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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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A-b-c-Schütz(e) – Abdampfen

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Abchasen'

Ihr Gesicht hat bei dunkler Farbe unregelmäßige Züge; ihr Körper ist hager, von mittlerer Größe, doch kraftvoll und gut gebaut, das Haar meist schwarz. Im allgemeinen sind die A. grausam, arglistig und rachsüchtig. Ihre Hauptbeschäftigung ist Ackerbau, Viehzucht, Weinbau und Bienenzucht. Ausgeführt werden Wein, Honig, besonders Buchsbaumholz (von den Russen Palmenholz genannt), sowie andere Nutzhölzer. Die Zahl der A. wurde (1881) auf etwa 20000 geschätzt. Ihre Zahl war vor 1864 weit größer; aber seitdem, namentlich im Russisch-Türkischen Krieg von 1877 bis 1878, ist der größte Teil nach der Türkei ausgewandert. Das eigentliche Abchasien zwischen den Flüssen Ingur und Bsyb wird von einem eingeborenen Fürsten unter russ. Oberhoheit beherrscht; die Zebelda, das obere Thal des Kodor, unterwarf sich 1837, das Land Samursakan, zwischen Ingur und Onchur, 1839 den Russen. Die A. waren in ihren jetzigen Wohnsitzen schon den Alten als Avagos oder Abasgi bekannt. Zur Zeit Justinians wurden sie Christen; im 11. Jahrh. kamen sie unter die Herrschaft Georgiens. Seit der Mitte des 15. Jahrh., wo sie unter türk. Hoheit gelangten, sind sie Mohammedaner. Die eigentlichen A. erhielten 1771 wieder eigene Fürsten aus der Dynastie der Schirwaschidse, die sich 1824 unter russ. Oberhoheit stellten. Die vollständige Unterwerfung des Volkes gelang den Russen erst 1864, worauf die Massenauswanderung nach der Türkei begann. (S. Tscherkessen.)

A-b-c-Schütz(e), scherzhafte Bezeichnung eines Anfängers in der Schule, der zuerst (aus dem A-b-c-Buche) die Buchstaben lernt. Schützen wurden im ausgehenden Mittelalter die jüngern Schüler, namentlich die jüngern fahrenden Schüler genannt, im Gegensatz zu den ältern, den sog. Bacchanten (s. d.).

Abd (arab., «Knecht», «Sklave»), in Zusammensetzung mit den Gottesnamen bei den Arabern, wie in den semit. Sprachen überhaupt, dann auch bei allen Völkern, die den Islam angenommen haben, zur Bildung von Eigennamen verwendetes Wort, z.B. Abd Allâh, d.i. Knecht Gottes; Abd al-Kâder: Knecht des Mächtigen (nämlich Gottes); Abd al-Latif: Knecht des Huldreichen; Abd ar-Rahmân: Knecht des Barmherzigen; Abd al-Asis: Knecht des Mächtigen; Abd al-Medschid: Knecht des Glorreichen; Abd al-Hamîd: Knecht dessen, dem der Dank gebührt u.s.w. Im Türkischen entsprechen solchen Eigennamen jene, in denen der zweite Teil der Zusammensetzung das Wort Kuli: «sein Diener», ist, z.B. Allâh Kuli u.s.w.

Abdachung, im allgemeinen die Neigung einer Fläche gegen den Horizont, in der Geographie das allmähliche Abnehmen der Höhe eines Landes gegen die Meeresküste hin oder die den Lauf der abfließenden Gewässer bedingende geneigte Lage. Als Richtung dieser A. nimmt man die allgemeine Richtung der Hauptströme an. A. beim Hufbeschlag ist ein Teil der obern Fläche des Hufeisens (s. d.).

Abdachungsthäler, s. Thal.

Abdallàh (Abd Allâh), bei den mohammed. Völkern häufig vorkommender Name (s. Abd).

