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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Aino; Ainsworth; Aïntab; Air; Aïr

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Aino - Air.

malerei unter Heß' Vorstand ein eignes Institut gegründet wurde, erhielt A. die Inspektion über dasselbe. Er kam auf den Gedanken, farbiges Glas mit farbigem statt, wie früher geschah, weißes Glas mit farbigem zu überfangen, und konnte infolge dieser Erfindung über eine Auswahl von 100-120 verschieden gefärbten Glastafeln in allen Nüancen verfügen. Auch war er der erste, welcher im Verein mit Wehrstorfer Glasbilder auf einer Tafel ausführte und damit die Kabinettglasmalerei wieder aus der Vergessenheit hervorrief. Seine vorzüglichsten Arbeiten sind die Fenster des Doms in Regensburg, der Aukirche in München und mehrere für den Kölner Dom. Als Künstler steht A. auf dem Standpunkt der modernen Schule deutscher Kirchenmalerei; auch als Architekturmaler hat er Anerkennenswertes geleistet. Er starb 8. Dez. 1870 in München.

Aino ("Menschen"), ein Volk Ostasiens, das die südliche Hälfte der Insel Sachalin, die Insel Jeso und die Kurilen bewohnt; auf ersterer wird ihre Zahl auf 2-3000 geschätzt, auf Jeso, wo sie erst in der Mitte des 15. Jahrh. eingewandert sein sollen, auf 60-100,000. Ihre Physiognomie hat etwas Europäisches und ähnelt der russischen, der Körper ist aber reichlicher und stärker behaart, als dies durchschnittlich bei Europäern der Fall ist; auch lassen die Männer ihr Haupthaar gleichfalls hinten lang wachsen und tragen bis auf die Brust herabreichende Vollbärte, so daß man wohl von einem "behaarten" Menschenschlag gesprochen hat. Man unterscheidet drei Typen: 1) den kurilischen, mit weißer und rötlicher Hautfarbe, fast wagerecht gestellten Augen, vorspringender Nase und scharf geschnittenem Profil; 2) den mongolischen, mit breitem, flachem Gesicht, dicker Nase, dichten, straffen Haaren; 3) den chinesischen, mit gelber Hautfarbe, schief gestellten Augen, vorspringenden Backenknochen, platter Nase und vollem Gesicht. Ihre Sprache steht zwischen der chinesischen und mandschurischen. Ein Wörterbuch des Russisch-Ainoschen hat Dobrotworski in den "Nachrichten der Universität Kasan" veröffentlicht (1876, Bd. 43). Die A. sind schamanische Heiden. Sie wohnen in Hütten, welche leicht aus Brettern und Rinde zusammengefügt und mit Strauchwerk bedeckt sind; während eines kalten Winters machen sie sich Erdgruben. Originell ist die Sitte der A., sich die Lippen zu schwärzen; der Arm bis an den Ellbogen wird tättowiert. Ihre Nahrung besteht vornehmlich in Fischen und Reis; ihr Haustier ist der Hund, den sie gut halten. Sie leben in Polygamie; ihre Frauen sind wenig fruchtbar. Vgl. Anutschin, Der Volksstamm der A. (russ., Mosk. 1876); Scheube, Die A. (Leipz. 1882); v. Siebold, Ethnologische Studien über die A. (Berl. 1881).

