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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Abbrechen - Abchasen

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Abbrände'

dieser Kupfer, Silber oder Gold, so werden die A. auf diese Metalle verarbeitet (s. Silber).

Abbrechen, eine Bewegung der Elementartaktik, die den Übergang aus einer breitern Front in eine schmälere mit Beibehaltung der bisberigen Frontrichtung bezweckt. Die Ausführung geschieht in der Art, daß gewisse Unterabteilungen (z.B.: in Sektionen brecht ab!) sich nacheinander hinter die eine ihrer Flügelabteilungen (rechts oder links abbrechen) setzen. Eine Art des A. ist auch das Plovieren oder Hintereinandersetzen. Der Gegensatz des A. ist der Aufmarsch (s. d.). – A. des Gefechts, s. Rückzug.

In der Reitkunst heißen A. diejenigen Übungen der Ganachenbearbeitung, die unmittelbar auf die Kopfstellung hinzielen, während diejenigen Übungen, welche erst den Hals hineinziehen, um beim Geradestellen die absolute Kopfstellung zu gewinnen, Abbiegen genannt werden.

Abbrennen, in der Landwirtschaft, s. Betriebssystem; A. der Messinggegenstände, s. Gelbbrennen.

Abbreviatōren (lat., «Abkürzer»), in früherer Zeit (seit dem 15. Jahrh.) päpstl. Kanzleibeamte verschiedenen Ranges (zu Zeiten 72), die bei der Expedition von Breven u.s.w. beschäftigt waren, gegenwärtig 11 Prälaten, welche die letzte Revision der Bullen besorgen.

Abbreviatūren, s. Abkürzungen.

Abbruch, in der Baukunst die Niederlegung eines Bauwerks. Die Kosten eines A. werden meist gedeckt durch den Wert des aus ihm gewonnenen Materials. Je älter und verfallener der Bau ist, desto geringer wird sein Wert sein. Beim «Verkauf auf A.» hat man daher zu beachten, ob das Steinmaterial nach Entfernung der alten Kalkschichten noch verwendbar, ob das Holz frei von Wurm und Fäulnis ist und ob die Fenster, Thüren, Öfen u.a. noch anderweitige Verwendung zulassen. Zur Bestimmung des Werts eines abzubrechenden Gebäudes gehört große Sachkenntnis, da die Arbeitslöhne, Fuhrlöhne, Materialverluste u.s.w. vom Wert der Materialien in Abrechnung zu bringen sind, andererseits der A. selbst besondere Vorsicht und Übung in geschickter Verteilung der Arbeiten erfordert. In größern Städten giebt es daher Unternehmer, die den A. geschäftsmäßig betreiben. (S. Bauanschlag.)

Abbrunften, s. Brunft.

Abbt, Thomas, philos. Schriftsteller, geb. 25. Nov. 1738 zu Ulm, studierte seit 1756 zu Halle Theologie, Philosophie und Mathematik, wurde 1758 daselbst Privatdocent, 1760 außerord. Professor der Philosophie zu Frankfurt a.O., 1761 Professor der Mathematik in Rinteln, 1765 lippescher Konsistorialrat zu Bückeburg und starb 3. Nov. 1766; Herder war sein Amtsnachfolger. A.s populär-philos. Arbeiten, von denen die bedeutendsten sind die von dem patriotischen Geiste des Siebenjährigen Krieges beseelte Abhandlung «Vom Tode fürs Vaterland» (Berl. 1761) und die viel gelesene Schrift «Vom Verdienste» (ebd. 1765 u.ö.), verraten Scharfsinn und Einbildungskraft und haben zur Neugestaltung der deutschen Litteratur mitgewirkt. A. war nach Lessings Ausscheiden Mitarbeiter an den von Nicolai und Mendelssohn herausgegebenen «Briefen, die neueste Litteratur betreffend». Seine «Vermischten Werke» gab Nicolai heraus (6 Bde., Berl. 1768–81; 2. Aufl. 1790). – Vgl. Nicolai, Ehrengedächtnis T. A.s (ebd. 1767); Herder, Über T. A.s Schriften (Riga 1768); Pentzhorn, T. A. (Berl. 1884).

