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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Buchdruckerschulen; Buchdruckerschwärze; Buchdruckerverein; Buchdruckerwappen

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Buchdruckerschulen – Buchdruckerwappen

ausgeführt, von dem «Bogenfänger» in Empfang genommen, und, da die Schrift sich auf der nach unten gekehrten Seite des Bogens befindet, gedreht und auf den vorhergehenden Bogen gelegt. Inzwischen ist der Cylinder in Ruhe über der Schriftform, und zwar mit einer offenen Stelle, an welcher der Cylinderüberzug befestigt wird. Hierdurch ist der Rückgang der Schriftform unter den Cylinder, ohne daß sie von diesem gestreift wird, möglich. Nun wiederholen sich die Bewegungen. Soll die Rückseite des Bogens bedruckt werden, so wird der Papierhaufen umgewendet, mit der unbedruckten Seite nach oben, und das weitere Verfahren ist jetzt dasselbe wie beim Schöndruck, nur daß der Anleger (Punktierer) genau zu beobachten hat, daß die Punkturspitzen, deren sich in diesem Fall nur eine vorn am Cylinder, die andere beweglich (sich hebend und senkend) unter dem Anlegebrett befindet, richtig in die beim Schöndruck vorgestochenen Punkturlöcher treffen. Verschiedenartige Konstruktionen (s. Schnellpresse) führen Modifikationen und veränderte Manipulationen der einzelnen Arbeiten herbei, das Princip bleibt jedoch dasselbe. Nach dem Druck wird die Schriftform durch Waschen mit konzentrierter Seifenlauge gereinigt, Schließrahmen und Stege werden entfernt und die Schrift dem Setzer zum Wiederablegen in seine Schriftkästen übergeben. Wird die Schrift nicht weiter benutzt, so wird sie, in Pakete eingeschlagen, in dem Schriftmagazin aufgehoben oder, wenn sie abgenutzt ist, zum Einschmelzen in einen Kasten geworfen («zu Zeug gemacht»), um als Material für neu zu gießende Schriften zu dienen. Die gedruckten Bogen werden zum Trocknen über Schnüre oder Leisten gehängt, dann einzeln oder doch in kleiner Zahl zwischen Glanzpappen gelegt und hierauf in großen Stößen einem kräftigen Druck in einer starken, womöglich hydraulischen Presse, der Glätt- und Packpresse (Taf. Ⅲ, Fig. 2), längere Zeit ausgesetzt, damit die Eindrücke (Schattierung) der Schrift im Papier beseitigt werden. Dann ist die Auflage zum Abliefern an den Buchbinder fertig.

Litteratur. Bachmann, Handbuch der B. (Weim. 1876); Waldow, Die B. (2 Bde., Lpz. 1874‒76); ders., Lehrbuch für Schriftsetzer (ebd. 1877): ders., Die Lehre vom Accidenzsatz (ebd. 1875); Dittrich, Anleitung zum Satz der Musiknoten-Typen (ebd. 1874); Bosse, Anleitung zum Ornamentieren im Buchdruckgewerbe (ebd. 1884); Faulmann, Handbuch der B. (Wien 1884); Waldow, Illustrierte Encyklopädie der graphischen Künste (Lpz. 1880‒84); Franke, Katechismus der B. (5. Aufl. von Waldow, ebd. 1886); Marahrens, Vollständiges theoretisch-praktisches Handbuch der Typographie (2 Bde., 2. Aufl., Kiel 1891 fg.); Lorck, Herstellung von Druckwerken (4. Aufl., Lpz. 1883); Waldow, Die Zurichtung und der Druck von Illustrationen (ebd. 1879); ders., Hilfsbuch für Maschinenmeister an Buchdruck-Cylinderschnellpressen (2 Bde., ebd. 1887); ders., Anleitung zum Farbendruck auf der Buchdruckpresse und Maschine (ebd. 1883); Wunder, Über Preisberechnung von Druckarbeiten (ebd. 1890); Die doppelte Buch- und Geschäftsführung für Buchdruckereien (Tl. Ⅰ von Frese, 2. Aufl., ebd. 1889; Tl. Ⅱ von Dönges, 1870); Hansard, Typographia (Lond. 1825); Savage, Dictionary of the art of printing (ebd. 1841); Southward, Dictionary of Typography (ebd. 1875); Fournier, Traité de la typographie (3. Aufl., Tours 1870); Lefevre, Guide

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pratique du compositeur et de l’imprimeur (Neue Ausg., Par. 1883); MacKellar, American Printer (Philad. 1868); Ringwalt, American Encyclopædia of printing (ebd. 1871).