Abd al-Latîf, arab. Gelehrter, geb. 1162 zu Bagdad, begab sich nach sorgfältigen Studien in den verschiedenen Zweigen mohammed. Wissens, die er zum Teil in der Nizâmijja (s. Nizâm al-mulk) zurücklegte, nach Damaskus, wo Sultan Saladin die berühmtesten Gelehrten seiner Zeit um sich versammelte. Nachdem er einige Zeit dort an der großen ↔ Moschee Vorträge gehalten, ging er nach Kairo, wo er die Bekanntschaft des berühmten jüd. Gelehrten Maimonides machte und sich, wie später wieder in Damaskus, Jerusalem und Aleppo, vorzugsweise der Medizin widmete. Im Begriffe, die Wallfahrt nach Mekka zu unternehmen, starb er 1231 in Bagdad. A. war ein sehr fruchtbarer Schriftsteller auf dem Gebiete der Theologie, Philologie und Medizin. Sein bekanntestes Werk, ein Auszug aus einem größern, sind die «Denkwürdigkeiten Ägyptens». – Vgl. White, Abdollatiphi historiae Aegypti compendium (Oxf. 1800, arabisch und lateinisch) und die Bearbeitung von Silvestre de Sacy («Relation de l'Égypte», Par. 1810).

Abd al-Mumin Abû Mohammed, der Begründer der Dynastie der Almohaden (s. Almoraviden), geb. 1094 in der Nähe von Tlemßen, stammte aus dem berber. Stamme Kûmija und traf bald nach des Muhammed ibn Tumart Rückkehr nach der afrik. Heimat mit diesem Eiferer zusammen, der ihn in seinen engsten Kreis aufnahm und zu seinem Stellvertreter ernannte. Obwohl von Haus aus Theologe, war er nicht minder tüchtiger Krieger. Nach dem Tode des Ibn Tumart übernahm A. die Führung der Almohaden, vertrieb die Almoraviden aus Nordafrika, wo er (1140–47) Stadt auf Stadt eroberte, ging dann nach Spanien über, eroberte 1148 Cordoba, 1151 Almeria, 1154 Granada und dehnte seine Herrschaft bald über einen großen Teil des in sich zerklüfteten mohammed. Spanien aus. Auch in Nordafrika setzte er die Eroberungen fort, die er 1159 bis nach Tunis ausdehnte. Inmitten dieser glänzenden Erfolge starb A. 1163. Das Chalifat über das Almohadenreich war in der Familie des A. erblich; fast alle Fürsten dieses Hauses charakterisiert die Vereinigung von kriegerischem und theol. Interesse. (S. Almoraviden.)

Abd al-Wahhâb, Stifter der Wahhâbiten (s. d.).

Abdämmungssee, s. Seen.

Abdampf, s. Austrittsdampf.

Abdampfen, Evaporieren, in der Chemie und chem. Industrie diejenige Operation, bei welcher Lösungen nicht verdampfbarer Stoffe in flüchtigen Flüssigkeiten (Wasser, Weingeist u.s.w.), meist unter Anwendung von Wärme, ganz oder teilweise vom Lösungsmittel (durch Verwandlung desselben in Dampf) befreit werden. A. zur Trockne findet bei völliger Entfernung der lösenden Flüssigkeit statt, während teilweises A. nur konzentriertere Lösungen liefert. Durch dieses Konzentrieren wird häufig die Abscheidung der gelösten Stoffe in festem Zustande bezweckt. Sind die letztern in heißer Flüssigkeit reichlicher löslich als bei gewöhnlicher Temperatur, so setzt man das A. nur bis zum Krystallisationspunkte fort, d.h. bis zu jenem Verhältnis, bei dem das Lösungsmittel in der Hitze gerade noch hinreicht, um den festen Körper in Lösung zu erhalten. Bei sinkender Temperatur scheidet er sich dann in festem, meist krystallinischem Zustande ab. Ist das Lösungsmittel, wie z.B. Wasser, wertlos, so läßt man seinen Dampf in die Luft entweichen. Im andern Falle destilliert man es ab, d.h. man nimmt das A. in geschlossenen Kesseln vor, aus denen die Dämpfe (z.B. vom Weingeist) in ein durch umspülendes kaltes Wasser gekühltes, abwärts gerichtetes Rohr treten, in dem sie sich verflüssigen und in untergestellte Behälter herabrinnen (s. Destillation). Beim A. an freier Luft dagegen bedient man sich meist flacher Gefäße, Pfannen und Schalen, in denen die

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 23.