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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Glockneralpen; Glocknitz; Glog.; Glogau

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Glockneralpen – Glogau (Stadt)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Glockner'

Fürst Salm-Reifferscheid, unternommen. Zwei Heiligenbluter Bauern gelangten 17. Juni 1799 bis zur Adlersruhe und 23. Juni bis dicht unter den Kleinglockner. Am 19. Aug. bezog eine Expedition von 30 Personen unter Leitung des Fürstbischofs selbst eine Unterkunftshütte im Leiterthal. Die Gesellschaft drang bis zur Adlersruhe, 4 Bauern (24. Aug.) bis zum Kleinglockner vor, wurden jedoch durch Unwetter zur Umkehr genötigt. Endlich 25. Aug. wurde der Kleinglockner (3765 m) von einigen Bauern bestiegen. Am 26. Juli 1800, abermals unter Salms Leitung, wurde eine zweite Expedition unternommen (62 Personen). Diesmal wurde, 28. Juli, die Spitze des Großglockners selbst von den Heiligenbluter Bauern und Pfarrer Horrasch aus Dellach erreicht und am folgenden Tage von den Bauern und dem jungen Mathematiker Valentin Stanig nochmals bestiegen. Kurz nachher gelangte auch der Naturforscher Dr. Schwägrichen auf die höchste Spitze; 1802 fand die dritte Salmsche Expedition statt, wobei auch der Fürstbischof den Kleinglockner bestieg. Seitdem wurde der G. häufiger bestiegen, unter andern von Franz Keil, der ein Relief, und von Markus Pernhart, der ein Panorama des Berges entwarf. - Mit der Ausarbeitung eines Glockner-Reliefs in dem großen Maßstabe von 1:2000, wobei der Großglockner ohne Überhöhung eine Höbe von 1,9 m erhalten wird, ist der Geoplast P. Oberlercher in Klagenfurt beschäftigt. Das Relief wird eine Länge von 7 m und eine Breite von 3 m besitzen und wird im Landesmuseum zu Klagenfurt aufgestellt sein; es soll 1893 vollendet werden.

Glockneralpen, s. Ostalpen.

Glocknitz, s. Gloggnitz.

Glog., hinter der lat. Benennung von Tieren Abkürzung für Konstantin W. L. Gloger, einen deutschen Naturforscher, besonders Ornithologen.

Glogau. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Liegnitz, hat 935,55 qkm, (1890) 74518 (36378 männl., 38140 weibl.) E., 2 Städte, 150 Landgemeinden und 113 Gutsbezirke. –


Textfigur:

