importiert, in Deutschland gezüchtet werden. Es gehören dahin: die italienische, die cyprische, die Krainer, die ägyptische und die kaukasische
B. Die italienische mit schöner gelber Behaarung der Bauchringe wurde schon lange in Deutschland gezüchtet; ihre trefflichen Eigenschaften wurden besonders von
dem Altmeister der deutschen Bienenzucht, Dr. Dzierzon, ins Licht gestellt. Der cyprischen B. wird großer Fleiß nachgerühmt, aber sie ist sehr stechlustig; auch der
Krainer fehlt es nicht an guten
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 987.