Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Glas'
gen der letztern als Erhöhungen auf dem fertigen Stücke hervor. Die Herstellung einer Dose aus Bleikrystall ist aus
Taf. II, Fig. 7 (a–e) ersichtlich. Die wulstartigen Erhöhungen der fertigen Dose (e) werden in
der Weise hervorgebracht, daß man das G., aus welchem zunächst an der Pfeife ein sehr dickwandiges Kölbchen geblasen wurde, in die
verhältnismäßig kleine Form einbläst (a). Die äußern Teile schmiegen sich der Form an und bilden Wülste, die innern, schon etwas kältern Teile
behalten dagegen ihre runde Form. Durch Anblasen und schnelles Drehen des Arbeitsstücks wird dieses erweitert (d), der Arbeiter setzt dann den
Fuß der Dose an (c), sprengt den Hals ab und erweitert die Öffnung. Das überschüssige G. wird nun abgeschnitten (d); der Rand wird nochmals stark
angewärmt und erhält schließlich durch Drehen und Niederbiegen mit Hilfe einer eisernen Schablone die vollendete Form (e).
Einen ganz besondern Zweig der Glasmacherei bildet die Herstellung des Fenster- oder
Tafelglases, das als Mond- und als Walzenglas angefertigt wird. Während früher hauptsächlich Mondglas
hergestellt wurde, ist dasselbe heute durch das Walzenglas fast vollständig verdrängt worden.
Bei der Herstellung des Mondglases (Taf. II, Fig. 10) nimmt
der Glasmacher eine kleine Menge G. aus dem Ofen und bläst dasselbe auf, schränkt dieses hierauf ab und fängt nun nach und nach unter
fortwährendem Drehen der Pfeife die erforderliche Menge G. Der Gehilfe bläst die Masse weiter auf, während der Meister die Pfeife und mit ihr
den Glasklumpen auf der Motze fortwährend dreht, worauf der Glasklumpen wieder am Ofen angewärmt werden muß. Der Klumpen wird weiter zur Kugel
aufgeblasen (a), das G. von neuem angewärmt und Pfeife und G. möglichst rasch bei horizontaler Lage der Pfeife gedreht. Infolge der
Zentrifugalkraft streben die Teilchen der weichen Glasmasse nach außen und die Kugel plattet sich nach und nach ab (b). An der dicksten Stelle
derselben, dem sog. Ochsenauge, heftet der Gehilfe seinen Stab an, worauf der Glasmacher die Pfeife absprengt, die Öffnung wird ausgeweitet (c).
Das so weit vollendete Stück wird durch die aus der Mündung des sog. Auslaufofens herausschlagende Flamme erwärmt, und bei fortwährendem
schnellen Drehen der Pfeife streckt sich der ganze Cylinder in wenigen Augenblicken zu einer flachen Scheibe (d), die später vom Hefteisen
abgesprengt und nach dem Kühlofen geschafft wird. Mondglas in kleinerer Form sind die sog. Butzenscheiben (s. d.).
Bei Herstellung der Glastafeln, des Walzenglases
(Taf. II, Fig. 3, a–f), befestigt der Glasmacher zunächst eine möglichst große Menge G. an den
Knopf der Pfeife, erteilt derselben zunächst die Gestalt a, dann die Gestalt b und bläst die Glasmasse unter fortwährendem Drehen, Senken und
Schwenken schließlich zur Walze c auf. Hierbei kühlt sich die Glasmasse so weit ab, daß sie ihre Form nicht mehr ändert. Alsdann wird der untere
Teil im Ofen wieder glühend gemacht und so viel Luft eingeblasen, daß die erweichte Stelle platzt (d). Die so entstandene Öffnung wird mit einer
Schere gerade geschnitten und erweitert. Nach dem Erkalten wird der Cylinder – um ihn von der Pfeife abzusprengen – mittels eines rotglühenden
Eisens an der betreffenden Stelle erhitzt (e) und hierauf durch einige Tropfen Wasser rasch abgekühlt, sodaß er durch einen kreisförmigen Sprung
von der Pfeife ↔ getrennt wird. Der jetzt fertige Glascylinder muß gestreckt werden, welche Operation in folgender Weise
vorgenommen wird: Mehrere Cylinder werden, nachdem sie durch einen parallel zur Achse laufenden Schnitt aufgesprengt sind, nacheinander in den
Streckofen geschoben, sodaß jeder einzelne auf immer heißere Stellen der Bodenplatte dieses Ofens kommt. An der heißesten Stelle ist die sog.