2) G., auch Großglogau, zum Unterschied von Oberglogau (s. d.), Kreisstadt im Kreis G. und Festung zweiten Ranges (s. Deutsches Festungssystem), links an der Oder und an den Linien Breslau-Stettin und Lissa-Hansdorf der Preuß. Staatsbahnen, ist Sitz des Landratsamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Breslau) mit 15 Amtsgerichten (Beuthen a.O., Carolath, Freistadt, G., Grünberg, Guhrau, Halbau, Herrnstadt, Kontopp, Neusalz a.O., Polkwitz, Priebus, Sagan, Sprottau, Steinau a.O.), eines Amtsgerichts, Hauptsteueramtes, Eisenbahnbetriebsamtes (423,14 km Bahnlinien) der Eisenbahndirektion Breslau, einer Reichsbankstelle (Umsatz 1892: 377,926 Mill. M.), Wasserbauinspektion, Fortifikation, eines Artilleriedepots, Proviantamtes, der Kommandos der 9. Division, der 17. und 18. Infanterie- und der 9. Kavalleriebrigade und hat (1890) 20529 (11165 männl., 9364 weibl.) E., darunter 5989 Katholiken und 863 Israeliten, in Garnison (3171 Mann) das 58. Infanterieregiment, die 1. Abteilung des 5. Feldartillerieregiments von Podbielski, das 1. Bataillon des 6. Fußartillerieregiments von Dieskau und das 5. Pionierbataillon; Postamt erster Klasse mit ↔ Zweigstelle, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, städtische Feuerwehr, Wasserleitung (seit 1442), Kanalisation, Gasanstalt der Schlesischen Gasaktiengesellschaft. Die Stadt ist im O., S. und W. mit Festungswerken umgeben, die 1881 nach Osten zu erweitert wurden und eine Ausdehnung der Stadt zur Folge hatten. Über die Oder im Norden führt eine große hölzerne Brücke nach der befestigten Dominsel. Die Stadt hat je drei evang. und kath. Kirchen, unter letztern der Dom auf einer Oderinsel, ferner zwei Synagogen, ein königl. Schloß, jetzt Sitz der Behörden, mit dem Hungerturm zur Erinnerung an den Hungertod der von Herzog Johann II. eingesperrten Magistratspersonen, ein Rathaus mit Turm (80 m), neues Postgebäude, Garnisonlazarett; an Unterrichtsanstalten ein königlich evang. Gymnasium, 1708 als Seminarium gestiftet, seit 1812 Gymnasium (Direktor Dr. Langen, 16 Lehrer, 8 Klassen, 172 Schüler), königlich kath. Gymnasium, 1626 von den Jesuiten gegründet (Direktor Jungels, 15 Lehrer, 7 Klassen, 190 Schüler), eine Kriegsschule, simultane höhere Mädchenschule, Knaben- und Mädchenmittel-, Handwerkerfortbildungsschule; ferner zwei Freimaurerlogen, Stadttheater, städtische Krankenanstalt mit Siechenhaus und Bürgerspital, Diakonissenanstalt, Kloster und Krankenhaus der Grauen Schwestern zur heil. Elisabeth, Domhospital, Armen-, Waisenhaus, israel. Heiliges Stift. – Die Industrie (25 Fabriken mit etwa 1000 Arbeitern) erstreckt sich auf Fabrikation von Zucker (die Raffinerie G. ist eine Zweiganstalt der Zuckerfabrik Fraustadt), Stärke, Sirup und Dextrin, Thonwaren, Maschinen und Turmuhren, Eisengießerei, Dampfstellmacherei, große Eisenbahnwerkstätten. Bedeutend ist das geogr. Institut von Carl Flemming (s. d.) sowie der Weinhandel. Neben der Reichsbankstelle bestehen Kommanditen des Schlesischen Bankvereins und der Breslauer Wechslerbank, ein Vorschußverein, eine Kreis- und eine städtische Sparkasse. G. ist der Geburtsort des Dichters Gryphius und des Fürstbischofs Heinr. Förster. – Ehedem war G. Hauptstadt des Fürstentums G., welches der dritte Sohn des niederschles. Herzogs Heinrich II. oder des Frommen, Konrad II., in dem Teilungsvertrag von 1252 erhielt. Es begriff damals den ganzen nördl. Teil von Niederschlesien oder G., Sagan und Crossen in sich. Durch Herzog Konrad, der viele deutsche Kolonisten ins Land zog, wurde die Stadt ansehnlich erweitert und erhielt Deutsches Recht. Sein Sohn Herzog Heinrich III. erweiterte sein Besitztum durch Erwerbung des größten Teils des Fürstentums Breslau; doch zerfiel es unter dessen Söhnen 1309 wieder in vier Teile. Die damals von Przemislaw gestiftete Sonderlinie G. starb mit demselben 1331 wieder aus, worauf die beiden andern glogauischen Sonderlinien, die von Sagan und von Steinau, das Land, jedoch jetzt unter böhm. Hoheit, geteilt in Besitz nahmen. Das nunmehr unter Herzog Heinrich IV. neugebildete Herzogtum G. wurde bald wieder in mehrere Teile zersplittert, deren Fürsten 1476 ausstarben, worauf nach langen Streitigkeiten 1481 der Herzog Johann von Sagan mit G., jedoch mit Ausnahme von Schwiebus, Züllichau und Crossen, die an den Kurfürsten Albrecht Achilles von Brandenburg kamen, belehnt wurde. Mit seinem gewaltthätigen Sohne Johann II., der 1489 seiner Länder verlustig wurde, starb der piastische Stamm der Herzöge von G. völlig aus, und seit 1506 hörte G. auf, ein eigenes Herzogtum

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 84.