Zeitschriften: Archiv für B. (Lpz., seit 1864); Annalen der Typographie (ebd. 1869‒79); Deutsche Buchdruckerzeitung (Berl., seit 1874); Journal für B. (Braunschw., seit 1834, seit 1882 Hamb.); Österr. ungar. Buchdruckerzeitung (Wien, seit 1873); Techn. Jahrbuch für den Buch- und Kunstdruck (Hallein-Salzb., seit 1889); Typograph. Jahrbücher (Lpz., seit 1880); Der Correspondent für Deutschlands Buchdrucker und Schriftgießer (Organ des Gehilfenverbandes, ebd., seit 1863); Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker (ebd., seit 1889); L’Imprimerie (Par.); Le Gutenberg. Journal des imprimeurs (ebd.); Bulletin de l’Imprimerie et de la Librairie (ebd.); Printer’s Register (Lond.); The Printing Times and Lithographer (ebd.); British and Colonial Printer (ebd.); The Printer’s Circular (Philad.).

Buchdruckerschulen, Fachschulen für Buchdruckerlehrlinge u. s. w., existieren in Leipzig, Dresden, Berlin, Wien, Paris, Brüssel, London u. s. w. Teilweise sind die B. städtisch, teils von Prinzipalvereinigungen errichtet. Der Lehrkörper besteht aus praktischen Fachmännern sowie Volks- und Bürgerschullehrern. Die Schulen sind zumeist in 3 Klassen (1., 2. und 3. Lehrjahr) eingeteilt und zwar in Setzer- und Druckerklassen. Der Lehrplan umfaßt Geschichte und Technik der Typographie und der verwandten Zweige, Muttersprache und fremde Sprachen (französisch, englisch, lateinisch), Rechnen, Zeichnen, Geometrie, Buchhaltung, Stenographie, Mechanik u. s. w. – Als technisches Lehrmaterial kommen zur Verwendung: Fachwerke, Schriftproben, Satz- und Druckmuster für Werk-, Accidenz- und Zeitungssatz, photolithographisch vervielfältigte Manuskripte zu Leseübungen; Anschauungsmaterial für den Schriftguß, Stereotypie, Galvanoplastik, Holzschnitt u. s. w. Der Unterricht findet zumeist abends statt. Alljährlich werden Besuche in graphischen Etablissements, Papierfabriken, Schriftgießereien u. s. w. gemacht. – Seit Ende 1891 besteht an der Leipziger Kunstakademie eine besonders eingerichtete Abteilung für reifere Typographen u. s. w. mit vierjährigem Lehrplane, der speciell typographisches Zeichnen, Stil- und Ornamentenlehre u. s. w. nach künstlerischen Principien umfaßt.

Buchdruckerschwärze (schwarze Buchdruckfarbe), s. Buchdruckfarbe.

Buchdruckerverein, s. Deutscher Buchdruckerverein.

Buchdruckerwappen. Die vielfach behauptete Verleihung eines besondern Wappens an die Buchdrucker durch Kaiser Friedrich Ⅲ. zwischen 1460 und 1470 ist ebensowenig wie irgend eine andere Verleihung eines B. urkundlich nachweisbar und die Nachrichten hierüber mögen auf der unrichtigen Auffassung der Thatsache beruhen, daß Kaiser Friedrich Ⅲ. dem Straßburger Buchdrucker Johannes Mentel (s. d.) oder Mentelin 1466 gestattete, ein Personalwappen (den Löwen des Schlettstädter Wappenschildes mit Umkehrung der Farben) anzunehmen. Die neuern, in Buchdruckerkreisen günstig aufgenommenen Versuche, ein B. zu schaffen, fußen aus Darstellungen und Beschreibungen, die im 17. und 18. Jahrh. sich finden und auch in die Praxis übersetzt worden sind. Sie zeigen in der Regel im Schilde einen schwarzen Doppeladler auf goldenem Grunde, der in den Klauen