Abbūna, kirchlicher Titel, s. Abûnâ. ↔

A-b-c, Benennung des Alphabets (s. d.) nach den drei ersten Buchstaben; bildlich gebraucht für Anfangsgründe, Elemente einer Wissenschaft u.a.

A-b-c-Bücher oder Fibeln, Hilfsbücher zum Lesenlernen für Anfänger. Der erste Name rührt daher, daß ursprünglich stets das Alphabet in der hergebrachten Buchstabenfolge den Anfang bildete; der zweite ist von dem griech. «Biblia» (Buch) abgeleitet. Erst nach der Erfindung der Buchdruckerkunst sind eigentliche A. entstanden; doch kannte das Mittelalter längst kurze A-b-c-Tafeln. Das älteste bekannte A-b-c-Buch ist das fälschlich Luther zugeschriebene niederdeutsche «Bökeschen vor de leyen unde kinder» (Wittenb. 1525). Es enthielt das Alphabet, die Zehn Gebote, das Vaterunser, den Glauben und einige Gebete, ferner die Zahlen und ein Titelbüchlein, und derart blieb lange Zeit der Hauptinhalt der A. 1527 gab Valentin Ickelsamer eine Fibel u.d.T. «Die rechte Weis aufs kürzist lesen zu lernen» heraus, in der bereits die Lautiermethode gehandhabt wird; doch zeigen trotzdem die A. bis zum Ende des 17. Jahrh. wenig Veränderungen. Schon im 16. Jahrh. (in Grüßbeutels «Stimmenbüchlein», 1531), namentlich aber seit Beginn des 18. Jahrh. wurden sie, um den Schülern das Merken der Buchstaben zu erleichtern und das Lesenlernen interessanter zu machen, häufig mit Abbildungen von Tieren, Pflanzen, Geräten u.s.w. versehen, deren Namen den betreffenden Buchstaben enthalten. Darunter standen öfter recht barbarische Knittelverse, die zuerst von dem Subrektor Bienrod in Erfurt eingeführt sein sollen. Auch wurden die Buchstaben in Form von Gerätschaften u.dgl. oder als Teile solcher abgebildet, z.B. das W als Wetterfahne, das L als Licht. Auf dem Titel oder am Ende der A. stand meist die Figur eines Hahnes als Symbol der Wachsamkeit und Aufmerksamkeit. Eine viel größere Mannigfaltigkeit zeigen die A., seitdem die Buchstabiermethode beseitigt ist und neue Lesemethoden (s. Lesen und Lesemethoden) an deren Stelle eingeführt worden sind. Außer den elementaren Übungen zur Erlernung des Lesens enthalten die heutigen A. einen weit reichern Lesestoff als die frühern, der in einfachen Sätzen, kleinen Beschreibungen, Erzählungen, Fabeln, Gedichten u.s.w. besteht. Fast allgemein werden erläuternde bildliche Darstellungen beigegeben, sowie Anhänge für die ersten Elemente des Rechnens.

A-b-c-darĭen, alphabetisch geordnete Übersichten des Inhalts meistens deutscher Rechtsbücher (des Sachsenspiegels, Schwabenspiegels und ihrer Glossen); bisweilen ist auch das kanonische, das röm. Recht und das langobard. Lehnrecht mit berücksichtigt. Sie sind im 14. und 15. Jahrh. entstanden und zum größten Teil nur handschriftlich überliefert. – Vgl. Stobbe, Deutsche Rechtsquellen, I, §. 45.

Abchangieren (spr. -schangsch-), beim Galoppieren der vom Reiter nicht beabsichtigte Wechsel des Beinsatzes, d.h. Übergang vom Rechtsgalopp zum Linksgalopp oder umgekehrt.

Abchasen, von den Georgiern Bsyb, in ihrer eigenen Sprache Abssua oder Absne, von den Tscherkessen Asega genannt, eins der kaukas. Bergvölker, welches das Land westlich und südwestlich vom Kamme des Kaukasus bis zur Ostküste des Schwarzen Meers (Abchasien) bewohnt und nördlich die Tscherkessen, im Süden die Suanen und Mingrelier zu Nachbarn hat. Die A. unterscheiden sich von ihren tscherkess. Nachbarn in ihren socialen Zuständen wie in Physiognomie und Körperbau.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 22.