Ainsworth (spr. ehnsŭorth), 1) William Harrison, engl. Romanschriftsteller, geb. 1805 zu Manchester als Sohn eines Rechtsanwalts, veröffentlichte, noch minderjährig, den Roman "Sir John Chiverton", welcher sich das Lob Walter Scotts erwarb, und verließ infolgedessen das begonnene Studium der Rechtswissenschaft, um sich ganz der Litteratur zu widmen. Als er sich 1826 mit der Tochter eines Buchhändlers verheiratete, trat er selbst in den Buchhandel ein; doch gab er dieses Geschäft bald wieder auf und reiste in Italien. Seine Romane: "Rookwood" (1834) und "Crichton" (1837) fanden Beifall. Eine beträchtliche, wenn auch ungesunde und längst wieder verlorne Popularität erwarb sich 1839 seine romantische Diebsgeschichte "Jack Sheppard", die auch mehrfach in England und Frankreich dramatisiert wurde. Im J. 1840 übernahm A. beim Abtreten von Charl. Dickens die Leitung von "Bentley's Magazine"; 1842 gründete er eine eigne Monatsschrift: "Ainsworth's Magazine", die aber nach einigen Jahren, gleichwie das 1845 von ihm übernommene "New Monthly Magazine", einging. Er hat seitdem und bis in die neueste Zeit eine große Anzahl von Romanen geschrieben ("Stanley Brereton", 1881, war sein letzter), in denen auf historischem Hintergrund allerlei Liebes- und Kampfesabenteuer erzählt werden. In Deutschland ist diesem Schriftsteller auf Grund fabrikmäßiger Übersetzung, welche die Lesewelt willig hinnahm, eine Bedeutung zugeschrieben worden, die er in England selbst nie besaß oder beanspruchte. Er starb 3. Jan. 1882 zu Reigate in der Grafschaft Surrey.

2) William Francis, engl. Arzt, Geolog und Reisender, Vetter des vorigen, geb. 9. Nov. 1807 zu Exeter, kam als Jüngling zu einem Edinburger Arzt in die Lehre, ging 1827, nachdem er sich ein ärztliches Diplom erworben, nach Paris und durchforschte dann die Auvergne und die Pyrenäen in geologischer Beziehung. Nach seiner Rückkehr nach Edinburg leitete er die Herausgabe des "Journal of natural and geographical science" und hielt Vorlesungen über Geologie. Als 1832 und 1833 in England und Irland die Cholera wütete, widmete er sich mit Eifer dem Studium dieser Krankheit, über welche er auch eine vielbesprochene Schrift veröffentlichte ("On pestilential cholera"). Daneben hielt er zu Dublin und Limerick geologische Vorlesungen, welche großen Beifall fanden. Im J. 1835 wurde er der Euphratexpedition unter Oberst Chesney beigegeben und bereiste bei der Rückkehr Kurdistan, den Taurus und Kleinasien. Im J. 1838 mit Rassam und Th. Russell wieder nach dem Orient geschickt, gelang es ihm, 1840 über Mosul bis zu den Nestorianern vorzudringen. Er veröffentlichte über seine Reisen: "Researches in Babylonia, Assyria etc." (Lond. 1838); "Travels in Asia Minor, Mesopotamia, Chaldaea and Armenia" (1842, 2 Bde.) und "Travels in the track of the 10,000 Greeks" (1844, 2 Bde.). Auch gab er unter anderm einen "Illustrated universal Gazetteer" (1863, neue Aufl. 1869) heraus. A. hat seinen Wohnsitz in London.

Aïntab, Stadt im nördlichen Syrien, 104 km nördlich von Aleppo, am Flusse Sadschur, mit Baumwoll-, Seide- und Lederindustrie, reichem Obstbau und etwa 20,000 meist turkmen. Einwohnern (darunter ca. 5000 Armenier und 1200 Protestanten). A. ist Hauptstation der nordamerikanisch-evangelischen Mission.

Air (franz., spr. ähr), Miene, Haltung, Anstand; vornehmes Ansehen; in der Musik s. v. w. Lied, Gesang, etymologisch mit Arie zusammengehörig, doch auch zur Bezeichnung von Instrumentalmelodien (Gavotten, Musetten etc.) gebraucht. Vgl. Arie.

Aïr (Asben), Gebirgsland im südlichen Teil der Sahara, dessen zahlreiche Gebirgsstöcke sich in seltsamen Gruppen und Einzelformen über das weite, durchschnittlich 650 m hohe Plateauland der Wüste erheben. Die Berge von Timge (bis 1550 m hoch), die Gebirge Baghsén (1350 m) und Eghellâl, der Dogem, der mauerähnliche Kamm des Mari, der Tschereka mit merkwürdigem Doppelhorn sind einzelne Glieder der großen, von N. nach S. 245 km langen Gebirgsgruppe, deren Thäler zum Teil mit dichten Mimosenwäldern und andrer Vegetation bedeckt sind, und welche im September und Oktober von ungeheuern Regengüssen heimgesucht wird und daher Raum und Nahrung für eine zahlreiche Bevölkerung bietet. Strauße, Gazellen, Löwen sind