Streckplatte angebracht, die aus einer feinen Thonmasse möglichst eben und fest hergestellt ist. Hier wird der Cylinder mittels eines Stabes
geöffnet (f), sodaß er sich platt auf der Unterlage ausbreitet, und alsdann mittels des Polierholzes nachpoliert. Das letztere verkohlt durch die
starke Hitze der Glasmasse an seiner Oberfläche und gleitet ebendeshalb so sanft auf der Glastafel, daß dieselbe keine Beschädigung erleiden
kann. Hierauf werden die Tafeln nach einem weniger heißen Raum des Ofens geschoben, wo sie bald erstarren, und noch warm in vertikaler Stellung
an Eisenstäbe angelegt. Ist der ganze hierzu bestimmte Raum mit Glastafeln gefüllt, so schließt man ihn und läßt die Tafeln langsam abkühlen.
Das zu manchen Zwecken verwendete gerippte G. wird in der Weise hergestellt, daß der Glasbläser den Glasklumpen in eine mit entsprechenden
Riffeln versehene eiserne oder messingene Form einbläst.
Das Spiegelglas (s. d.) wird geblasen, ähnlich wie das Tafelglas, oder gegossen
(s. Glasgießerei).
Kathedralglas ist dickeres Tafelglas mit rauher Oberfläche, die das Tageslicht nur gedämpft in den Innenraum
dringen läßt; es findet für Kirchenfenster Verwendung.
Große Hoffnungen wurden seinerzeit auf das 1874 von dem Franzosen Royer de la Bastie erfundene Hartglas oder
Vulkanglas gesetzt, die sich indes nur zum Teil erfüllt haben. Die Eigentümlichkeit des Hartglases besteht
in erhöhter Widerstandsfähigkeit gegen Stoß, Schlag und plötzlichen Temperaturwechsel. Es zerspringt aber sehr leicht durch Ritzen, oft auch
ohne irgend einen erkennbaren äußern Einfluß. De la Bastie stellt sein Hartglas in der Weise dar, daß der fertige Glasartikel bis zur schwachen
Rotglut erwärmt und alsdann in ein Bad aus Fett, Harz, Öl, leicht schmelzendem Metall u. s. w. von 2 bis 300° C. getaucht wird, in dem man ihn
vollständig erkalten läßt. Auch durch Luftkühlung wird Hartglas erzeugt. Fr. Siemens stellt Preßhartglas durch Pressen des rotwarmen G. zwischen
rasch kühlenden Metallplatten dar. In Berlin stehen so hergestellte Glastafeln für Straßenlaternen in Gebrauch.
Über Alabasterglas, Eisglas,
Milchglas und Musselinglas, nach
ihrem Aussehen benannte Glasarten, deren Verarbeitung keine besondern Eigentümlichkeiten hat, s. die Einzelartikel.
Diesen zur eigentlichen Glasfabrikation gehörigen Arbeiten schließen sich diejenigen Manipulationen an, die man mit dem gemeinsamen Namen
Glasraffinerie bezeichnet. Im engern Sinne versteht man darunter das Schleifen, Bemalen und Vergolden des
G., im weitern Sinne des Wortes alle jene Operationen, welche dazu dienen, dem G. eine höhere Vollendung der Form oder irgend einen Schmuck in
Farbe, Glanz oder Farbenspiel zu erteilen. Es läßt sich demnach folgende Einteilung für die verschiedenen Arten der Glasraffinerie treffen:
-
1) die Raffinerie am Schmelzofen;
-
2) Behandlung des G. Durch Schleifen;
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3) Mattieren der Oberfläche durch Ätzen
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 43.